Die Deutsche Telekom macht einen neuen Anlauf, das Smartphone als elektronische Geldbörse zu etablieren. Mit dem Dienst MyWallet kann per Handy statt Bankkarte an entsprechend ausgerüsteten Kassen-Terminals gezahlt werden.
Zunächst ist das Angebot für 18 Smartphone-Modelle von Samsung und Sony verfügbar, die den NFC-Nahfunk unterstützen. Damit hätten mehr als zwei Millionen Telekom-Kunden in Deutschland die Voraussetzung dafür, betonte Innovations-Chef Thomas Kiessling am Dienstag.
Unter den Geräten sind Modelle von Samsungs Galaxy-Familien S3 und S4 sowie das aktuelle Flaggschiff Galaxy S5 und Sonys Xperia-Reihe. Für Nutzer anderer Smartphones gibt es zunächst NFC-Sticker, die auf die Geräte geklebt werden können. Unter anderem Apple weigert sich bisher, einen NFC-Chip in seine iPhones einzubauen.
Zum Telekom-System gehört auch eine spezielle SIM-Karte, die als sicherer Datensafe dient. In dem digitalen Portemonnaie sollen in Zukunft auch zum Beispiel Konzert-Tickets, Bonuspunkte-Karten oder Mitgliedsausweise gespeichert werden können.
In Deutschland gebe es bisher 35 000 Standorte, die Bezahlen mit NFC akzeptierten. Es sind größtenteils Ketten wie etwa Aral, Douglas, Thalia, Starbucks oder die Kaufhof-Warenhäuser. Insgesamt gibt es in Deutschland nach Branchenschätzungen über eine Million Kartenakzeptanz-Stellen - damit ist der NFC-Anteil noch relativ überschaubar. Im Sommer soll auch eine Kooperation mit dem Raststättenbetreiber Tank & Rast folgen, der 400 Kaffeeautomaten aufrüsten will.
Die Bezahl-Dienstleister sind jedoch noch uneins über die Rolle von NFC. Der Kreditkarten-Riese Mastercard setzt konsequent auf die Technologie "Near Field Communication" und stellte weltweit bereits 1,6 Millionen Terminals seines Paypass-Systems für kontaktloses Bezahlen auf, die auch von der Telekom-Wallet genutzt werden. Der Online-Bezahldienst PayPal kritisiert hingegen, NFC bringe keinen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Bankkarten und werde von anderen Technologien geschlagen werden.
Die Telekom will ihre digitale Brieftasche rasch auch international einführen, zunächst in der Slowakei und in Ungarn. In Deutschland sind auch die anderen Mobilfunk-Anbieter Vodafone, Telefónica O2 und E-Plus bereits mit Wallet-Angeboten am Markt. (dpa/rs)