Gutnachbarschaftliche Beziehungen unterhält Südzucker nicht nur mit seinen Rübenbauern. Die Walldorfer SAP ist seit 1988 mit dem Zuckermulti im Geschäft. Vor rund fünf Jahren erfolgte die Migration von SAP/R2 auf SAP R/3. Nach den Bereichen externes Rechnungswesen, Erlös- und Kosten-Controlling, Vertrieb, Beschaffung und Anlagen-Management an diversen deutschen Standorten stand bei den Südzucker-IT-Verantwortlichen der elektronische Einkauf auf der Agenda. Auch er wurde mit einer SAP-Lösung realisiert.
Die starke Expansion des Unternehmens mit inzwischen rund 18.000 Beschäftigten an 70 Standorten in 13 Ländern, der Aufbau neuer Geschäftsfelder wie etwa Functional Food, Stärke, Fruchtzubereitungen und -konzentrate oder Bioethanol stellten auch die IT vor neue Herausforderungen.
Etwa 30 Prozent des operativen Gewinns gehen inzwischen auf das Konto von Pizza und Portionspackungen, Biotreibstoff und Zuckerersatzstoff. So hat Südzucker vor zwei Jahren die Entsprechungserklärung zum Deutschen Corporate Governance Kodex abgegeben mit allen Konsequenzen für die IT-Verantwortlichen. Risiko-Management und Risiko-Controlling spielen im Unternehmen, das 2003/2004 einen Jahresumsatz von rund 4,6 Milliarden Euro machte, eine entscheidende Rolle. Ein Qualitätssicherungsprogramm soll Risiken in der Produktqualität und –sicherheit minimieren, die bei der Verarbeitung des Rohstoffs Zucker naturgemäß auftreten. Die 2004 veröffentlichten Standards des International Accounting Standards Board, IFRS 3, hat Südzucker bereits für das Geschäftsjahr 2003/2004 umgesetzt.
Karl Schnatterbeck, Leiter Zentralabteilung Organisation/IT, setzt bei Südzucker auf eine möglichst zentrale IT. Denn zurzeit stehen entsprechende Projekte für Rechenzentren und Applikationen an. Zudem will Südzucker seine SAP-Server konsolidieren und Citrix-Terminal Server für zentrale Anwendungen einführen. Eine erst kürzlich installierte Netzwerklösung von Vanco sorgt für sichere Verbindungen nicht nur zwischen Stammhaus und Tochtergesellschaften.
Selbst der Landwirt auf dem Feld, so er denn im Auftrag von Südzucker arbeitet, hat inzwischen statt der Mistgabel den Tablet PC fest im Blick. So ersetzte Tiense Suikerraffinaderij in Belgien, eine Südzucker-Tochter, die papierbasierte Logistik für den konstanten Nachschub mit Zuckerrüben vom Feld in die Fabrik durch eine mobile IT-Lösung. In Zusammenarbeit mit Fabricom GTI wurde das "Vital" genannte Projekt, realisiert. Die Verladekräne auf dem Feld wurden mit wetterfesten "Blackboxes“ mit einem Fujitsu Siemens Tablet PC und den notwendigen Anschlüssen ausgestattet. Heute läuft der gesamte Erntevorgang Chipkarten-basiert ab. LKW-Fahrer erhalten alle notwendigen Informationen vor Ort und registrieren sich auf dem Feld und in der Fabrik mit ihrer Chipkarte.
Auch die Koordination von Transportwesen und Logistik für die mehr als 50 Zuckerfabriken in Belgien, Deutschland, Frankreich, Österreich, Polen, Tschechien, der Slowakei, Rumänien, Ungarn und Moldawien ist eine Herausforderung für jeden IT-Verantwortlichen. So werden alleine bei der Agrana, einer österreichischen Südzucker-Tochtergesellschaft, jährlich 360.000 Tonnen Zucker, 200.000 Tonnen Stärke und über 400.000 Tonnen Futtermittel verteilt. Mehr als 15 Transportdienstleister übernehmen die Zustellung der monatlich rund 1.400 Sendungen. Agrana wollte die Frachtkosten kalkulieren und über ein Frachtgutschriftverfahren die Abrechnung mit den Spediteuren vereinfachen. Mit einer Lösung des E-Logistik-Anbieters Inet-Logistics konnten die administrativen Kosten gesenkt und die Mitarbeiter entlastet werden.
Für das Geschäftsjahr 2004/2005 rechnen Analysten mit einer Gewinnsteigerung von sieben Prozent bei Südzucker. Damit werden nicht nur die Anforderungen an die IT in Mannheim und an den einzelnen Südzucker-Standorten, sondern auch an spezielle Projekte, wie das Zentrallabor steigen. Dort werden jährlich 20.000 Proben mit bis zu 15 Analysegängen mit einem hochmodernen Labor-Management-System der Firma Pragmatis bearbeitet.