Hier fehlt es an Kundennähe, da an Feedback. Während Software-Developer häufig losgelöst von den Erwartungen und Erfahrungswelten der User ihrer Entwicklungen operieren, schieben Software-Designer den Frust der Unverstandenen. So jedenfalls skizziert Forrester Research die Probleme insbesondere in der frühen Phase des Software-Lebenszyklus. Der Appell der Analystinnen Amanda LeClair und Allegra Burnette lautet deshalb bereits in der Überschrift ihrer Studie: "Integrate Design Thinking Into Agile Development".
Unverbundene Zyklen von Design und Entwicklung
Steigende Erwartungen der Kunden hätten die traditionellen Software-Entwicklungszyklen ins Wanken gebracht, so LeClair und Burnette. Um der Herausforderung gerecht zu werden, immer schneller hohe Qualität zu produzieren, müssten Techniken des Design Thinking in die agilen Entwicklungspraktiken integriert werden. In der Praxis scheitere dies bisher an organisatorischen und operativen Barrieren, so die Studienautorinnen.
Unverbundene Zyklen von Design und Entwicklung führten dazu, dass Übergabeprozesse riskant seien, führt Forrester aus. Außerdem entstehe ein Bruch zwischen manchen Prozessen einerseits, die sich auf eine ansprechende und leicht zu bedienende Software fokussieren, und anderen Prozessen, die ihr Augenmerk auf den schnellen und sich wiederholenden Software-Bau richten.
Folgen der fehlenden Verzahnung
Drei Probleme resultieren nach Ansicht des Analystenhauses hieraus:
1. Überschießende Kosten, weil Nacharbeiten Zeit und Ressourcen fressen
2. Unzufriedene Kunden, die nicht die gewünschten Dinge bekommen
3. Schlechte Stimmung bei Mitarbeitern, weil Silos die Zusammenarbeit belasten
Eine Trendwende ist nach Forrester-Einschätzung eingeleitet. "In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen begonnen zu realisieren, dass gut designte Software genauso wichtig ist wie gut funktionierende", heißt es in der Studie.
4 Schlüsselelemente der Integration
Die Autorinnen benennen vier Schlüsselelemente der Integration von Design und Entwicklung:
1. Philosophie
Hier geht es um die Integration von Design als Teil kontinuierlicher Entwicklung. Als Vorbilder führt die Studie disruptive Spieler mit einer produktgetriebenen Mentalität wie Amazon und Google an. Diese wüssten, dass Design-Annahmen durch Daten und Tests in der realen Welt abgestützt werden müssen, um die Lösung identifizierter Probleme zu gewährleisten. Als Mittel zur Sicherung eines optimalen User-Erlebnisses filtert Forrester sich wiederholende Design-Optimierungen und Kundenfeedback heraus.
In der Praxis beinhaltet "design-gineering" demnach abteilungsübergreifende Teams, die sich in täglichen Standup-Meetings treffen und in kurzen Sprints Design in den Entwicklungsprozess einbringen. Nach jeder Etappe erfolgt eine rückschauende Bewertung, zusammengearbeitet wird mit Hilfe einer gemeinsamen Kanban-Tafel.
2. Prozess
Es gelte zu verstehen, dass Design Thinking die agile Entwicklung füttert, so Forrester. Beide Ansätze betonten Tests und die Nutzung von Spielräumen, bevor teure und arbeitsintensive Veränderungen notwendig werden. Große Technologie-Firmen wie IBM und SAP hätten in Design Thinking-Schulungen investiert, um zugleich bessere User-Erlebnisse zu schaffen und gemeinschaftliche Problemlösungspraktiken zu verankern.
3. Organisation
Gemeint ist der Aufbau abteilungsübergreifender Teams. Laut Studie ist das effektiver als die Isolierung von Skills in Spezialistenteams. Auf Agilität spezialisierte Beratungen und Agenturen beispielsweise designen und entwickeln in kleinen gemischten Produktteams. Diese werden von einem Produktmanager geleitet. Das Verhältnis von Designern und Entwicklern können während eines Projekts schwanken, so Forrester. Entscheidend sei vielmehr das gemeinsame Engagement im Dienste der angestrebten Lösung.
4. Skills
Auf dieser Ebene ist laut Forrester Empathie der entscheidende Faktor. In einer idealen Welt gäbe es Designer, die Codes schreiben können, und Entwickler mit Gestaltungsfähigkeit. In der Wirklichkeit gibt es solche Leute aber kaum. Umso wichtiger seien Fähigkeit und Willen, den jeweils anderen zu verstehen und miteinander zu arbeiten. Die Studie zitiert Anwenderberichte, nach denen die erfolgreichsten Teammitglieder jene seien, die die andere Seite tatsächlich verstehen. Auf dieser Basis könne ein gemeinsames Verständnis dafür entstehen, ab wann ein gutes Design fertig genug für den Software-Bau ist.
Den Anwendern liefern diese vier Schlüsselelemente eine gute Basis, um die Lücke zwischen Design und Entwicklung zu schließen. Aus Sicht von Forrester Research lässt sich als konkrete Maßnahme ableiten, Produktmanager mit strategischem Know-how als Chefs gemischter Teams einzusetzen.
Im Übrigen sollten die Frameworks für Design Thinking undAgile nicht als Lösungen, sondern als Wegweiser betrachtet werden. Das eine Musterprojekt als perfekte Vorlage für alle anderen gebe es nicht, so Forrester.