Vorreiter-Funktion

Deutsche Bank mit Kernbanken-System von Tata

21.12.2010 von Christiane Pütter
Die Deutsche Bank führt die Kernbank-Plattform TCS BaNCS Core Banking des indischen Dienstleisters Tata ein. Analysten loben die Vorreiter-Funktion der Bank.
Wolfgang Gaertner, CIO Core Banking der Deutschen Bank, setzt auf ein Kernbankensystem von Tata Consultancy Services.
Foto: Deutsche Bank

In den kommenden Jahren will die Deutsche Bank mit Sitz in Frankfurt am Main ihr Global Transaction Banking in mehr als 30 Ländern vereinheitlichen. Im Zuge dessen führen die Frankfurter ein Kernbanken-System des indischen Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS) ein. TCS BaNCS heißt die Lösung, die in einer neu eröffneten Filiale in Abu Dhabi seit einigen Tagen bereits im Einsatz ist.

Über das finanzielle Volumen und die Laufzeit des Vertrages schweigen sich die Unternehmen aus. Indische Medien schreiben, die Zusammenarbeit sei auf zehn Jahre angelegt, deutsche Experten schätzen die Frist auf fünf bis sechs Jahre.

Eike Bieber, Analystin bei Pierre Audoin Consultants (PAC) in München, spricht der Deutschen Bank mit diesem Schritt in Sachen IT-Transformation eine Vorreiter-Rolle auf dem deutschen Markt zu. "Die Deutsche Bank setzt stark auf Standards und verfolgt dabei weiterhin eine "Best of breed"-Strategie", so die Analystin. Im Vergleich zur zweitgrößten Bank in der Bundesrepublik, der Commerzbank, liege das größte Geldinstitut in Sachen Software-Modernisierung mit Standardlösungen klar vorn.

Auch Rachel Stormonth, Analystin beim US-Marktforscher Nelson Hall, spricht von einem "großen Schritt in Richtung Standardisierung von Prozessen über geografische Grenzen hinweg". Sie glaubt, dass andere Banken nachziehen werden.

Einen anderen Aspekt betont Rüdiger Spies, Analyst bei IDC in München: "Die Deutsche Bank fährt eine Zwei-Hersteller-Strategie: das Transacion Banking innerhalb Deutschlands übernehmen Postbank und SAP, international kooperiert die Bank mit TCS. Das ist geschickt, denn so ist das Unternehmen nicht erpressbar." Aus seiner Sicht unterstützt die Zusammenarbeit mit den Indern außerdem die Wachstumspläne der Frankfurter: "Tata ist in Regionen stark, in denen die Deutsche Bank noch unterrepräsentiert ist", sagt Spies. Mit Hilfe des Dienstleisters versuchen die Deutschen nun, ihre Position zu verbessern.

Wolfgang Gaertner, CIO Core Banking bei der Deutschen Bank, spricht von der "entscheidenden" Bedeutung einer "hochmodernen Informationstechnologie". Deswegen "investieren wir in kosteneffiziente Plattformen, um ein hohes Maß an Industrialisierung und Standardisierung zu erreichen", so Gaertner. Was das inländische Privatkundengeschäft betrifft, hatte sich die Deutsche Bank bereits Anfang des Jahres für SAP for Banking entschieden. Die Standardlösung ersetzt Eigenentwicklungen.

Sapthagiri Chapalapalli, Zentraleuropa-Chef von TCS, hat "ehrgeizige Pläne" für den deutschen Markt.
Foto: Tata Consultancy Services

TCS BaNCS umfasst Funktionalitäten für Kontoführung, Zinsrechnung, Disposition, Liquiditäts-Management, Zahlungsverkehr, Vereinnahmung von Gebühren, Kontoauszugserstellung sowie Risiko-Management und internes Berichtswesen. Die Umstellung auf die neue Plattform soll in den kommenden Jahren in mehreren Phasen erfolgen.

Tatas ehrgeizige Pläne in Deutschland

Tata Consultancy Services sieht den Vertrag als wichtigen Schritt nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern weltweit. "Die Partnerschaft mit der Deutschen Bank ist für uns ein bedeutsames Ereignis", erklärt N. Ganapathy Subramaniam, Präsident von TCS Financial Solutions.

Schon im März dieses Jahres hatte Sapthagiri Chapalapalli, Zentraleuropa-Chef von TCS, in einem Gespräch mit CIO.de über die Deutschland-Strategie des Konzerns gesprochen. "Wir haben ehrgeizige Pläne", so Chapalapalli damals. Der Kunde Deutsche Bank darf dafür wohl als Beleg gelten.