Attraktive Wachstumschancen bietet nach einer neuen Analyse der Unternehmensberatung Frost & Sullivan der Weltmarkt für Web-Filtering-Lösungen. So soll der Umsatz mit entsprechender Software von 247 Millionen US-Dollar (2002) auf 776 Millionen US-Dollar (2007) ansteigen. Der Hauptgrund: Immer mehr Unternehmen sehen für sich die Notwendigkeit, die Internetnutzung ihrer Mitarbeiter zu überwachen oder einzuschränken.
Für die geplanten Maßnahmen gibt es mehrere Gründe. Zum einen kann die private Internetnutzung am Arbeitsplatz die Produktivität der Mitarbeiter erheblich beeinträchtigen. Zum anderen blockiert das unnötige Herunterladen von Bild-, Ton- oder Videodateien Übertragungskapazitäten, die dann für die betrieblichen Aufgaben fehlen oder zusätzlich vorgehalten werden müssen. Das wiederum verursacht, wie das private Surfen überhaupt, Mehrkosten.
Hinzu kommt der Missbrauch des Internets zum Herunterladen urheberrechtlich geschützter oder diskriminierender Inhalte. Die damit potenziell verbundenen rechtlichen Konsequenzen bereiten IT-Managern erhebliche Kopfschmerzen und ziehen zunehmend die Aufmerksamkeit der Geschäftsleitungen auf sich.
Web-Filter schützen Unternehmen vor rechtlichen Folgen
"Fälle von Mitarbeitern, die ihr Unternehmen wegen sexueller Belästigung oder rassistischer Diskriminierung verklagen, nachdem sie pornographischen und rassistischen Internetseiten ausgesetzt waren, werden immer häufiger. Das Sperren bestimmter Internetadressen wird nun als eine Möglichkeit angesehen, wie Unternehmen die legitime Nutzung des Internets für betriebliche Zwecke sicherstellen und zugleich gerichtliche Schritte vermeiden können, weil sie Mitarbeitern den Zugang zu diskriminierenden Inhalten am Arbeitsplatz ermöglicht haben", berichtet José López, Sicherheitsspezialist bei Frost & Sullivan.
Der Markt für Web-Filtering oder URL-Blocking umfasst alle Technologien, die geeignet sind, das Nutzerverhalten am Arbeitsplatz oder zu Hause, hier vor allem bei Kindern, entsprechend einer vorher festgelegten Strategie zu überwachen oder zu lenken. Grundlage dafür sind Datenbanken und intelligente Software, die bestimmte Merkmale von Internetseiten wie beispielsweise Hautfarbtöne oder Wörter mit sexueller Bedeutung erkennt.
Viele Anbieter versichern, dass die Internetnutzung unmittelbar nach der Installation von Überwachungssoftware deutlich zurückgeht, weil die Mitarbeiter Internetaktivitäten einstellen, mit denen sie nicht in Verbindung gebracht werden wollen.
Allerdings weist Frost & Sullivan auch darauf hin, dass bei vielen Unternehmen zunächst noch unmittelbarere Sicherheits- und Infrastrukturbedürfnisse im Vordergrund stehen und URL-Blocking und darauf aufbauende Maßnahmen nicht die höchste Priorität haben. Viele Unternehmen müssen nach López noch intensiv in Netzwerksicherheit und Anti-Viren-Software investieren. Für Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern eine verantwortliche Internetnutzung zutrauen, ist der Einsatz von Web-Filtering-Lösungen nicht dringlich. Zudem kann der Einsatz der Software auch zu einem Flaschenhals im Netzwerk werden.
Größter Markt: USA
Der meiste Umsatz mit Web-Filtering wird gegenwärtig in den USA gemacht. Auch zukünftig dürfte sich Nordamerika als weltweit größter Markt für Web-Filtering behaupten. Europa folgt mit erheblichem Abstand, und mit Ausnahme von China, Südkorea und Japan lassen die übrigen untersuchten Regionen kein nennenswertes Interesse an der Einführung dieser Lösungen erkennen.
Die Anbieter konzentrieren sich derzeit vornehmlich auf große Unternehmen. Doch zunehmend zielen sie auch auf kleine und mittlere Unternehmen, um ein stetiges Umsatzwachstum zu erreichen.
Weltmarktführer: Websense und SurfControl
Der Markt wird größtenteils von Spezialanbietern beherrscht, von denen sich einige sogar ausschließlich dem Web-Filtering widmen. An ihrer Spitze stehen Websense (Umsatzanteil 2002: 24,5 Prozent) und SurfControl (18,4 Prozent). Andere wichtige von Frost & Sullivan untersuchte Anbieter sind Secure Computing, Symantec, N2H2, 8e6 Technologies, Webwasher (Marktführer in Deutschland) und Elron Software. Vorgestellt werden weiterhin Clearswift, NetIQ, Cobion, Vericept, Bernard Software, Re-Soft, Security Software Systems Inc (SSSI), Filterlogix, Wavecrest Computing und GFI Software.
Die beiden Marktführer haben im Jahr 2002 ein beeindruckendes Wachstum vorgelegt, das im Jahr 2003 von einigen Vertretern aus der zweiten Reihe wiederholt werden dürfte. Die Fähigkeit der kleineren Anbieter, die Aufmerksamkeit großer Unternehmen zu gewinnen und aggressiver mit den Marktführern zu konkurrieren, wird über ihre Überlebensfähigkeit in der Zukunft entscheiden. Sämtliche Akteure in diesem Sektor prüfen bereits neue Einnahmequellen wie Instant Messaging (IM) und Peer-to-Peer (P2P), die der Schlüssel zur Portfolioerweiterung sein dürften.
Bezeichnend ist, dass die führenden Wettbewerber in diesem Bereich nicht aus den Reihen der großen Sicherheitsanbieter stammen. Offenbar gelingt es den Filtering-Anbietern, deren Kundenbasis anzuzapfen. Selbst Symantec, Weltmarktführer im Sicherheitssektor, scheint keinen Boden im Web-Filtering-Segment zu gewinnen.
Big Player sind im Kommen
Die Analyse geht jedoch davon aus, dass sich diese Situation in nächster Zeit ändern wird. Die attraktiven Wachstumsraten, die gegenwärtig auf dem globalen Markt für Web-Filtering-Lösungen beobachtet werden, dürften Unternehmen wie Microsoft, Computer Associates, Cisco und andere Player, die in den Bereichen Anti-Viren-Software, E-Mail-Filtering und Gateway-Sicherheit aktiv sind, dazu bringen, ihre eigenen Lösungen anzubieten, anstatt mit den vorhandenen Wettbewerbern zu kooperieren. Das wird in den nächsten beiden Jahren zu einer gewissen Konsolidierung des Marktes führen.
Trotz dieser Aussichten sieht die Analyse aber auch weiter Chancen dafür, dass vor allem in Kontinentaleuropa und Asien, wo der Markt noch nicht gesättigt ist, neue Wettbewerber auftauchen und - wie Webwasher in Deutschland - zu lokalen Marktführern aufsteigen.
Die vollständige Analyse kann bei Frost & Sullivan erworben werden.