IT-Sicherheit

Der Weltmarkt für Antivirus-Software

06.11.2003
Die Epidemie des Sommers mit Blaster und Sobig hat dem Virenschutz erneut Aufmerksamkeit verschafft. Dabei zeigten die jüngsten Schädlinge auch, dass die herkömmlichen Schutzmechanismen nicht mehr ausreichen. Die Hersteller von Antivirus-Software müssen daher ihre Produktpalette erweitern, so die Analysten von Frost & Sullivan.

Die Nachfrage nach Sicherheitssoftware für den Schutz vor Viren steigt ungebremst weiter. Auftrieb erhält die Branche durch die gefährlichen Angriffe immer komplexerer Eindringlinge, die ganze Computersysteme lahm legen. Vor allem Unternehmen sehen zunehmend die Notwendigkeit kontinuierlicher Updates für ihre Antivirus-Lösungen, um ihre Daten bestmöglich zu schützen. Entsprechend ist laut einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan im Weltmarkt für Antivirus-Software mit großen Zuwächsen zu rechnen: Im Jahr 2002 noch auf 1,97 Milliarden US-Dollar beziffert, soll das Umsatzvolumen im Jahr 2007 bereits bei knapp 3,98 Milliarden US-Dollar liegen. Den wichtigsten Wachstumsimpuls dürften mehrschichtige Sicherheitslösungen liefern.

Die umfangreiche Medienberichterstattung zum Thema Virenattacken und nahezu hysterische Reaktionen auf die jüngsten Bedrohungen haben dazu beigetragen, dass das Bewusstsein in Bezug auf Viren und den Schaden, den sie besonders in einem Unternehmensumfeld anrichten können, inzwischen ein recht hohes Niveau erreicht hat. Der im vergangenen Sommer aktive SoBig-Wurm, bislang einer der gefährlichsten Eindringlinge überhaupt, stellte für Öffentlichkeit und IT-Entscheidungsträger abermals unter Beweis, welch enormes Chaos ein Virus anrichten kann.

Angst vor Industriespionage mit Viren und Würmern

"Die Branche spekuliert sogar darüber, ob intelligente Viren in Zukunft für kommerzielle Spionagezwecke eingesetzt werden," so die Meinung der Frost & Sullivan Branchenanalysten. "Das gleiche gilt für Malicious Mobile Code. In diesem Fall würden entsprechende Pressemeldungen sicher einen neuen Run auf Sicherheitsprodukte auslösen. Gleichzeitig gäbe es bestimmt sofort eine Menge Nachahmer und dadurch eine Reihe weiterer Attacken."

Mehrschichtige Sicherheitslösungen liegen im Trend

Dass vor einem solchen Hintergrund Internetsicherheit gerade für Unternehmen inzwischen oberste Priorität hat, ist selbstverständlich. Folglich konzentrieren sich die Anbieter darauf, mehrschichtige Sicherheitslösungen zu entwickeln, die gegen komplexe Bedrohungen schützen - ein Konzept, das zunehmend auf Akzeptanz stößt. Dabei halten sich die beiden Optionen, zwischen denen die Kunden wählen können, bislang die Waage: So haben die Nutzer die Möglichkeit, zum Schutz ihres Netzes unterschiedliche Scan Engines zu kombinieren oder aber sämtliche Komponenten von einem einzigen Anbieter zu beziehen, was sicherlich die kostengünstigere und bequemere Variante darstellt.

Die Faktoren im Zusammenhang mit der Implementierung mehrschichtiger Sicherheitslösungen werden dem Unternehmenssektor in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach zu einem Boom verhelfen. Frost & Sullivan rechnet für diesen Bereich mit Umsatzzuwächsen von 1,44 Milliarden US-Dollar (2002) auf 3,04 Milliarden US-Dollar (2007), wenn mittlere bis große Unternehmen komplexe Konzepte zum Schutz ihrer Desktop-, Server- und Gatewaysysteme nachfragen. Im Vergleich dazu ist der Verbrauchersektor größeren Schwankungen unterworfen, weil der Absatz von Antivirus-Software hier eng an das Auftreten neuer Eindringlinge gekoppelt ist und stark von der zyklischen Entwicklung des PC-Geschäfts und der Einführung neuer Microsoft-Betriebssysteme beeinflusst wird. Dennoch ist auch in diesem Sektor bei einer durchschnittlichen Jahreswachstumsrate von 11,6 Prozent - von 525 Millionen US-Dollar (2002) auf 938,7 Millionen US-Dollar (2007) - mit nennenswerten Steigerungen zu rechnen.

PC-Segment bietet größtes Potenzial

Was die Produktmärkte betrifft, birgt das PC-Segment das größte Potenzial für den Absatz von Antivirus-Software. "Dieser Bereich ist in Bezug auf Marktreife zwar am weitesten fortgeschritten, doch erlebt der PC-Handel 2003 einen Aufschwung, der sich 2004 auch auf die Nachfrage nach Sicherheitssoftware auswirken dürfte. Folglich gehen wir bei PC-Antivirus-Software von einem Volumenzuwachs von 1,17 Milliarden US-Dollar (2002) auf 1,54 Milliarden US-Dollar (2007) aus," so die Analysten von Frost & Sullivan.

Intrusion Detection im Kampf gegen neuartige Viren und Würmer

Die derzeit erhältlichen Antivirus-Lösungen eignen sich hauptsächlich dazu, bekannte Viren aufzuspüren und zu eliminieren. Nun machen die jüngsten Wurm-Attacken jedoch deutlich, dass dieses traditionelle Konzept überholt ist, weil es neue Bedrohungen nicht abwehren kann. Manche Anbieter haben diese Schwäche erkannt und sind inzwischen dazu übergegangen, Verhaltensanalyse-Fähigkeiten in ihre Produkte zu integrieren, oder sie gehen wenigstens Partnerschaften mit Anbietern von Intrusion Detection ein, um so die Schutzfunktion ihrer Software zu verbessern. Außerdem sind sie gezwungen, eine aktive Strategie zu entwickeln, um ihre potenziellen Kunden besser über die Vorteile ihrer Produkte zu informieren.

Verschlüsselte Viren bereiten noch Probleme

Eine große Schwachstelle ergibt sich aus der Tatsache, dass Viren mithilfe von Verschlüsselungssoftware codiert sein können und daher von der Antivirus-Software nicht identifiziert werden. Eine Lösung dieses Problems stellt Antivirus-Software mit Sandboxing-Fähigkeit dar, die den Virus trotz Verschlüsselung aufdeckt und neutralisiert. Dieses Merkmal gehört allerdings bisher nicht zum Standard-Lieferumfang von Antivirus-Software - ein Missstand, der gemäß Frost & Sullivan schleunigst behoben werden muss, bevor Unternehmen in neue Sicherheitslösungen investieren.

Nordamerika mit Abstand wichtigster Markt

Mit Abstand die wichtigste Region im Weltmarkt für Antivirus-Software mit einem Umsatzanteil von 45 Prozent im Jahr 2002 ist Nordamerika, geführt von den USA. Obwohl die Vormachtstellung sicherlich nicht gefährdet ist, wird es laut Analyse bis 2007 leichte Verschiebungen geben. So ist in der EMEA-Region, die derzeit zirka 30 Prozent der Umsätze erwirtschaftet, mit leichten Zuwächsen zu rechnen. Größere Veränderungen werden jedoch vor allem im Raum Asien/Pazifik zu beobachten sein, wo der Markt schneller wachsen wird als anderswo und 2007 einen Anteil von mehr als 20 Prozent erreicht haben dürfte.

Als Top-Anbieter mit einem gemeinsamen Marktanteil von über 75 Prozent nennt Frost & Sullivan die Unternehmen Symantec, Network Associates und Trend Micro. Weitere zehn Prozent teilen sich Sophos, Computer Associates, Sybari, Panda Software und F-Secure, den Rest des Umsatzes erwirtschaften die Anbieter AhnLab, Aladdin Knowledge Systems, Alwil Software, Authentium (Command Software), Beixinyuan, BullGuard, CA Jinchen, Cat Computer, Central Command, CyberSoft International, DialogueScience, Eset, Finjan, Frisk Software, GFI, Grisoft, H+BEDV, HackSoft, Hauri, Jiangmin, Kaspersky Labs, Kingsoft, MKS Sp, Norman ASA, Proland Software, Reflex Magnetics, Rising, Softwin, Stiller Research und Ukrainian Antiviral Center.

Die vollständige Analyse kann bei Frost & Sullivan erworben werden.