Länder-Vergleich

Deutsche Chefs wollen keine Social Collaboration

03.06.2013 von Christiane Pütter
In Großbritannien arbeiten rund vier von zehn Fachabteilungen mit Social Collaboration, in Deutschland nur zwei von zehn. Die Projekte scheitern an Sicherheitsbedenken und Perfektionismus.
Deutsche Unternehmen sind in Sachen Social Collaboration noch nicht auf dem neuesten Stand.
Foto: Marco2811 - Fotolia.com

Deutsche Unternehmen halten sich bei Social Collaboration zurück. Das geht aus der Studie "Social Collaboration in Deutschland, Frankreich und Großbritannien 2013" hervor, für die der Marktforscher PAC (Pierre Audoin Consultants) rund 250 Fachbereichsleiter befragt hat.

In Zahlen heißt das: 38 Prozent der britischen Befragten haben Collaboration-Projekte zumindest teilweise umgesetzt. Unter den französischen Studienteilnehmern sind es 27 Prozent, in Deutschland nur 21 Prozent. Laut Nicole Dufft, Senior Vice President bei PAC Deutschland, liegt das einerseits an Sicherheitsbedenken - und andererseits an überdurchschnittlich hohen Anforderungen bei der Realisierung der Projekte. Dufft spricht von einem "Hang zur Perfektion". In Deutschland fehle die aktive Mitwirkung des Managements.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Social Collaboration gilt nicht als IT-Thema. Weniger als ein Viertel der Projekte wurden von der IT-Abteilung initiiert. PAC plädiert für einen Schulterschluss von Fachbereich und IT. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Erhebung finden Sie in der Info-Galerie.

Interesse an Social Collaboration
Das Interesse an Social Collaboration wird durch verschiedene Themen geschürt. Die Resultate zeigen ein großes Spektrum an Einstiegsthemen für Social Collaboration, deren Relevanz sich von Land zu Land z.T. deutlich unterscheidet.
Viele Initiativen noch am Anfang
Viele Social Collaboration-Initiativen wurden gestartet, stehen aber meist noch am Anfang. 1. Immerhin jeder vierte Fachbereich hat Projekte bereits teilweise oder vollständig umgesetzt. 2. Jeder dritte Befragte berichtet von Projekten in der Test- oder Planungsphase. 3. Großbritannien zeigt sich als Vorreiterland, Deutschland hinkt bei der Umsetzung eher hinterher.
Offene Kommunikationsstruktur
Eine offene Kommunikationskultur ist zwar meist gegeben, reicht aber nicht aus! Insbesondere die für eine effektive Vernetzung notwendige Selbstbestimmung und Flexibilität der Mitarbeiter fehlt häufig. Auch gibt es vielfach noch keine Regelwerke für die Vernetzung. Schließlich vermissen zwei Drittel der Befragten eine aktive Mitwirkung des Managements.
Linked In und Co.
Öffentliche Social Networking-Dienste haben sich im Geschäftsalltag etabliert. Sie werden aber bislang häufig nur geduldet, meist jedoch nicht gefördert oder in die Social-Collaboration-Umsetzung integriert. Zudem sind Verbote immer noch an der Tagesordnung. In 31 % der Fachbereiche ist beispielsweise die Nutzung von Microblogging-Diensten wie Twitter untersagt.
Externe Dienstleister
Der Bedarf für externe Dienstleister ist groß – über alle Projektphasen hinweg! Viele Fachbereiche halten die Unterstützung durch externe Dienstleister nicht nur bei der Integration, sondern auch bei der Planung und Betrieb für wichtig. Jeder fünfte Befragte stuft beispielsweise die externe Unterstützung bei der Definition einer Social Collaboration-Strategie als sehr bedeutend ein.
Hemmschuh Sicherheitsbedenken
Sicherheitsbedenken sind die größten Barrieren für Social Collaboration. Drei Viertel der Fachbereiche haben Bedenken wegen Datensicherheit, knapp jeder Zweite befürchtet den Abfluss von Unternehmenswissen! Ein nicht erkennbarer Mehrwert oder eine fehlende Akzeptanz bei den Mitarbeitern wird dagegen nur von wenigen Befragten als Hemmnis gesehen.
Strategische Planung fehlt
Strategische und fachbereichsübergreifende Planung? Häufig Fehlanzeige! Nur etwa jedes zweite Social Collaboration-Projekt in Deutschland und Frankreich, aber 75 % der Projekte in Großbritannien werden langfristig strategisch geplant. Immerhin ca. 60 % der Projekte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien werden heute fachbereichsübergreifend realisiert.
Fachbereiche nutzen verschiedene Einzelanwendungen
Die Fachbereiche nutzen verschiedene Ansätze für die technische Realisierung. Mehr als 40 % der Fachbereiche – darunter überproportional viele aus Deutschland – nutzen verschiedene Einzelanwendungen. Ein ähnlich hoher Anteil nur Social Collaboration-Funktionen bestehender Prozess-, Groupware-, ECM- oder UCC-Anwendungen. Nur jeder siebte Fachbereich setzt bei der Realisierung auf eine integrierte Social Collaboration-Plattform.
Interne IT kommt zu kurz
Social Collaboration wird nicht als IT-Projekt initiiert, koordiniert und finanziert. Bei mehr als drei Viertel der Social Collaboration-Projekte ging die Initiative von den Fachbereichen oder vom Top-Management aus, die meist gleichzeitig auch als Hauptansprechpartner und Sponsoren agieren. Die interne IT spielt dagegen meist nur eine marginale Rolle.