Anthony Klotz, Professor an der UCL School of Management in London, hatte die Great Resignation zuerst entdeckt und den Begriff geprägt. Jetzt spricht der Wissenschaftler von einem neuen Trend: Job Boomeranging. Ehemalige Beschäftigte kehren in Scharen zu ihren früheren Arbeitgebern zurück.
Wie The Next Web berichtet, gaben während der Corona-Pandemie allein in den USA rund 47 Millionen Menschen ihren Job auf. In den europäischen Ländern erreichte der Trend im Herbst 2021 seinen Höhepunkt: Die an ihre Home-Offices gefesselten Arbeitnehmer hatten - vielleicht zu viel - Zeit und Muße, um über ihre Lebensentwürfe nachzudenken. Eine bessere Work-Life-Balance, mehr Geld, mehr "Sinn" oder schlicht ein schneller Aufstieg auf der Karriereleiter - diese und andere Motive führten zu den oft kurz entschlossenen Kündigungen.
Auf Big Resignation folgt Big Regret
Doch nun sind viele von ihnen zu sogenannten "Boomerangern" geworden: Sie bereuen ihre Entscheidung und klopfen bei ihren ehemaligen Arbeitgebern wieder an. Klotz spricht vom "Big Regret" (deutsch: Großes Bedauern). Hintergrund sei, dass der Jobwechsel oder auch ein Rückzug in die Selbständigkeit für viele nicht wie geplant funktioniert habe.
UKG, eine Plattform für Personalmanagement, hat im vergangenen Jahr eine Umfrage in sechs Ländern durchgeführt. Das Unternehmen stellt in der Studie Resign, Resigned or Re-sign? fest: Mehr als 40 Prozent der Beschäftigten, die während der Pandemie kündigten, sehnen sich nach ihrem alten Job zurück. Beim neuen Arbeitgeber sind sie auf ähnliche Probleme und Barrieren gestoßen wie beim alten, doch sie vermissen die vertrauten Gesichter und Routinen. Jeder fünfte Kündiger hat demnach bei seinem ehemaligen Arbeitgeber erneut angeheuert, weitere Millionen sollen offen sein für eine Rückkehr.
Die COMPUTERWOCHE hat sich in zahlreichen Beiträgen mit der Great Resignation beschäftigt:
Unternehmen sind offen für Rückkehrer
Management-Professor Michael A. Campion und andere beschreiben das Phänomen der Boomerang-Mitarbeitenden im Journal of Management und stellen fest, es sei heute nicht ungewöhnlich, dass Angestellte im Laufe ihrer Karriere für viele Arbeitgeber tätig würden. Die Unternehmen seien offener denn je für Wiedereinstellungen, weil sie die Kandidatinnen und Kandidaten gut kennen würden und die Risiken einer Einstellung geringer seien als bei unbekanntem Personal. Die Einarbeitungszeit sei zudem kürzer, da die Beschäftigten mit Systemen, Prozessen und Menschen schon vertraut seien. Sie wüssten um die Kultur und die Werte des Unternehmens, so Campion.
Der Wissenschaftler stellt aber auch fest, dass sich Unternehmen mit den Rückkehrern meistens keine Menschen holten, die bereit seien, die "Extrameile" zu gehen. Das Arbeitsniveau pendele sich meist schnell auf dem alten und bekannten Niveau ein.
Mal auf einen Kaffee treffen ...
Mitarbeitenden, die mit einer Rückkehr liebäugeln, empfiehlt The Next Web, sich mit dem ehemaligen Vorgesetzten oder dem Recruiting-Team der Ex-Firma in Verbindung zu setzen. Es gehe darum, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob ein solcher Kontakt positiv aufgenommen wird und es sich lohnt, in einen vertiefenden Dialog zu treten. Wer seinem Ex-Chef noch nahe steht, sollte sich mit ihm auf einen Kaffee verabreden und ihm offen erzählen was los ist. Man wird schnell feststellen, ob es eine Möglichkeit gibt zurückzukehren. (hv)