Kein Anschluss unter dieser Nummer? Neue, moderne Smart-TVs sind die erklärten Stars auf der diesjährigen IFA in Berlin und sollen wieder Schwung ins Geschäft bringen. Doch die Nutzer halten sich bislang zurück. Die Vorzüge der Geräte und die Verbindung mit Netz-Anwendungen wie Facebook, Skype oder YouTube sowie den Mediatheken werden von den Verbrauchern kaum genutzt. Oder sind sie gar nicht bekannt? Nur gut die Hälfte (58 Prozent) der Smart-TVs in den Wohnzimmern sind überhaupt ans Internet angeschlossen, wie jüngst eine Studie der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu ergab.
Die Branche hat ein Kommunikationsproblem erkannt. Immerhin hat man sich nun auf einen Begriff geeinigt. Zuvor konnten sich die Nutzer zwischen Web-TV, Internet-Fernsehen, Smart-TV, Hybrid-TV und IP-TV entscheiden - alles Konzepte, die ähnlich oder in verschiedener Weise Netzinhalte auf den Fernseher bringen sollten. Erstmals wurde verbandsübergreifend eine Kampagne gestartet, um die Verbraucher aufzuklären. Ein neues Logo soll Übersicht in den Angebots-Dschungel bringen. Und eine Website erklärt die Vorzüge der netzfähigen Fernseher.
"Es ist wichtig, den Komfort zu erhalten"
"Wir wollen den Nutzern die Schwellenangst nehmen, auch ohne Handbücher und Installationsanweisung", sagt Hans Wienands, Chef von Samsung Deutschland und Vorsitzender des Fachverbands Consumer Electronics im Branchenverband ZVEI. "Die Smart-TV-Initiative haben wir ganz bewusst ins Leben gerufen, da vielen Nutzern die Verbindung von mobilen und Heimgeräten wahnsinnig kompliziert erscheint." Der Umgang werde aber immer einfacher. "Es ist wichtig, den Komfort zu erhalten", sagt Wienands. Die Nutzer wollten auch auf dem Smart-TV auf Knopfdruck die Tagesschau sehen können.
Einfache Bedienbarkeit hat sich als einer der wichtigsten Trends unter den Geräteherstellern entwickelt. Allein die ständig wachsende Anzahl an verfügbaren Apps hat zu neuer Unübersichtlichkeit geführt. Um dabei weiter eine Orientierung zu ermöglichen, arbeiten alle großen Hersteller an neuen Bedienkonzepten, die auf der IFA zu sehen sein werden.
In den letzten Jahren habe sich die Bedienführung bei den Geräten immer deutlicher verbessert und vereinfacht. "Es gibt eine Entwicklung von Hightech zu Shytech", sagt Wienands. Das Kunstwort setzt sich aus "tech" für Technik und dem englischen "shy" für scheu zusammen. "Die Technik tritt immer mehr in den Hintergrund", erläutert Wienands den Trend. Samsung habe deshalb auch Studien zu den Wünschen der Nutzer in Auftrag gegeben und anhand der Ergebnisse das Benutzer-Interface weiter optimiert.
Wohin geht die Entwicklung?
Im September werde die IFA wieder starke Impulse setzen, ist sich die Branche sicher. Die Kaufzurückhaltung werde durch neue Produkte abnehmen. "Wir werden das Interesse der Nutzer wieder wecken können, ist sich Wienands sicher. Nach sehr erfolgreichen Jahren hätten sich die Verbraucher in den vergangenen neun bis zehn Monaten vor allem auf mobile Innovationen gestürzt. Der Smartphone-Markt werde sich aber auf sehr hohem Niveau stabilisieren. Für die zweite Jahreshälfte erwartet Wienands bereits, dass sich die Nutzer wieder dem Fernsehgerät zuwenden. "Die Marke von 10 Millionen verkauften Geräten wird schwer zu erreichen sein", sagt Wienands. Aber der Verkauf werde noch immer doppelt so hoch ausfallen wie etwa noch im Jahr 2004.
Neue Impulse durch die IFA können die TV-Hersteller gut gebrauchen. Im ersten Halbjahr sackte der Umsatz mit den Geräten um mehr als ein Viertel (minus 26 Prozent) ab, mit 2,7 Millionen Stück wurden exakt 25 Prozent weniger Geräte verkauft. Das Smartphone hat den Flachbildfernseher deutlich den Rang abgelaufen. Die Hosentaschencomputer verkauften sich wie geschnitten Brot. Der Umsatz legte um 26,9 Prozent auf gut 3,6 Milliarden Euro zu. Das Geschäft mit TV-Geräten war mit knapp 2,3 Milliarden Euro deutlich kleiner.
Ob die Initiative für das Smart-TV den erhofften Erfolg bringt, bleibt jetzt abzuwarten. Das Problem sei, dass das Thema nicht so einfach zu kommunizieren sei, und es werde noch immer falsch verstanden, sagt Branchenexperte Hartmut Krafczyk. "Es geht nicht darum, Dinge am Smart-TV zu machen, die man sonst am Computer erledigt." Die Entwicklung befinde sich noch in den Kinderschuhen. "Keiner weiß, wie sich Smart-TV eines Tages entwickeln wird", sagt Krafczyk. "Alle reden darüber, aber im Prinzip warten sie nur darauf, dass ein Mark Zuckerberg kommt und ihnen erklärt, wohin die Reise geht." (dpa/tö)