Die Übernahmen der drei BI-Spezialisten Hyperion, Business Objects und Cognos war im Wesentlichen die Folge der Reifung des gesamten BI-Marktes. Oracle, SAP und IBM haben rund 15 Milliarden US-Dollar hingelegt, um einen bedeutenden Anteil des Business-Intelligence-Marktes zu erobern. Zusätzlich haben kleinere Übernahmen die Menge der Softwarehersteller reduziert. Die Anzahl der Produkte ist dagegen gleich geblieben.
Synergien lassen sich nach den Zusammenschlüssen nur durch die Zusammenführung von Produktlinien und eine effizientere Organisationsstruktur erreichen. Diese Aufgabe wird die Anbieter in den nächsten Jahren hinreichend beschäftigen, ohne dass sie die Kunden allzu oft mit neuen Angeboten überfordern werden. Da geht es eher um das Integrieren bislang eigenständiger Lösungen, die problemlos miteinander kommunizieren und Daten austauschen können sollten.
Allerdings droht genau hier Gefahr durch das so genannte Locked-in-Syndrom: Anwender haben keine Chance mehr, den Einsatz von langsamen, schlecht funktionierenden oder schlicht zu teuren Komponenten zu vermeiden, da durch die Integration verschiedener Module freie Interoperabilität und offene Schnittstellen verhindert werden. Noch weisen die Softwareanbieter solche Szenarien weit von sich und verweisen auf die Unabhängigkeit ihrer Komponenten von speziellen Quellsystemen oder Infrastrukturen. Doch Strategien können sich unter dem Druck von Vertriebsabteilungen oder Anteilseignern bekanntlich auch ändern, und so besteht die Gefahr, dass für Innovationen bei den jüngst gewachsenen Großanbietern aufgrund der Last der Integration wenig Entwicklerkapazität bereitsteht
Die verbleibenden großen BI-Anbieter SAS (Umsatz über zwei Milliarden US-Dollar) und Information Builders (Umsatz rund 300 Millionen US-Dollar) befinden sich mehrheitlich in Privatbesitz. Das sorgt für eine gewisse Stabilität, heißt aber nicht, dass die Unternehmen langfristig unabhängig bleiben. Dies gilt mit Einschränkungen auch für das börsennotierte MicroStrategy (Umsatz 350 Millionen US-Dollar), wo praktisch alle Stimmrechte beim ursprünglichen Eigentümer konzentriert sind. Aus unserer Sicht sind alle drei wie auch die börsennotierte Informatica potenzielle Übernahmekandidaten.
Die Schlacht ist noch nicht vorbei
Aufseiten der potenziellen Käufer drängen mit HP, Infor und Software AG neue Anbieter ebenso in den Markt wie mit Teradata bestehende, um durch eventuelle Zukäufe größere BI-Lösungen zusammenzustellen. Zudem klopfen neue Wettbewerber an die Tür: Open-Source-Angebote wie von Jedox oder Pentaho, gehostete Lösungen auf Mietbasis (SaaS) und Appliances, also vorkonfigurierte Komplettlösungen, haben durchaus das Potenzial, etablierten Anbietern Konkurrenz zu machen. Generell bleibt der BI-Markt vital: Spezialanbieter finden weiterhin Nischen, neue Player können sich dennoch etablieren; der Markt sieht also heute ganz anders aus als noch vor einem Jahr und ist weiterhin in Bewegung. Das ist auch gut so, denn es gibt noch genug Bedarf an Innovation. Freuen wir uns darauf!