"Desktop-Linux wird eine Nische bleiben". Davon sind mehr als die Hälfte der befragten CIOs überzeugt. Nur rund sieben Prozent der befragten Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern nutzen überhaupt Linux auf dem Desktop. Der Anteil an der installierten Basis, also der Zahl aller installierten Desktop-Rechner in Deutschland, lag bei mageren 3,43 Prozent im vergangenen Jahr.
Gründe sehen die Marktforscher zum einen in der immer noch ausstehenden Realisierung größerer Projekte. Zum anderen haben sie eine Polarisierung möglicher Anwendungsbereiche ausgemacht. Diese würden sich möglicherweise auf den Low-Cost-Desktop am einen Ende und den "innovationsgetriebenen Linux-Desktop für spezielle Nutzer", wie Entwickler, Ingenieure und Designer, am anderen Ende der Skala konzentrieren.
Linux ist erwachsen geworden
Ganz anders sieht es beim Einsatz von Linux auf der Server-Seite aus. 27 Prozent der befragten Unternehmen setzen derzeit Linux als Server-OS-Betriebssystem ein. Vor allem CIOs aus dem Finanz- Regierungs- und Herstellungssektor planen einen massiven Ausbau ihrer Linux-Systeme. Aktuell laufen rund ein Drittel der physischen Server und der Server-Rechenleistung mit dem längst nicht mehr alternativen Betriebssystem. Bis 2006 soll der Anteil der Server-Rechenleistung auf 40 Prozent steigen.
CIOs nutzen Linux verstärkt in unternehmenskritischen und rechenintensiven Bereichen. Die Gründe dafür liegen laut Techconsult in einer Diversifizierung des Anwendungsspektrums sowie der dynamisch steigenden Zahl von erprobten Open-Source-Anwendungen. So kommen viele Projekte zur Zeit von der Evaluations- und Test- in die Implementierungsphase. Außerdem gibt es speziell bei großen Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten eine Verlagerung vom Low-End- zum Enterprise-Linux.
Beim Betrieb von Software-Lösungen auf Linux-Plattformen setzen Firmen in erster Linie auf Web-orientierte Anwendungen wie Web-Server, Security und Firewall, Intranet und Mail-Server. Mehr als zwei Drittel der Befragten betreiben Web-Server unter Linux, rund 60 Prozent Intranet und Firewalls. Rund ein Drittel der Befragten nutzt mittlerweile Application Server unter Linux. Neben zertifizierten Produkten kommen dabei auch verstärkt Open-Source-Lösungen, wie Jonas und JBoss, zum Einsatz.
Als zukunftsfähig sehen die Marktforscher auch Content- und Dokumenten-Management-Lösungen unter Linux. Deren Anteil stieg im vergangenen Jahr auf 17 Prozent. ERP- und CRM- Lösungen unter Linux haben ebenfalls gute Chancen, sich durchzusetzen.
Im Trend: Enterprise-Applikationen
Rund ein Drittel betreibt inzwischen Enterprise-Datenbank-Server unter Linux. Mit der verstärkten Nutzung von Open-Source in unterschiedlichen Einsatzbereichen wächst auch der Bedarf nach professionellem System-Management. Rund 13 Prozent nutzen derzeit entsprechendeTools. Im Laufe des Jahres soll der Anteil aber auf über ein Fünftel steigen. Reine Linux-Software-Lösungen kommen in mehr als der Hälfte aller befragten Großunternehmen bei Datenbanken- und Webservices zum Einsatz. Nur ein Viertel von ihnen verfügt dagegen über keine reinen Linux-Lösungen.
Linux-Burgfrieden
Techconsult sieht langfristig in 30 bis 40 Prozent der deutschen Unternehmen Linux als strategisches OS. Für Hard- und Software-Anbieter hat dies zur Konsequenz, dass sie sich der Integrationsproblematik annehmen und verstärkt entsprechende Lösungen bereitstellen müssen. Immerhin wird der Umsatz im Linux-Markt von derzeit 480 Millionen Euro auf 750 Millionen Euro im Jahr 2007 steigen.
Am Linux Research Update 2005 von Techconsult nahmen 1255 Unternehmen aus ganz Deutschland teil.
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