Damit bei der Lektüre unseres Schwerpunkts ab Seite 20 kein falscher Eindruck entsteht: Man kann die IT-Branche nicht für alles verantwortlich machen, was in der Mittelstands-IT nicht oder nur unzureichend funktioniert. Kleinere Unternehmen sind zum Teil selbst schuld daran, dass sie zu viel Geld für die falschen Systeme und Anwendungen bezahlen. Gerade inhabergeführte Firmen verpassen häufig den Punkt, an dem es vonnöten wäre, die Informationsverarbeitung in Expertenhände zu legen, statt sie nach patriarchalischem Bauchgefühl zu erledigen. Besser wird die Lage auch nicht unter dem Regime verantwortungsbewusster und motivierter, aber überforderter "Gurkentruppen", die IHK-Beraterin Elisabeth Slapio vielerorts im Mittelstand ausmacht. Weder Berater noch Produktanbieter können etwas dagegen tun, wenn die Tür deshalb zu bleibt. Wovon wir die Branche jedoch nicht freisprechen können, ist der Vorwurf, sich zu wenig auf die branchenspezifischen Prozesse und vor allem die finanziellen Möglichkeiten des Mittelstands einzulassen.
Typische mittelständische IT-Defizite finden sich auch im deutschen Einzelhandel, der zunehmend Probleme hat, sein Revier gegen international aufgestellte Platzhirsche zu behaupten. Es sind Riesen wie Metro und Wal-Mart, die die hoch hängenden Früchte ernten, will heißen: die auch aus knappen Potenzialen noch Margen machen. Size matters - das ist offenkundig. Aber schiere Größe im Zusammenhang mit Unbeweglichkeit ist auch im Handel eher eine Behinderung denn ein Vorteil. Den Unterschied, das zeigt unsere Titelgeschichte ab Seite 56, machen wie in keiner anderen Branche die CIOs der Handelsunternehmen - sofern es sie denn gibt. Nur mit intelligenter und stringenter IT-Unterstützung der logistischen Prozesse können Einzelhändler im immer schärferen Wettbewerb bestehen.
Viel Gewinn beim Lesen wünscht
Heinrich Seeger