BlackBerrys sind eine beliebte Plattform für Drittentwickler. Rund um die E-Mail-Smartphones von RIM gibt es eine aktive Entwicklergemeinde, die großartige, nützliche und teilweise einfach lustige Anwendungen schreiben. Das Problem bislang: Es gab keine zentrale Anlaufstelle, Interessenten mussten sich in Foren wie CrackBerry oder Blogs wie BlackBerryCool über Zusatzprogramme informieren und konnten Programme nur über den Desktop-Manger oder direkt aus dem Internet installieren.
Eine deutlich bessere Lösung ist da ein zentraler Marktplatz für Anwendungen, wie ihn beispielsweise das Apple iPhone oder das T-Mobile G1 mitbringt. Die Idee dahinter ist simpel: Den Nutzern der Handys soll es möglichst einfach gemacht werden, neue Programme für ihre Handys zu finden und zu installieren. Auch für BlackBerrys soll so ein Verzeichnis künftig möglich sein, die RIM-Lösung nennt sich Blackberry App World.
Die App World ist ein Zusatzprogramm, das auf den BlackBerrys installiert werden muss. Anschließend erhält der Nutzer Zugriff auf die Datenbank, in der bereits eine beachtliche Anzahl von Programmen hinterlegt ist. Das Problem dabei: Derzeit ist die BlackBerry App World nur für Nutzer aus den USA, Kanada und Großbritannien zugänglich. Die Wartezeit ist vorbei, ab sofort sollen auch Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz Zugriff auf den virtuellen Laden für BlackBerry-Anwendungen erhalten.
TecChannel konnte bereits vorab ein Bild der neuen App World machen. In diesem Artikel stellen wir Ihnen den neuen Dienst von RIM vor und zeigen einige der besten Anwendungen.
Installation und Voraussetzungen
Wie bereits erwähnt, erfordert die App World einen Client auf dem Endgerät. Dieser lässt sich per Over-the-air-Installation von der Website BlackBerr.com/AppWorld laden und installieren. Anschließend ist der Client einsatzbereit und kann aus dem Untermenü „Downloads“ aufgerufen werden. Beim ersten Start benötigt die App World eine Verbindung über die 2G- oder 3G-Verbindung des BlackBerrys, danach kann man auch über WLAN in den virtuellen Shop.
Ein Großteil der Anwendungen ist kostenfrei. Dennoch können Entwickler auch die Vergütungen festlegen. Die RIM-Preisskale sieht demnach 2,75 Euro als Mindestpreis vor. Die Bezahlung läuft dabei über die eBay-Tochter PayPal. Das ist ein cleverer Schachzug, da sich RIM so den Aufbau einer eigenen Infrastuktur für E-Commerce spart.
BlackBerry App World in der Praxis
Die Bedienung der App World ist einfach. Startet man die Anwendung, baut sie eine Verbindung zum zentralen Server auf und lädt die Daten nach. Begrüßt wird der User von den „Featured Items“. Das sind ausgewählte Anwendungen, die das Team hinter der App World für besonders empfehlenswert hält.
Unter den Empfehlungen finden sich die vier Menüpunkte Categories, Top Downloads, Search und MyWorld. Vor allem der Bereich Categories hat es in sich. Dahinter verbergen sich zum Testzeitpunkt 13 Unterkategorien, in denen alle verfügbaren Applikationen hinterlegt sind.
Teilweise überschneiden sich diese, die Sortierung ist nicht immer klar. Das könnte Anwender möglicherweise verwirren, sodass sie in der falschen Kategorie suchen. Praktischerweise lässt sich jede Unterkategorie direkt nach Schlüsselwörtern durchsuchen, was bei der Orientierung hilft. Wenn der Softwarebestand in Zukunft aber wächst, kann die Einteilung schnell unübersichtlich werden. Hier sollte RIM in jedem Fall noch nacharbeiten und die Kategorien vereinfachen.
Experimentierfreudige Anwender werden die Rubrik Top Downloads mögen. Dort sammeln sich die beliebtesten Downloads der gesamtem App World. Zum Testzeitpunkt waren dort vor allem kostenlose Anwendungen und die Messenger vertreten.
Besonders praktisch ist der Menüpunkt Search. Hier kann man die App World nach Begriffen und Produktnamen durchsuchen. Die Suche ist dabei überraschend schnell. Angezeigt werden alle Anwendungen, die zum Begriff passen. Das klappte im Test bereits gut, allerdings zeigt sich, dass beliebte Anwendungen wie beispielsweise TwitterBerry noch nicht im Katalog stehen. Das kann unter anderem damit zusammenhängen, dass RIM eine Gebühr von 200 Dollar für das Einstellen der Programme verlangt. Es bleibt abzuwarten, ob es eine Art Stipendium oder Sponsoring für Freeware-Entwickler geben wird.
Bleibt noch der Punkt MyWorld. Darin kann man einsehen, welche Anwendungen bereits auf dem BlackBerry installiert wurden. Zusätzlich kann man Rezensionen zur jeweiligen Anwendung schreiben oder sie jemand anderem empfehlen.
Kauf, Download, Installation
Der eigentliche Installationsvorgang ist simpel. Sobald man eine passende Anwendung gefunden hat, kann man sie direkt herunterladen und installieren. Sollte sie nicht kostenlos sein, wird man aufgefordert, seine Zugangsdaten zu PayPal anzugeben. Die App World erkennt auch, wenn ein Sicherheits-Token von Verisign verwendet wird. In diesem Fall muss das Passwort um den sechsstelligen Schlüssel ergänzt werden.
Praktisch ist, dass einige Hersteller für ihre Anwendungen kostenlose Trial-Versionen anbieten. Damit lassen sich die Anwendungen vor dem Kauf testen. Hier sollte RIM die Entwickler dazu anhalten, für deutlich mehr Anwendungen Testversionen in den Markt zu stellen.
Nach der Installation finden sich die Anwendungen teilweise gleich in den passenden Ordnern. So wurde der ICQ-Client etwa direkt im Untermenü Instant Messaging abgelegt. Andere Anwendungen landen im Download-Ordner und müssen separat verschoben werden.
Eine Grenze gibt es aber in der App World: Anwendungen, egal ob gekauft oder kostenlos, lassen sich nur auf dem internen Speicher des Smartphones ablegen. Die Applikationen können nicht auf Speicherkarten gesichert oder von diesen gestartet werden.
Neu: Informationen für Entwickler
Seit dem 31. Juli 2009 ist die BlackBerry App World für deutlich mehr europäische Nutzer geöffnet, auch Deutschland, Österreich und die Schweiz gehören dazu. Zeitgleich stellt RIM ein neues Portal für Entwickler zur Verfügung. Größte Neuerung ist, dass sich einzelne Anwendungen nun in mehreren Sprachen und für unterschiedliche Geräte optimiert einreichen lassen.
Wer nun seine eigenen Anwendungen für die App World entwickeln oder portieren will, sollte zunächst das Developer Portal anlaufen. Darin wird unter anderem erklärt, welche Zusatzinformationen zu einer Applikation gereicht werden müssen (unter anderem ein Bild, eine Kategorie, die Sprache, Screenshots oder die unterstützten OS-Versionen.). Die FAQs erklären außerdem, wie das Preismodell bei Anwendungen aussieht. Nützlich ist auch der Menüpunkt „Resources“, dort finden sich unter anderem Anleitungen, SDKs, die Developer Labs und die Knowledge Base.
Fazit: Gute Anlaufstelle für Anwendungen
Die App World erfüllt ihren Zweck bislang nur zum Teil: Sie ist zwar ein zentrales Lager für eine große Anzahl von Applikationen, beliebte Freeware-Programme fehlen aber noch. Dennoch ist die App World eine praktische Erweiterung für alle, die ihre BlackBerrys nicht nur als reine E-Mail-Maschinen verwenden. Hierin liegt übrigens auch ein mögliches Problem. Denn vergnügungssüchtige Nutzer können den verbrauchten Traffic des Smartphones durch verschiedenste Anwendungen deutlich in die Höhe schnellen lassen. Als Gegenmaßnahme können Administratoren die App World oder einzelne Anwendungen mittels eine IT Policy im BES deaktivieren.
Alles in allem macht die App World einen guten ersten Eindruck. Klar, sie ist weder neu noch übermäßig innovativ, aber man findet Zusatzanwendungen damit deutlich einfacher, als wenn man sie im Internet zusammensuchen müsste.
Innerhalb der nächsten Monate soll die App World auch bei uns verfügbar sein. Einen genauen Termin zum Start wollte uns RIM noch nicht mitteilen. Administratoren sollten sich daher zeitig auf eine zum Unternehmen passende Nutzer-Policy für die App World festlegen und diese den Nutzern klar kommunizieren. (mja)
Der Artikel erschien bei unserer Schwesterpublikation TecChannel.