Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr - diese alte pommersche Spruchweisheit gilt sicher nicht in Sachen IT. Dabei zeigt eine Umfrage des US-amerikanischen Interessenverbandes Messaging Anti-Abuse Working Group (MAAWG), dass sich gerade deutsche Nutzer für Experten halten. Gleichzeitig legen sie jedoch ein riskantes Verhalten an den Tag.
Die MAAWG mit Sitz in San Francisco hat insgesamt mehr als 3.700 Nutzer in den USA und Kanada sowie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien befragt. Aus Deutschland haben 522 User teilgenommen.
Von den Deutschen nimmt jeder Dritte (33 Prozent) für sich in Anspruch, in punkto Web-Sicherheit "sehr erfahren" oder "ein Experte" zu sein. Im Schnitt aller Befragten erklärten das nur 20 Prozent. Unter den Franzosen waren es nur acht Prozent.
Trotzdem zeigen sich deutsche Nutzer bei der Frage nach Botnetzen unbekümmert. 62 Prozent geben an, es sei "nicht" oder "nicht sehr" wahrscheinlich, dass ihr PC befallen ist. Zum Vergleich: Im Schnitt sagen das nur 47 Prozent. Besonders vorsichtig sind Spanier: Nur 39 Prozent halten eine Infektion ihres Rechners für nicht oder nicht sehr wahrscheinlich.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: 43 Prozent aller Teilnehmer haben schon mindestens einmal eine E-Mail geöffnet, obwohl sie davon ausgingen, dass sie Spam enthält. Der Grund dafür ist meist Neugier, so die Autoren der Umfrage.
Weitere elf Prozent haben in einer Mail auf einen Link geklickt, hinter dem sie Spam vermuteten. Acht Prozent haben mindestens einmal ein solches Attachment geöffnet.
Die MAAWG-Studie bestätigt ein Ergebnis vergleichbarer Untersuchungen: Vor allem junge Leute scheren sich weniger um Sicherheit. 50 Prozent der Spam-Öffner sind unter 35 Jahren. Die MAAWG fügt an, es handle sich öfter um Männer als um Frauen, nennt aber keine Prozentzahlen zum Geschlechterverhältnis.
Männer unter 35 - ein IT-Sicherheitsalbtraum
Die Studienautoren kommentieren jedoch, es sei genau diese Nutzergruppe - Männer unter 35 - die sich einerseits Experten nennen und sich andererseits riskant verhalten. Das gilt über Ländergrenzen hinweg.
Darüber hinaus wollte die MAAWG wissen, wem User die Verantwortung für Malware zuschreiben. Rund zwei Drittel (65 Prozent) sehen Internet- beziehungsweise E-Mail-Service-Provider in der Pflicht. 54 Prozent denken, es sei Sache der Hersteller von Antiviren-Software. Nicht einmal jeder Zweite (48 Prozent) setzt zunächst einmal bei sich selbst und seinem Verhalten an.
Ein weiteres Ergebnis bezieht sich auf Updates von Antiviren-Lösungen. Über die Nationen hinweg erklären neun von zehn Umfrage-Teilnehmern, ihre Software werde regelmäßig aktualisiert. Bei 46 Prozent nimmt das Unternehmen Updates automatisch vor, 33 Prozent erledigen es selbst.
Am liebsten Nachrichten von Freunden
Schließlich wollte die MAAWG wissen, welche E-Mails Aufmerksamkeit der Nutzer erhalten. 82 Prozent reagieren demnach vor allem auf Botschaften von Freunden oder der Familie. 70 Prozent reagieren auf Nachrichten über den Eingang oder Lieferstatus von Produkten, die sie sich über das Internet bestellt haben. 58 Prozent öffnen Mails von ihrer Bank oder Versicherung.