Fachkräftemangel

Deutsche Unternehmen suchen Mitarbeiter in Süd- und Osteuropa

13.01.2015 von Susanne Köppler
In jedem sechsten Unternehmen in Deutschland sind Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland beschäftigt. IT-Spezialisten werden gezielt außerhalb Deutschlands gesucht.

Online-Recruiting vereinfacht die Suche nach Spezialisten im Ausland deutlich. Zu diesem und weiteren Ergebnissen kommt die Studie "Migration von Fach- und Führungskräften nach Deutschland", die Bitkom Research im Auftrag des Business-Netzwerkes LinkedIn 2014 durchgeführt hat. Insgesamt wurden 1.030 Personalentscheider und Geschäftsführer in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern in Deutschland zum Thema Fachkräftesuche im Ausland befragt.

Fehlende Qualifikationen in Deutschland

60 Prozent der deutschen Unternehmen fehlt es im Inland an passenden Bewerbern. Beispielsweise gibt es im Ausland Spezialisten mit Qualifikationen, die man in Deutschland nicht findet. Für fast 40 Prozent der Befragten ist die Vermittlung von Kontakten durch die ausländischen Mitarbeiter von großer Bedeutung und jedes dritte Unternehmen möchte ausländische Spezialisten im Rahmen einer allgemeinen Diversity-Strategie einstellen.

Die Globalisierung ist auch beim Recruiting angekommen: Viele deutsche Unternehmen suchen verstärkt im Ausland nach Fach- und Führungskräften.
Foto: vege - Fotolia.com

Schon heute sind in jedem sechsten Unternehmen Spezialisten von außerhalb Deutschlands beschäftigt. Das wird sich in Zukunft wohl noch verstärken: denn für die nächsten zwölf Monate plant jeder zehnte Betrieb, ausländische Fach- und Führungskräfte einzustellen. Bei den Unternehmen mit 500 oder mehr Mitarbeitern sind es sogar über 60 Prozent.

Online-Recruiting auf dem Vormarsch

Wenn Unternehmen Spezialisten aus dem Ausland für sich gewinnen wollen, stellt sich die Frage nach geeigneten Rekrutierungskanälen. Hoch im Kurs stehen Online-Kanäle wie die eigene Karriere-Website, die von 84 Prozent genutzt wird, soziale Netzwerke und Online-Jobbörsen, die jeweils von etwa drei Viertel der Personalentscheider und Geschäftsführer angegeben werden.

Am beliebtesten sind jedoch Kontakte zu spezialisierten Personalvermittlern und zur Bundesagentur für Arbeit beziehungsweise zu ihrer Zentralen Auslands- und Fachvermittlung. Jeweils 86 Prozent der befragten Unternehmen gibt an, diese Kanäle zur Gewinnung von ausländischen Fach- und Führungskräften zu nutzen. Doch auch die klassische Zeitung ist noch nicht ganz aus dem Rekrutierungsprozess verschwunden: Immerhin 38 Prozent der Unternehmen nutzt Printmedien wie Zeitungen und Fachzeitschriften dazu, Spezialisten aus dem Ausland nach Deutschland zu holen.

Deutschlands beste Jobportale
Deutschlands Beste Jobportale 2014
Das Institute for Compeititve Recruiting hat zusammen mit Crosswater Job Guide und Profilo Deutschlands beste Jobportale 2014 ausgezeichnet. Welche Portale für ITler am geeignetsten sind und auf welche Jobsuchmaschinen Stellensuchende ausweichen, zeigt die folgende Bildergalerie:
Platz 20
Auf Platz 20 der besten Jobportale 2014 für ITler liegt das inhabergeführte, unabhängige Portal Job24.
Platz 19
Direkt davor liegt die Onlinejobbörse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Platz 18
Jobscout24 landet nach dem Ranking auf Platz 18.
Platz 17
Auch die Bundesagentur für Arbeit bietet jobsuchenden ITlern unter jobboerse.arbeitsagentur.de eine Anlaufstelle.
Platz 16
Monster war eine der ersten kommerziellen Internetseiten und landet mit seinem Jobportal auf dem 16. Platz.
Platz 15
Mehr als fünf Millionen Menschen nutzen das auf Platz 15 liegende Portal experteer.
Platz 14
Das Jobportal unter meinestadt.de gibt ITlern standortbezogen Auskunft über freie Stellen.
Platz 13
Auf dem 13. Platz der besten Jobportale für ITler liegt das Business Netzwerk Xing.
Platz 12
Die auf Studenten und Absolventen spezialisierte Jobbörse Staufenbiel landet in diesme Ranking auf Platz zwölf.
Platz 11
Das Projektportal für externe IT- und Engineering-Spezialisten Gulp belegt Platz elf.
Platz 10
Unter den Top 10 landet das Jobportal stellenanzeigen.de.
Platz 9
Das Forum für SAP, dv-treff, belegt den neunten Platz im Ranking von Deutschlands besten Jobportalen für die IT-Branche.
Platz 8
Das etwas weiter gefasste Portal it-treff.de landet auf Platz acht.
Platz 7
Auf Platz sieben liegt das Jobportal Jobware.
Platz 6
Die Jobbörse Absolventa bietet Studenten, Absolventen und Young Professionals die Chance, Jobs zu suchen oder von Unternehmen gefunden zu werden.
Platz 5
Auch an Studenten und Absolventen richtet sich das Angebot des Unicum Karrierezentrums, welches auf Platz fünf des Rankings liegt.
Platz 4
Die Jobbörse von Kalaydo liegt auf Platz vier der besten Portale für den IT-Bereich.
Platz 3
Die jobsuchmaschine ictjob.de ist auf die IT-Branche spezialisiert und hat Angebote für Freelancer wie für Jobsuchende.
Platz 2
Die Silbermedaille geht an den letztjährigen Sieger StepStone. Obwohl das Portal nicht auf die IT-Branche spezialisiert ist, ist es das zweitbeste Jobportal 2014.
Platz 1
Den ersten Platz belegt Kimeta. Das interessante hierbei: Kimeta ist kein Jobportal, sondern eine Jobsuchmaschine.
Jobsuchmaschinen: Platz 10
Auf Platz 10 der besten allgemeinen Jobsuchmaschinen liegt backinjob.de.
Platz 9
Knapp davor auf Platz neun landet die Suchmaschine Jobworld.
Platz 8
Auf Platz acht der besten Jobsuchmaschinen 2014 liegt jobrobot.de.
Platz 7
Alle aktuellen Stellenangebote der führenden Jobbörsen, Tages- und Wochenzeitungen sowie Fachzeitschriften Deutschlands finden Sie bei jobturbo.de.
Platz 6
Die Suchmaschine Cesar liegt in dem Ranking auf Platz sechs.
Platz 5
Mit jobsuma.de können Studenten und Absolventen nach Studentenjobs, Nebenjobs, Praktika und Absolventenjobs suchen.
Platz 4
Platz vier der besten allgemeinen Jobsuchmaschinen belegt jobsterne.de. Diese Suchmaschine ist spezialisiert auf die Hotellerie und Gastronomie.
Platz 3
Auf dem Treppchen landet der Shootingstar Indeed. Als Neueinsteiger auf Platz drei.
Platz 2
Platz zwei belegt, wie auch im Vorjahr, die Suchmaschine iCjobs.de beziehungsweise, wie die Seite neuerdings heißt, jobbörse.com.
Platz 1
Sieger des Rankings um Deutschlands beste Jobsuchmaschine ist, wie auch im Ranking um die besten Portale der IT-Branche, Kimeta.de.

Spezialisten aus USA und Kanada

Woher kommen die ausländischen Spezialisten? Bitkom hat die deutschen Unternehmen danach befragt, aus welchen Ländergruppen sie die Fach- und Führungskräfte rekrutieren. Zehn Prozent gibt an, bereits Spezialisten aus nordamerikanischen Ländern wie den USA und Kanada nach Deutschland geholt zu haben. Fast jeder Fünfte plant derzeit, dort nach Fach- und Führungskräften zu suchen. Knapp dahinter liegen südeuropäische EU-Länder wie Griechenland, Italien, Portugal oder Spanien - neun Prozent der Befragten gibt an, hier bereits erfolgreich rekrutiert zu haben. Genauso viele Unternehmen haben schon in osteuropäischen EU-Ländern wie Polen, Ungarn oder Rumänien passende Fach- und Führungskräfte gefunden.

Die ausländischen Fach- und Führungskräfte kommen aus der ganzen Welt: von Nordamerika bis Süd- und Osteuropa.
Foto: DEKRA

Gerade die südeuropäischen EU-Länder werden in Zukunft noch wichtiger für die Deckung des Fachkräftemangels in Deutschland werden. Bereits jetzt planen 55 Prozent der Unternehmen, dort nach Spezialisten zu suchen. Jedes Dritte gibt an, künftig gezielt in westeuropäischen EU-Ländern wie Frankreich oder Belgien Fach- und Führungskräfte zu rekrutieren.

Deutschland braucht Fachkräftemigration

"Ausländische Fach- und Führungskräfte stellen einen wichtigen Faktor zur Deckung des Fachkräftebedarfs dar" - dieser Aussage stimmen fast alle deutschen Unternehmen voll (78 Prozent) oder bedingt (21 Prozent) zu. Außerdem sind drei Viertel der Personalentscheider und Geschäftsführer der Ansicht, dass die Spezialisten aus dem Ausland künftig eine große Rolle für den Erfolg des Unternehmens spielen werden.

Bei der Frage nach den Funktionen der ausländischen Fach- und Führungskräfte sind sich die deutschen Unternehmen uneinig. Knapp die Hälfte geht davon aus, dass die Spezialisten aus dem Ausland in Zukunft strategisch wichtige Funktionen im Unternehmen übernehmen werden. 54 Prozent der Unternehmen stimmen dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu.

Bitkom-Report: 41.000 offene IT-Stellen
Bitkom-Präsident Dieter Kempf ...
... hat positive Nachrichten: "Wir haben – von Ausnahmejahren in der Wirtschafts- und Finanzkrise abgesehen – nahezu konstant einen ungedeckten Fachkräftebedarf von rund 40.000 IT-Experten."
Rund 41.000 IT-Spezialisten ...
... werden derzeit in Deutschland gesucht. Damit ist die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 Prozent gestiegen.
10.000 zusätzliche Arbeitsplätze ...
... sind in diesem Jahr in der IT entstanden. Am Ende des Jahres werden in den Unternehmen voraussichtlich 953.000 Menschen beschäftigt sein, so viele wie nie zuvor. Innerhalb von fünf Jahren sind damit in der ITK-Branche fast 100.000 neue Arbeitsplätze entstanden.
Aber auch Anwenderbranchen ...
... suchen zahlreiche IT-Experten, so die Bitkom-Analyse.
Wer braucht IT-Experten?
16.500 unbesetzte Stellen finden sich bei Unternehmen der Informationstechnologie und Telekommunikation. Weitere 24.500 IT-Experten werden aber auch quer durch alle Wirtschaftszweige in den Anwenderunternehmen gesucht.
Gesuchte Berufe
Die Nachfrage nach Sicherheitsprofis hat sich ebenso deutlich erhöht wie diejenige nach Projekt-Managern.
Softwareentwickler werden ...
... vor allem in ITK-Unternehmen gesucht. 71 Prozent der befragten ITK-Firmen haben offene Positionen für Entwickler, bei den Anwenderunternehmen sind es nur 17 Prozent.
Cloud Computing ...
... ist der Bereich, in dem sich Entwickler vor allem auskennen sollten.
Kenntnisse sollten Entwickler aber auch in anderen Bereichen ...
... mitbringen: Big Data, Social Media, Programmierung von klassischen Webpräsenzen, Apps bzw. mobilen Webseiten.
Netzwerkexperten ...
... sind in jedem fünften Unternehmen gefragt. Insbesondere Anwenderunternehmen suchen Systembetreuer.
Der Fachkräftemangel ...
... wird weiter beklagt: 54 Prozent der ITK-Unternehmen geben an, dass aktuell ein Mangel an IT-Spezialisten herrscht. 42 Prozent erwarten sogar, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen wird.
Informatik als Pflichtfach ...
... fordert darum der Bitkom, um früh das Interesse an der IT zu wecken und um langfristig dem Fachkräftemangel entgegenwirken.