"Die deutschen Versicherer scheinen wieder offen zu sein für Investitionen in die Optimierung bestehender IT-Lösungen, dies jedoch zielorientierter", sagt PAC-Analyst Hassan Hosseini. 2006 flossen 1,7 Milliarden Euro in den Markt, im Vorjahr waren es noch 1,62 Milliarden.
Dabei liegt Outsourcing mit einem Plus von 9,8 Prozent vor dem Projektgeschäft (plus 3,6 Prozent) und Standard-Software (plus 1,4 Prozent). Die beachtliche relative Zunahme bei Auslagerungsverträgen darf allerdings nicht über die geringen absoluten Zahlen von 444 Millionen Euro hinwegtäuschen.
Nach den Worten von PAC schließen Versicherer im Vergleich mit anderen Sparten nicht nur weniger, sondern auch meist kleinere Deals ab. Hosseini spricht von einem geringen Reifegrad. Dadurch dürfte sich der ungewöhnlich große Vertrag zwischen Fujitsu Services und AGIS (Allianz Dresdner Informations-Systeme) aus dem Mai 2007 deutlich auswirken: Dabei lagerte die AGIS Desktop-, Netz- und Telekommunikations-Services an Fujitsu aus. Das Abkommen erstreckt sich bis zum Jahr 2012 und enthält ein Volumen von rund 400 Millionen Euro.
Der Analyst geht davon aus, dass Versicherungen ihr Kerngeschäft und strategisch wichtige Anwendungen wie Policenveraltung, Produkt-Management und Außendienst-Systeme ungern aus der Hand geben. Zu groß sei die Angst vor einem möglichen Kontrollverlust. Darüber hinaus sind Versicherungsprozesse oft hochkomplex und die kundenspezifisch ausgelegten Anwendungen lassen sich nur schwer standardisieren. Nicht zuletzt wirken sich gesetzliche Bestimmungen und ein allgemeiner Konservatismus in der Branche hemmend auf das Outsourcing aus.
Dennoch: Diese Strukturen sind nicht in Stein gemeißelt. Auch Versicherungsunternehmen spüren den Kostendruck. Der Markt konsolidiert sich. Vor diesem Hintergrund stehen die Zeichen für wachsende Auslagerungsaktivitäten gar nicht schlecht.
Die weitere Prognose von PAC liest sich aus Sicht der Anbieter denn auch positiv: Bis 2011 wird eine durchschnittliche Wachstumsrate von 13,7 Prozent erwartet. Dabei dürften die größten Schritte schon in diesem und dem kommenden Jahr erfolgen, danach flaut die Kurve wieder ab.
Verarbeitende Industrie als Vorbild
Hosseini erwartet, dass die Konsolidierung von Daten-Centern und die Entwicklung von Lösungen für sämtliche Sparten von Lebens- und Kranken- bis zu Sach- und Haftpflichtversicherungen immer wichtiger werden. "Auf lange Sicht stellen IT-Outsourcing und Business Process Outsourcing äußerst interessante Alternativen für diese Aufgabenstellungen dar", sagt er. Letzten Endes müsse auch die Versicherungsbranche ihre Prozesse rationalisieren, um effizienter arbeiten zu können, wie es die verarbeitende Industrie bereits vorgemacht hat.
Die Marktstudie "Vertical Report - Insurance Germany 2007" erscheint Ende August bei PAC (Pierre Audoin Consultants).