Die Deutsche Bank hält trotz gestiegener Kosten für den Konzernumbau Kurs auf einen Milliardengewinn im laufenden Jahr. Deutschlands größtes Geldhaus verdiente im dritten Quartal etwas mehr als ein Jahr zuvor, wie die Bank am Mittwoch mitteilte. Damit hat das Institut fünf Quartale in Folge unter dem Strich Gewinn gemacht.
Konzernchef Christian Sewing sieht den seit 2019 laufenden Umbau inklusive des Abbaus Tausender Stellen auf der Zielgeraden. "Insgesamt haben wir bereits 90 Prozent der erwarteten Belastungen durch die Transformation geschultert und sind auf bestem Weg, die Umbaukosten bis Ende des Jahres fast vollständig verdaut zu haben", schrieb der Manager an die Belegschaft.
"Gleichzeitig ist aber auch klar: Wir dürfen auf unserem disziplinierten Weg kein bisschen nachlassen", mahnte Sewing. "Lassen Sie uns nicht den Fehler aus vergangenen Zeiten wiederholen: dass wir an Tempo verlieren, wenn wir gerade wieder in der Spur sind."
Mehr Gewinn
Dank gestiegener Erträge standen Ende September vor Steuern 554 Millionen Euro Gewinn in den Büchern. Das waren 15 Prozent mehr als im Sommer 2020. Nach Steuern verdiente der Dax-Konzern in den Monaten Juli bis September 329 Millionen Euro, eine Steigerung um sechs Prozent. Davon müssen noch Minderheitsanteile sowie Zinszahlungen für eigenkapitalähnliche Anleihen abgezogen werden, so dass auf die Aktionäre unter dem Strich ein Gewinn von 194 Millionen Euro entfiel - sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
In den ersten neun Monaten summierte sich dieser Nettogewinn auf fast 1,8 Milliarden Euro. Im Gesamtjahr 2020 hatte die Deutsche Bank nach fünf Verlustjahren in Folge mit 113 Millionen Euro erstmals unter dem Strich wieder schwarze Zahlen geschrieben.
"Im dritten Quartal haben wir erneut die operative Stärke unseres Geschäfts bewiesen", bilanzierte Sewing. Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wider Erwarten um etwa 100 Millionen Euro auf gut 6 Milliarden Euro - und das, obwohl sie in der größten Sparte, dem Investmentbanking, im Vergleich zum starken Vorjahreszeitraum nachgaben.
Die Bank sei weiter "auf einem sehr guten Weg, um eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von 8 Prozent nach Steuern zu erreichen, die wir uns für 2022 vorgenommen haben", bekräftigte Sewing. "Wir setzen nun alles daran, unsere Kosten weiter zu senken, ohne Abstriche bei unseren Kontrollen zu machen."
So streicht die Bank das Filialnetz ihrer Marke Postbank stärker zusammen als geplant. Bis Ende 2023 soll die Zahl der Postbank-Geschäftsstellen von etwa 750 auf etwa 550 sinken. Wie viele Jobs dadurch wegfallen, wollte Finanzvorstand James von Moltke auf Nachfrage nicht beziffern. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" fallen bei der Postbank infolge der Filialschließungen zusätzliche 300 Stellen weg. Auch bei der Hauptmarke wird gespart: Von den knapp 500 Filialen mit Deutsche-Bank-Logo sollen Ende dieses Jahres noch 400 übrig sein.
Die Bank profitiert auch davon, dass sie deutlich weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegen musste als im Corona-Jahr 2020. Die Risikovorsorge schrumpfte von 1,54 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten 2020 auf nun 261 Millionen Euro zusammen. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand, dass das Institut für weniger als 0,15 Prozent seiner Kredite Risikovorsorge bilden muss. Damit bliebe die Belastung unter 675 Millionen Euro.
Belastet wurde das Quartalsergebnis mit 98 Millionen Euro infolge eines Urteils des Bundesgerichtshofs. Er hatte entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen. Viele Gebührenerhöhungen wurden daher vorerst ausgesetzt. Bankkunden können einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern.
Jedes Jahr weniger Mitarbeiter
Seit 2019 baut die Deutsche Bank um. Das Institut hat sich aus einigen Geschäftsfeldern zurückgezogen und sein Kapitalmarktgeschäft verkleinert. Die Zahl der Vollzeitkräfte im Konzern sank Ende September auf 84.512, ein Jahr zuvor waren es noch 86.984.
Der Vorstand hatte bereits öffentlich gemacht, dass er für den Konzernumbau im laufenden Jahr etwa 700 Millionen Euro zusätzlich für Computersysteme, Stellenstreichungen und die Verkleinerung von Büroflächen aufbringen muss. Somit belaufen sich die geschätzten Gesamtkosten für die Neuaufstellung dann auf 8,8 Milliarden Euro. Im dritten Quartal lagen die Umbaukosten mit 583 Millionen Euro fast sechsmal so hoch wie ein Jahr zuvor.
Erfolgsmeldungen gibt es von der Fondstochter DWS: Das im SDax notierte Unternehmen sammelte von Anlegern im dritten Quartal netto 12 Milliarden frisches Geld ein. Das trieb die Erträge nach oben. Vor Steuern verdiente die DWS auf bereinigter Basis 271 Millionen Euro und damit 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor - ein Rekordergebnis. (dpa/rs)