Grünes Licht für deutsche Rechenzentren: Erstens sind es weniger als erwartet, und die sind auch noch Energie-effizienter als angenommen. So lautet die erste umfassende Studie zu Rechenzentren in Deutschland überhaupt. Durchgeführt hat sie die Technische Universität Berlin. Dennoch raten die Forscher dringend, den Energiebedarf zu senken.
Dazu ein paar Daten: In Deutschland gab es im Jahr 2007 etwa 19.000 Server-Räume mit drei bis zehn Servern und rund 10.000 Rechenzentren mit mehr als zehn Servern. Auch, wenn das eine Bestandsaufnahme von 2007 ist - die oft kolportierte Zahl von 50.000 Rechenzentren erweist sich als erhebliche Übertreibung.
Aber: Der jährliche Strombedarf für den Betrieb der Zentren hat sich von 1998 bis 2008 auf acht TWh fast verfünffacht. Schon allein wegen der Kosten ist Energiesparen daher angeraten.
Die Autoren der Studie weisen daraufhin, dass es bis dato keinen allgemein anerkannten Standard gibt, der die Energie-Effizienz eines Data Centers bewertet. Als internationale Kennwerte gelten allgemein die Power Usage Effectivness (PUE) und die Energy Usage Effectivness (EUE).
Die Berliner Forscher definieren die PUE als Wert, der aus der Leistungsaufnahme des gesamten Rechenzentrums (PRZ) und der IT-Leistungsaufnahme (PIT) gebildet wird. Die PRZ bezieht sich auf die Energieversorgung mit unterbrechungsfreier Stromversorgung, Klimatisierung und Licht. Die PIT entspricht dem Leistungsbedarf der Datenverarbeitenden und -speichernden Geräte sowie der Netzwerkausrüstung. Die PUE ist gleich PRZ geteilt durch PIT.
Üblicherweise gilt eine Faustregel von 2,0 bei der PUE. Deutsche Rechenzentren kommen laut TU Berlin auf 1,7 und schneiden damit im internationalen Vergleich ziemlich gut ab. Die USA etwa liegen bei 1,9. Dabei ist die PUE nicht konstant, sondern verändert sich in Abhängigkeit von Faktoren wie Außenluft-Temperatur und Klimatisierung.
IT und Gebäudetechnik müssen im grünen Rechenzentrum zusammenarbeiten
Die EUE (Energy Usage Effectivness) beschreibt, wie sich der Energiebedarf des gesamten Rechenzentrums zum Energiebedarf der IT verhält. Sie variierte bei den untersuchten Zentren von 1,23 bis 2,77.
Die TU Berlin schlägt zwecks Energiesparen zum Beispiel Folgendes vor:
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Die IT sollte mittels Daten aus der Gebäudetechnik ein Energie-Management implementieren,
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das Finanzcontrolling sollte die Rechenzentrumsaufwendungen auf die Bereiche IT und Gebäudetechnik aufschlüsseln und dadurch Daten für künftige Investitionen und Modernisierungen liefern,
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ganz allgemein muss der Klimatisierungsbedarf gesenkt werden, konkret: Wärmequellen sind zu reduzieren. Daher sprechen sich die Forscher der TU Berlin für Konsolidierung und Virtualisierung aus, um überflüssige Hardware zu vermeiden. Außerhalb der IT helfen Fassadendämmung und Außenverschattung. Tipp: Fassaden begrünen. Und das ist hier einmal ganz wörtlich gemeint.
Andererseits: An der Kühlungsfrage erhitzen sich die Gemüter. Hans-Joachim-Popp, CIO beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), vertritt die These, auf das Kühlen von Rechenzentren könne verzichtet werden. Schließlich arbeiten dort heute keine Menschen mehr, für die die Luft Zimmertemperatur haben muss.
Die "Konzeptstudie zur Energie- und Ressourceneffizienz im Betrieb von Rechenzentren" der TU Berlin kann unter hier heruntergeladen werden.