Zweitauto war früher – jetzt geht der Trend zum Zweit-Tablet. Das jedenfalls ist eine der Vorhersagen, die Deloitte für 2012 im Bereich Technologie und Medien trifft. Billig-Smartphones sind nach Ansicht der Berater ebenfalls im Kommen. Im Business-Bereich bricht laut Deloitte zumindest die Pilotierungsphase für das Megathema Big Data an.
„Die Zahl der verkauften Tablets wird sich innerhalb der kommenden vier Jahre in Deutschland vervierfachen“, sagt Deloitte-Partner Andreas Gentner. Weltweit stellen die Besitzer mehrerer Tablet-Rechner eine kleine, aber wachsende Minderheit dar. Jedes 20. in diesem Jahr verkaufte Tablet geht laut Studie an Personen oder Haushalte, die bereits über ein solches Gerät verfügen. Trifft das so ein, handelt es sich um etwa fünf Millionen Stück im Wert von mehr als anderthalb Milliarden US-Dollar.
Kleine Tablets zum Lesen und Anschauen von Fotos
Nach Deloitte-Einschätzung ist dies eine Folge der zunehmenden Differenzierung auf dem jungen Markt. Bislang maßen Tablets fast durchweg 10 Zoll. Inzwischen gibt es immer kleinere Mini-Rechner sowie Unterschiede bei Prozessoren, Betriebssystemen und Vertriebsmodellen. Deloitte geht davon aus, dass 2012 einige Dutzend Millionen 5- und 7-Zoll-Tablets verkauft werden. Die Dinger sind nach Einschätzung der Berater in der Regel für 100 bis 200 Dollar zu haben – deutlich günstiger also als ihre größeren Konkurrenten, attraktiv auch für Besitzer eines 10-Zoll-Tablets und somit ein echter Wachstumstreiber.
Das sei vor allem so, weil sich unterschiedliche Tablets für unterschiedlichen Gebrauch eigneten. „Kleinere Tablets dürften häufig zum Lesen von Büchern, zur Nutzung von Phone-Apps, zum Anschauen von Fotos mit Freunden und Familie und zum Checken der E-Mails dienen“, heißt es in der Studie. Wegen der geringeren Prozessorleistung seien sie hingegen weniger nützlich beim Surfen im Internet, Lesen von Business-Dokumenten, Analysieren von Daten oder bei der Textverarbeitung.
Deloitte geht davon aus, dass immer mehr Tablets zu den Herstellungskosten oder darunter angeboten werden. Verdient werden solle nicht mit der Hardware, sondern mit den dafür angebotenen Dienstleistungen. Ein zusätzlicher Treiber für den Markt komme aus dem Unternehmensbereich. Aus Sicherheits- und Kompatibilitätserwägungen drängten Firmen ihre Mitarbeiter zum Gebrauch einheitlicher Endgeräte. Damit würde logischerweise ein weiterer Schub bei den Tablet-Verkäufen einhergehen.
500 Millionen Billig-Smartphones
Eine ähnliche Entwicklung prognostiziert Deloitte für den Smartphone-Markt. Ende des Jahres sind demnach weltweit 500 Millionen Billig-Smartphones in Gebrauch, die um die 100 Dollar kosten und weniger Power und Funktionalitäten bieten als andere Geräte. Aus Verbrauchersicht sei ein Handy oft schon dann „smart“, wenn es einen Touch-Screen oder eine vollständige Tastatur beinhalte. Für viele Konsumenten stelle ein 100 Dollar-Smartphone gewissermaßen die höherwertige Version eines üblichen Mobiltelefons dar, so Deloitte.
300 Millionen Schmalspur-Smartphones werden laut Deloitte-Prognose in diesem Jahr weltweit verkauft. Das entspreche einem Fünftel der Gesamtstückzahl. Statt 3G werde die Konnektivität eher über GPRS oder EDGE hergestellt; für den Prozessor müssten 200 bis 600 MHz genügen; das Betriebssystem sei häufig geschlossen. Nach Ansicht von Deloitte stören solche Einschränkungen beim App-Download die anvisierte Zielgruppe aber nicht. Für die Kunden seien eher die Fortschritte gegenüber ihren bisherigen Handys relevant.
2012 also eine einzige Verschlankungskur? Keineswegs, jedenfalls nicht im Bereich der Unternehmens-IT. Hier macht Deloitte Big Data als beherrschendes Trend-Thema aus. Die Zeichen stünden hier auf Wachstum und Marktdurchdringung. 2009 noch habe es erst eine Handvoll Big-Data-Projekte mit einem Volumen von zusammen nicht einmal 100 Million Dollar gegeben. In diesem Jahr bewegten sich die Umsätze demgegenüber bereits bei über einer Milliarde Dollar.
Ende des Jahres werde fast jedes der Fortune500-Unternehmen mindestens eine Big Data-Initiative am Laufen haben, vermuten die Analysten. Allerdings gehe es 2012 vorwiegend um Pilotierung. Große Big Data-Projekte über ein Datenvolumen von 10 Petabyte und mehr werde es weltweit nicht einmal 50 Stück geben.
Hinter dem Hype-Thema „Big Data“ steht bekanntlich der Umstand, dass die traditionellen Data Warehouses inzwischen regelrecht mit Daten überflutet werden, Firmen deren Analyse auf alten Pfaden kaum noch in den Griff bekommen und die Anbieter auf das Problem mit neuen Tools reagieren. Nicht jedes Unternehmen ist indes davon betroffen. Deloitte sieht neben Internet-Firmen den öffentlichen Sektor, Finanzdienstleister, Handelsunternehmen sowie die Unterhaltungs- und Medienbranche als Vorreiter.
270 Milliarden Dollar für Enterprise-Software
Moderates Wachstum vorausgesetzt prognostizieren die Berater für dieses Jahr weltweit Ausgaben in Höhe von 270 Milliarden Dollar für Enterprise-Software. Davon 70 Milliarden entfallen laut Deloitte auf die Märkte für Datenbank-Management-Systeme, Enterprise Resource Planning (ERP) und Business Intelligence (BI).
Die Studie "Technology, Media & Telecommunications Predictions 2012" ist bei Deloitte erhältlich.