Zum einen zog das Handelsvolumen deutlich an und zum anderen stieg auch der Absicherungsbedarf der Investoren. Letzteres treibt wiederum das Geschäft der Derivatebörse Eurex, der größten Sparte des Konzerns. Alles in allem kletterten die Nettoerlöse um 27 Prozent auf 915 Millionen Euro, wie der Konzern am Mittwoch nach Börsenschluss in Frankfurt mitgeteilt hatte.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 30 Prozent auf 620 Millionen Euro zu. Beide Werte zogen damit noch stärker an, als Experten ohnehin erwartet hatten. Da zudem die Prognose und die Dividende bestätigt wurden, waren die Investoren von dem Zahlenwerk begeistert. Die ohnehin bisher gut durch den Corona-Crash gekommene Aktie legte in der Spitze um mehr als drei Prozent zu.
Deutsche-Börse-Aktie schlägt sich besser
Zuletzt kam der Kurs wieder etwas zurück, lag aber in einem schwachen Gesamtmarkt immer noch deutlich im Plus. Seit dem 24. Februar, also dem Tag, an dem die Corona-Pandemie die Finanzmärkte in Europa erstmals voll erfasst hat, ging es für die Aktie lediglich um acht Prozent nach unten - damit ist das Papier im Dax der zweitbeste und im EuroStoxx 50 der fünftbeste Wert in diesem Zeitraum.
Experten lobten die Zahlen durchweg - einige Analysten wie Michael Werner von der UBS erhöhten bereits ihre Kursziele. Die Stärke von Clearstream und Eurex habe dazu geführt, dass der Gewinn des Börsenbetreibers höher als erwartet ausgefallen sei, schrieb Werner in einer Studie zu den Zahlen. Positiv hoben Händler auch hervor, dass der Konzern die Jahresprognose bestätigt hat - dies trotz der weiter niedrig bleibenden Zinsen, die auf die Erträge im Aufbewahrungsgeschäft drücken.
Gewinn steigt
Der bestätigten Prognose zufolge soll der um Sondereffekte bereinigte Gewinn um rund acht Prozent auf 1,2 Milliarden Euro steigen. "Dies basiert auf der Erwartung, dass die volatilitätsbedingt höher als erwartete Geschäftsaktivität im ersten Quartal durch Rückgänge in einzelnen Geschäftsbereichen, wie den Nettozinserträgen im Segment Clearstream, im weiteren Jahresverlauf größtenteils kompensiert wird", hieß es dazu im Quartalsbericht.
Auch an der Dividende soll nicht gerüttelt werden. So will das Unternehmen auf der Hauptversammlung, die am 19. Mai online stattfindet, weiter wie im Februar angekündigt eine Erhöhung um 20 Cent auf 2,90 Euro vorschlagen. Zuletzt hatten viele Unternehmen wegen der angespannten Lage infolge der Corona-Krise angekündigt, ihre Dividende zu kappen oder müssen wie die Banken auf Druck der Aufseher die direkten Gewinnbeteiligungen erst einmal aussetzen.
"Das außerordentliche Marktumfeld im ersten Quartal hat auch zu einem außerordentlich guten Ergebnis geführt", sagte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer. "Neben der starken zyklischen Entwicklung konnten wir aber auch wie geplant weiteres deutliches strukturelles Nettoerlöswachstum erzielen. Dies stimmt uns zuversichtlich auch in Zukunft unabhängig von der fundamentalen Entwicklung weiter nachhaltig zu wachsen."
Nichts Neues gab es zum Thema Fusionen und Strategie. Eigentlich wollte der seit Anfang 2018 amtierende Chef Theodor Weimer, der bisher ein glückliches Händchen hatte, bei einer Investorenveranstaltung Ende Mai mehr dazu sagen. Diese wurde aber inzwischen wegen der Corona-Pandemie in den Herbst verschoben. Der Ex-Hypovereinsbank-Chef hatte aber bereits im Februar zu hohe Erwartungen an die neue Strategie gedämpft.
Eine Notwendigkeit, die Richtung fundamental zu ändern oder das Ruder herumzureißen, gebe es nicht, hatte Weimer bei der Bilanz-Pressekonferenz im Februar gesagt. Stattdessen bleibe Wachstum aus eigener Kraft eine starke Priorität. Allerdings setzt der Chef des Börsenbetreibers auch auf Zukäufe, um das Geschäft auszubauen. So hat er vor allem das Devisenhandelsgeschäft im Blick.
Zuletzt hatte die Deutsche Börse aber eher kleinere Zukäufe getätigt. Der große geplante Wurf mit der Refinitiv-Devisenhandelsplattform FXall blieb Weimer aber verwehrt, da sich die London Stock Exchange (LSE) für 27 Milliarden Dollar den Finanzdatenanbieter Refinitiv im Ganzen schnappte. Das Unternehmen hatte zuletzt rund zwei Milliarden Euro für Übernahmen zur Verfügung. (dpa/rs)