Geschäftszahlen

Deutsche Börse lässt die Krise langsam hinter sich

25.04.2018
Der Marktbetreiber Deutsche Börse legt an diesem Mittwoch nach Börsenschluss die Geschäftszahlen für das erste Quartal vor.

Lage des Unternehmens

Nach einem turbulenten 2017 hatte der neue Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer für 2018 das Jahr des Neubeginns ausgerufen. Es gehe darum, "das Unternehmen organisatorisch nach vorne zu bringen". So stünden etwa im Vorstand und der Ebene darunter Veränderungen an. Dabei setzt der ehemalige Chef der Hypovereinsbank (HVB), der die Deutsche Börse seit dem 1. Januar führt, vor allem auf Wachstum aus eigener Kraft. Größere Übernahmen stünden nicht auf der Agenda, dafür aber kleinere Zukäufe - etwa im Datenbereich oder Währungshandel. Im Mai will sich Weimer detaillierter äußern.

2018 soll das Jahr des Neubeginns bei der Deutschen Börse werden.
Foto: photo.ua - shutterstock.com

Das Jahr 2017 - noch unter der Verantwortung seines Vorgängers Carsten Kengeter - war geprägt von der fehlgeschlagenen Fusion mit der Londoner Börse, von Insidervorwürfen und dem darauf folgenden Chefwechsel. Nachwirkungen gibt es bis heute: So laufen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt zu einem millionenschweren Aktiengeschäft im Rahmen von Kengeters Bonusprogramm weiter. Überdies ringen Kengeter und der Aufsichtsrat um Boni.

Geschäftlich lief es dagegen zuletzt wieder besser dank der heftigen Kursschwankungen an den weltweiten Finanzmärkten. Dies trieb den Umsatz der Deutschen Börse an den Kassamärkten im ersten Quartal um ein Drittel in die Höhe. Dagegen war es im Vorjahr ungewöhnlich ruhig gewesen. Das änderte sich aber schlagartig, als zu Jahresbeginn die Angst vor schnell steigenden Zinsen aufkam und überdies US-Präsident Donald Trump einen Handelsstreit vom Zaun brach.

Angesichts dessen war bei der Deutschen Börse nicht nur der eigentliche Wertpapierhandel angesprungen, sondern auch die Nachfrage der Investoren nach Produkten zur Absicherung von Risiken. Auch daran verdient die Deutsche Börse.

Das erwarten die Analysten

Die britische Investmentbank HSBC sieht die Deutsche Börse als einen der größten Profiteure der heftigeren Kursschwankungen an den Finanzmärkten zu Jahresbeginn. Analyst Johannes Thormann verweist auf höhere Handelsvolumina auf dem elektronischen Handelssystem Xetra und an der Terminbörse Eurex. Dazu kämen der Energiehandel und die Abwicklung außerbörslicher Transaktionen als strukturelle Wachstumstreiber.

Laut dem von der Deutschen Börse selbst in Auftrag gegebenen Analystenkonsens dürften die Nettoerlöse bei 683 Millionen Euro im Quartal herausgekommen sein. Das wäre ein Plus von fast 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Den bereinigten Nettogewinn sehen die befragten Analysten ebenfalls steigen, während der tatsächliche Nettogewinn aber sinken dürfte. Hintergrund ist im Wesentlichen der Verkauf der restlichen Beteiligung an der US-Handelsplattform Bats Global Markets, der im Vorjahreszeitraum den Gewinn deutlich getrieben hatte. Umgekehrt waren hohe Kosten für die letztlich geplatzte Fusion mit der London Stock Exchange (LSE) angefallen.

Damit rechnet das Unternehmen

Wegen der Ruhe an den Finanzmärkten hatte die Deutsche Börse ihr eigenes Wachstumsziel im vergangenen Jahr verfehlt. Für das laufende Jahr erwartet der neue Börsenchef Weimer zwar keinen weiteren Gegenwind von den Märkten, geht aber bei seiner Prognose auf Nummer sicher: Er erwartet mindestens 5 Prozent "strukturelles Wachstum" bei den Nettoerlösen - mit dieser Formulierung will er die unberechenbaren Schwankungen an den Märkten ausgeklammert wissen. Der Gewinn soll um mindestens 10 Prozent zulegen.

So lief die Aktie zuletzt

In diesem Jahr gehört die Aktie der Deutschen Börse zu den am besten gelaufenen Werten im Dax. Anfang April hatte die Aktie bei 115,35 Euro sogar ein Rekordhoch erklommen. Zuletzt war sie wieder etwas abgebröckelt auf gut 112 Euro. (dpa/ad)