Die ersten 100 Tage im Amt sind vorbei für Jürgen Fitschen und Anshu Jain, die neuen Chefs der Deutschen Bank. Nun verkündeten die Co-Vorsitzenden des Vorstands und des Group Executive Committee ihre Pläne für die "Strategie 2015+". Dabei fiel eine Zahl: 4,5 Milliarden Euro. Dieser Betrag soll ab 2015 jährlich eingespart werden.
Davon sollen 1,7 Milliarden Euro Einsparungen aus dem Bereich Infrastruktur kommen, zu dem auch die IT zählt. Das Kostensenkungspotenzial in der IT wird auf 1,1 Milliarden Euro beziffert. Pro Jahr, versteht sich. Zu den bisherigen Ausgaben in diesem Bereich macht die Bank keine Angaben.
Jährlich 1,1 Milliarden weniger
Einige Tage nach der Präsentation gliederte Klaus Thoma, Pressesprecher der Deutschen Bank, diese Angaben im Gespräch mit CIO.de genauer auf. Die Bank unterteilt den weltweiten IT-Bereich in zwei Felder: Global Technology umfasst IT-Infrastruktur und Anwendungen, Global Business Services die Abwicklung von Transaktionen. Bei der Global Technology sollen ab 2015 jährlich 700 Millionen Euro eingespart werden, bei den Global Business Services 400 Millionen.
Unter das Schlagwort Infrastruktur fallen außerdem die Bereiche Logistik, Corporate Security und zentrale Koordinationsfunktionen sowie Risiko, Finanzen, Rechtsabteilung & Compliance sowie anderes. Weil hier mit Kostensenkungen von 600 Milliarden Euro gerechnet wird, summieren sich die Zahlen im Infrastrukturbereich auf die angegebenen 1,7 Milliarden.
Die Deutsche Bank hat ausgerechnet, aus welchen Unternehmensbereichen diese Infrastruktur-Ersparnisse resultieren. Den größten Batzen hält Corporate Banking & Securities mit 800 Millionen Euro. Es folgen Private & Business Clients mit 400 Millionen sowie Asset & Wealth Management mit 300 Millionen Euro und Global Transaction Banking mit 200 Millionen Euro.
Die neue SAP-Plattform Magellan
In Sachen IT-Projekte arbeitet CIO Wolfgang Gaertner bereits seit einigen Monaten an "Magellan". Das ist der Name einer neuen SAP-Plattform, mit der die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft arbeitet. Dabei geht es beispielhaft um Themen wie Erneuerung und Reduzierung von Anwendungen, Standardisierung und Automatisierung sowie das Vorantreiben neuer, effizienterer Plattformen. Die Bank zeige bereits im Privatkundengeschäft, wo sie hin möchte, so Thoma. „Mit Magellan haben wir dort eine Plattform in Betrieb genommen, die die gesamte IT und alle Abwicklungsprozesse des Geschäftsbereichs Privat- und Geschäftskunden (PBC) in Deutschland umfasst“, erklärte der Sprecher.
Er führte weiter aus: "Seit dem 2. Juli werden mehr als fünf Millionen Sparkonten der Deutschen Bank auf der neuen Hochleistungsplattform geführt. Magellan ist das künftige gemeinsame Fundament für die Filialen von Deutscher Bank und Postbank und ein weiterer Schritt hin zur Industrialisierung von Geschäftsprozessen sowie mehr Kosteneffizienz in PBC." Bis 2015 sollen in mehreren Schritten sämtliche Konten und Geschäftsprozesse von PBC auf Magellan umgestellt werden.
Sparen durch bessere Prozesse
Von solchen Erneuerungen verspricht sich die Bank ab 2015 ein jährliches Einsparpotenzial von 800 Millionen Euro. Es geht dabei auch um Organisatorisches: Laut Thoma sollen Geschäfts- und Infrastrukturbereiche künftig etwa beim Daten-Management besser zusammenarbeiten und einen gemeinsamen Datenhaushalt nutzen. In puncto effizientere Prozesse nennt er ein praktisches Beispiel: Wenn ein Kunde ein Konto eröffnet, bildet sich dieser Vorgang bisher in verschiedenen Bereichen unterschiedlich ab. "Solche Prozesse kann man standardisieren", sagt der Sprecher.
Gleichzeitig wird die Deutsche Bank allerdings auch Geld in die Hand nehmen: In den kommenden drei Jahren wird das Institut etwa vier Milliarden Euro investieren, um die gewünschten Veränderungen in Gang zu bringen. Dieser Betrag gilt als Einmal-Aufwand. So kostet allein die SAP-Einführung rund eine Milliarde Euro.
Unabhängig von der IT will die Deutsche Bank ganz allgemein ihre Organisation verschlanken. So kündigen Fitschen und Jain an, die bisher zehn Management-Ebenen auf acht zu reduzieren. Führungskräfte sollen nicht mehr durchschnittlich fünfeinhalb, sondern acht Mitarbeiter haben.
Spekulationen über Entlassungen
Was Kürzungen beim Personal angeht, da will sich die Bank nicht festlegen. "Es wird zu Einsparungen kommen", erklärte Thoma offen. Doch wen das wann und wo betrifft, sei noch nicht entschieden.
Der Sprecher trat Spekulationen in den Medien entgegen, wonach in Deutschland tausende Jobs in Gefahr seien. "Im Zusammenhang mit der Integration der Postbank befindet sich die Deutsche Bank seit eineinhalb Jahren in sehr konstruktiven Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretern über die Personalentwicklung in den kommenden Jahren. Es sind bereits eine Reihe von Teilinteressenausgleichen abgeschlossen worden," betonte Thoma.
Die Vereinbarungen seien bekannt und auch schon Gegenstand von Medienberichterstattung gewesen. "Ein angeblicher Personalabbau über das hinaus, was mit Arbeitsnehmervertretern bereits vereinbart wurde, ist derzeit nicht geplant", so der Sprecher.
Die "Strategie 2015+", nennen Fitschen und Jain das gesamte Vorhaben, das beispielsweise auch einen kulturellen Wandel bewirken soll. Nach den Vorstellungen der neuen Chefs wird eine neue Vergütungspraxis "Verhaltensmuster ändern" und "Anreizsysteme an einer nachhaltigen Performance" ausrichten.