Das DFKI (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) hat für seine Entwicklung eines mobilen Arbeitsplatzes für Radiologen einen Preis gewonnen: Einer der "German High Tech Awards 2011" wurde auf dem weltweit größten Kongress für medizinische Bildgebung der RSNA (Radiological Society of North America) an Daniel Sonntag vom DFKI übergeben.
Das RadSpeech genannte System ist ein mobiler Arbeitsplatz hauptsächlich für Radiologen. Laut DFKI soll der so ausgestattet sein, "wie sich viele Radiologie-Spezialisten ihren Arbeitsplatz der Zukunft wünschen: mit sprachlicher Interaktion im mobilen Umfeld". Per Sprachbefehl könnten Radiologen oder behandelnde Ärzte dann elektronische Krankenakten mit den dazugehörenden Bilddateien "abrufen, durchsuchen und per Touchgeste auf dem iPad beliebig anordnen".
Bilder aus radiologischen und tomografischen Untersuchungen lassen sich in einer solchen Umgebung "mithilfe natürlicher Sprache und Zeigegesten annotieren und über eine semantische Suche wieder finden". Diese Technologie sei sogar weiter ausbaubar: Die dialogbasierte Bildsuche und die Annotation könnten die Grundlage für zukünftige computergestützte klinische Entscheidungsfindung und Diagnose bieten, also über den engeren radiologischen Bereich hinausgehen, schreiben die Forscher vom DFKI.
Wie das DFKI darüber hinaus mitteilt, kann durch die intuitive Benutzbarkeit von RadSpeech der Arbeitsablauf eines Arztes unterstützt werden. Dies sei besonders in Situationen wichtig, in denen keine feste Arbeitsstation zur Verfügung stehe. Man denkt dabei vor allem an die Patientenvisite oder an Besprechungen unter Ärzten.
RadSpeech biete gegenüber bisherigen Lösungen einen entscheidenden Vorteil. So sei es zwar schon möglich, Patientendaten außerhalb der Radiologiestation näher anzuschauen und zu durchsuchen. Doch für die weitergehende Interpretation dieser Daten stünden noch keine geeigneten Hilfsmittel bereit.
Verbesserte Kommunikation und Diagnose mit RadSpeech
Das soll sich durch die neue Entwicklung jetzt ändern. Mit RadSpeech gehe es um "die nächste Generation intelligenter, skalierbarer und intuitiver Benutzerschnittstellen für die semantische Suche in medizinischen Bildverarbeitungsbereichen". Ärzte könnten, sobald geeignete Geräte am Markt verfügbar seien, die gespeicherten Informationen nicht nur für Bildinhalte nutzen, sondern auch für "die komplexen Prozesse im Sprachverstehen und im Dialogmanagement". Unter Einbeziehung von qualifiziertem Fachwissen können dann verschiedene Sichten auf medizinische Bilder (zum Beispiel strukturelle, funktionale und krankheitsbedingte Aspekte) explizit repräsentiert und anwendbar gemacht werden, entweder direkt beim Patienten oder während Teamsitzungen.
Das Entwicklungsprojekt zu RadSpeech findet im Rahmen des Transfers der DFKI-Dialogtechnologie in industrierelevante medizinische Anwendungsfelder statt. Hierfür gibt es Fördermittel durch "Theseus", ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) initiiertes Forschungsprogramm. Es hat sich zum Ziel gesetzt, den "Zugang zu Informationen zu vereinfachen, Daten zu neuem Wissen zu vernetzen und die Grundlage für die Entwicklung neuer Dienstleistungen im Internet zu schaffen".
Im Bereich "Theseus Medico" arbeiten Forscher an semantischen Technologien, um heterogene Informationen in Texten, Bildern oder Labordaten "strukturiert aufzubereiten" und anschließend "in intelligenten und vernetzten Medizindatenbanken zugänglich" zu machen. Ärzte sollen auf diese Weise Bilddatenbanken und Fachliteratur schneller auswerten und so ihre Diagnosen verbessern können.
Wie das DFKI mitteilt, spielten bei der Entwicklung von RadSpeech auch neue iPad-Anwendungen für Radiologie, die in den USA bereits von der FDA (Food and Drug Administration) lizenziert wurden, eine Rolle. Apples neue Siri-Applikation werde darüber hinaus, so die Forscher, weitere Zielgruppen für Sprachanwendungen erschließen.