Deutsche Telekom weiter von US-Geschäft angetrieben
09.08.2016
Bei der Deutschen Telekom spielt die Musik weiter vor allem in den USA. Das im zweiten Quartal erneut starke Abschneiden der US-Mobilfunktochter T-Mobile US dürfte der weitaus größte Lichtblick sein, wenn die Bonner am Donnerstag (11. August) ihre Konzernzahlen für die Monate von April bis Juni vorlegen. In Deutschland und Europa bleibt das Umfeld für das Dax-Unternehmen dagegen schwierig.
Die US-Tochter hat in dem Zeitraum auch dem schwächelnden Smartphonemarkt getrotzt - die Kunden strömen weiter in Scharen zum drittgrößten Mobilfunker im Land. US-Spartenchef John Legere peilt in diesem Jahr mit 3,4 bis 3,8 Millionen nun noch mehr neue Vertragskunden unter eigener Marke an. Der Umsatz des mittlerweile größten Konzernteils kletterte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 9,2 Milliarden US-Dollar (8,3 Mrd Euro).
Bei den Amerikanern zog das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um mehr als ein Drittel an, weil unter anderem weiter ein Buchungseffekt positiv zu Buche schlug. Weil Kunden in den USA Geräte verstärkt mieten anstatt zu kaufen, bleiben die Smartphones und Tablets häufiger im Unternehmensbesitz. Dadurch sinkt der Aufwand. Zwar steigen zugleich die Abschreibungen tendenziell, für das in der Telekombranche viel beachtete Ebitda spielt das aber keine Rolle.
Auch beim Mutterkonzern sorgt T-Mobile US weiter für Schwung. 21 vom Unternehmen befragte Analysten rechnen im Schnitt beim Umsatz mit einem Plus von knapp 3 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro. Das bereinigte Ebitda dürfte um fast 8 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro steigen. Da die Analysten bereits vor den von T-Mobile US vorgelegten Zahlen zu ihren Schätzungen befragt wurden und die US-Tochter noch etwas besser abschnitt als erwartet, könnte das Ergebnis sogar noch etwas positiver ausfallen.
Unter dem Strich dürfte der Gewinn mit 840 Millionen Euro rund 18 Prozent besser ausfallen. Vor einem Jahr hatten vor allem Abfindungen und Vorruhestandsprogramme mit rund 400 Millionen Euro belastet. Die Jahresprognosen dürften Experten zufolge bestätigt werden.
Ertragsperle bleibt trotz des Aufschwungs in den USA der Heimatmarkt - weil die Geschäfte in Deutschland immer noch deutlich lukrativer sind. Branchenexperten rechnen bei den wichtigen Umsätzen mit Mobilfunkdienstleistungen, also Sprach- und Datentarifen, wegen des weiter harten Preiskampfs und sinkender Roaminggebühren hierzulande aber mit einem Minus von 0,7 Prozent. Damit würde die Telekom zwar deutlich besser abschneiden als der nach Sim-Karten größte Mobilfunker Telefonica Deutschland (O2) (-1,7%). Der Düsseldorfer Rivale Vodafone hatte allerdings mit minus 0,3 Prozent etwas weniger Boden verloren.
Im Breitband-Festnetz drückt die Telekom dagegen weiter aufs Tempo. Das neue Entertain-Fernsehangebot und Rabattaktionen für die Bündelpakete aus Fernsehen, Telefon und Internet sollen den Konkurrenten aus dem Fernsehkabelnetz Wind aus den Segeln nehmen. Experten rechnen mit 70 000 Breitbandverträgen zusätzlich im Quartal.
Die schon länger schwächelnde Tochter in den Niederlanden kommt dagegen wohl weiter nicht so recht auf die Füße. Deutsche-Bank-Analyst Robert Grindle rechnet deswegen auch auf Ebene der Europasparte mit Rückgängen bei Umsatz und operativem Ergebnis. (dpa/ib)
Die Geschichte der Telekom
Die Geschichte der Telekom Aufstieg, Krisen und Skandale. Wie sich die Telekom vom verkrusteten Staatsbetrieb zum internationalen ITK-Player entwickelte.
2015 Den Sponsoring-Vertrag mit dem FC Bayern München hat die Telekom bis 2017 verlängert.
Vectoring statt Glasfaser Den Netzausbau treibt die Telekom nicht, wie viele wünschen, vor allem mit Glasfaser voran, sondern auch mit Vectoring, einer Technologie, die mehr aus den vorhandenen Kupferadern holen soll, aber auch beim Endkunden viel Strom verbraucht.
All-IP und IPTV Mit dem IPTV-Service Entertain bringt die Telekom eine stetig steigende Programmflut nach überall.
November 2015 Das neue Twin-Core-Rechenzentrum der Telekom in Biere realisiert mit seinem unweit gelegenen Zwilling eine hochsichere Public Cloud.
Connected Car Die Connected Cars, in deren Entwicklung die Telekom beträchtlich investiert, sind untereinander und stets auch mit einer (Telekom-)Cloud verbunden.
Smart Home Mit Qivicon lassen sich alle vernetzten Systeme in Haushalten zentral steuern.
Smart City In der mit Sensor- und M2M-Technik gespickten Smart City werden Autofahrer bei der Parkplatzsuche unterstützt.
Innovationen sollen die ... ... Telekom endlich dauerhaft aus der Defensive bringen. Zuständig dafür: der Leiter des P&I-Bereichs, Thomas Kiessling
Timotheus Höttges, ... ... muss sich unter anderem mit Altlasten aus dem US-Markteinstieg von T-Mobile herumschlagen. Zudem steht ein großer personeller Aderlass an mehreren Standorten bevor.
Neue Frauen für den Telekom-Vorstand: Ex-McKinsey-Beraterin Claudia Nemat übernimmt den Bereich EMEA, Ex-Hochschulchefin Marion Schick die Personalleitung.
Noch Wüstenei, ... ... bald Deutschlands größtes Rechenzentrum: Bei Magdeburg baut die Telekom neue Ressourcen fürs Cloud-Geschäft
Noch-Telekom-Boss ... ... und der inzwischen verstorbene Apple-CES Steve Jobs feiern zusammen 20 Jahre Mobilfunk, natürlich mit dem iPhone
Mit neuen Anwendungen ... ... wie Smart Meters (siehe Bild) oder Remote-Gesundheitskontrolle versucht die Telekom, noch mehr Verkehr auf die Mobilnetze zu bringen und gleichzeitig neuartige Endgeräte zu verkaufen
Zur Mobile World 2011 ... ... präsentiert die Telekom ihren ersten LTE-Stick.
2008: Fehltritt mit Folgen – Manfred Balz tritt als erster Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance der Telekom sein Amt an.
Anja Feldmann: Feldmann leitet seit 2006 den Lehrstuhl für „Intelligent Networks“ und „Management of Distributed Systems“ der Deutsche Telekom Laboratories, einem An-Institut der Technischen Universität Berlin. Sie erhält den Leibnitz-Preis für ihre Konzepte eines Internet 2.
2007: Friedrichshafens Oberbürgermeister Josef Büchelmeier, Ferdinand Tempel, Leiter T-City Repräsentanz und Bereichvorstand Technik T-Home Friedrich Fuß freuen sich über die Auswahl von Friedrichshafen als T-City.
2006: Nach Kai-Uwe Ricke soll der ehemalige T-Online-Manager René Obermann Ordnung in das Telekom-Geschäft bringen.
Am 1. Januar 2005 ... startete die LKW-Maut, an deren Realisierung T-Systems maßgeblich beteiligt war.
Von 2002 bis 2006 ... steuerte Kai-Uwe Ricke als Telekom-Vorstand die Geschicke des Unternehmens.
2000: Der schicke Robert T-Online wirbt für den Börsengang des gleichnamigen Telekom-Ablegers. Für die Anleger am Ende eine Pleite. Insofern wäre ein Pleitegeier wohl das bessere Symbol gewesen.
1998: Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation – heute Bundesnetzagentur – die in diesem Gebäude in der Bonner Tulpenallee residiert, nimmt ihre Arbeit auf und sollte der Telekom noch viel Ärger bereiten.
1996: 28,50-DM-Mann (so hoch war der Aktienpreis für Privatanleger) Ron Sommer zieht als CEO den ersten Börsengang der Telekom durch.
Tim Berners Lee: Der Erfinder des World Wide Web, das ab Anfang der 90er seinen Siegeszug antrat und auch das Geschäft der Telekom mit DSL-Anschlüssen beflügelte.
Start des D1-Netzes 1992: Dieser Chip machte es möglich, über D1 zu telefonieren
Erst 1966 ... wurde die letzte Handvermittlungsstelle auf automatisierten Betrieb umgestellt. Das Fräulein vom Amt starb aus.
1965: Telefonieren auch in die USA über den Satelliten Early Bird.
1961: Für heutige Verhältnisse gigantisch mutete das erste Telefon für das A-Netz an, das 1958 startete.
1904 ... installierte Quante in Berlin die erste Telefonzelle
1877 ... funktionierte in Berlin das erste Telefon, hergestellt von Siemens.