Die Deutsche-Bank-Aktie legte am Donnerstagmittag um rund drei Prozent auf 14,42 Euro zu, was den ersten Platz im deutschen Leitindex Dax bedeutete. Damit hat das Papier im laufenden Jahr fast 17 Prozent gewonnen. Analyst Kian Abouhossein von der Bank JPMorgan wertet die Einigung positiv, rechnet aber nicht mit einer zweiten Aktienrückkauftranche noch im laufenden Jahr, was sich mit der Markterwartung decke.
Die Einigung habe voraussichtlich einen positiven Effekt auf das Vorsteuerergebnis im dritten Quartal von 430 Millionen Euro, teilte die Bank am späten Mittwochabend mit. "Angesichts der positiven Effekte auf unsere Kapitalplanung werden wir unsere Ausschüttungspläne prüfen und im Rahmen unseres laufenden Dialogs mit unseren Aufsichtsbehörden besprechen", ergänzte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag.
Mit mehr als 80 Klägern, auf die insgesamt fast 60 Prozent aller geltend gemachten Forderungen entfielen, sei wie von dem Institut vorgeschlagen ein Vergleich auf Basis eines Preises von 31 Euro je Aktie geschlossen worden. Die Zahlung erfolgt zusätzlich zu den bereits geleisteten 25 Euro. Die Kläger hatten ursprünglich ein Pflichtangebot von 57,25 Euro pro Anteil verlangt und zudem aufgelaufene Zinsen eingefordert.
Nur 45 Prozent der Rückstellungen benötigt
Zu den Parteien, mit denen eine Einigung erzielt worden sei, gehöre unter anderem die größte Einzelklägerin im Verfahrenskomplex, auf die etwa ein Drittel aller geltend gemachten Forderungen entfalle. Die Deutsche Bank gehe davon aus, dass die erzielten Vergleiche im Durchschnitt etwa 45 Prozent der Rückstellungen in Anspruch nehmen werden. Sollten Vergleichsvereinbarungen mit weiteren Klägern abgeschlossen werden, könnten sich größere positive Auswirkungen auf die gesamten für den Verfahrenskomplex gebildeten Rückstellungen ergeben. Die Deutsche Bank hatte vorsorglich 1,3 Milliarden Euro zurückgelegt, was im zweiten Quartal für rote Zahlen gesorgt hatte.
Hintergrund ist die Mehrheitsübernahme der Postbank durch die Deutsche Bank 2010. Es geht um die Frage, ob die Zwangsabfindung der Minderheitsaktionäre angemessen war und ob die Deutsche Bank nicht schon vor dem öffentlichen Übernahme-Aangebot für die Postbank faktisch die Kontrolle hatte - und den Anlegern mehr Geld hätte zahlen müssen. Die Deutsche Bank hatte den verbliebenen Aktionären 25 Euro je Aktie geboten.
In einer mündlichen Verhandlung Ende April hatte das Oberlandesgericht Köln angedeutet, dass es zugunsten der Kläger entscheiden könnte. Eine Entscheidung war wegen des "fortdauernden Beratungsbedarfs" von der laufenden Woche auf den 23. Oktober verschoben worden. (dpa/rs)