Obwohl alle IT-Entscheider die Auslagerung in Billiglohnländer als eine potenzielle Möglichkeit zur Kosteneinsparung kennen, hätten weniger als 15 Prozent der untersuchten Unternehmen Offshore-Vorhaben umgesetzt. Die Untersuchung zeige daher auf für welche Firmen in Deutschland die Auslagerung empfehlenswert ist und welche Faktoren im Vorfeld zu beachten sind.
Die Auswahl des Anbieters schätzten 80 Prozent aller befragten CIOs mit Offshore-Erfahrung als eines der zentralen Erfolgskriterien ein. Sprachliche und kulturelle Kompetenzen seien besonders wichtig für den Projekterfolg. Es beständen beispielsweise sehr deutliche Unterschiede in der Zusammenarbeit mit indischen und russischen Outsourcing-Anbietern. Dies liege nicht nur an den verschiedenen Kulturen, sondern auch daran, dass die russischen Anbieter oft aus dem Umfeld der Universität entstanden sind. Sie hätten meist höhere Anforderungen an kreative Lösungen und würden sich stärker auf die Forschung konzentrieren.
Um Barrieren abzubauen sollte sich der Outsourcing-Anbieter an die Vorgehensweise des Unternehmens anpassen. Der Studie zufolge werden die reinen technischen Anbindungen des Auftraggebers, die Verwendung von bekannten IT-Entwicklungswerkzeugen und die Dokumentationsanforderungen sowohl in der Anwendungsentwicklung wie in der –wartung als sehr wichtig eingeschätzt. Hervorgehoben wurde außerdem eine klare Aufbauorganisation des Projekts und der beteiligten Fachbereiche sowie definierte IT-Prozesse inklusive Schnittstellen. Die Befragten legten zusätzlich großen Wert auf die Steuerungskompetenz von externen Dienstleistern.
Projekt-Sponsoring aus dem Top-Management wichtig
Eine frühe Einbindung des Anbieters sei neben einem professionellen Projekt-Management und der Unterstützung des Top-Managements gerade bei größeren Projekten wichtig. "Dies macht Offshore-Projekte für beide Vertragspartner überschaubarer. Zudem gibt es dem Mitarbeiter des Unternehmens Sicherheit in der Zusammenarbeit mit dem Offshore-Anbieter und unterstreicht die eigene, unternehmensinterne Identität", sagt Mark Brabandt, Verantwortlicher der Studie und Leiter des Competence Center IT-Sourcing.
Die Studienergebnisse bestätigten zwar die bekannten Offshore-Einsparmöglichkeiten von 30 Prozent. Jedoch hätten sich deutliche Unterschiede zwischen den Outsourcing-Typen gezeigt. So lägen die Einsparungen bei Offshore-Projekten zwischen 20 und 30 Prozent und bei Wartung bei bis zu 50 Prozent. Dies mache deutlich, dass eine längere Offshoring-Laufzeit höhere Einsparungen bringe. Der Trend gehe zu einer vermehrten Übernahme an Wartungsdienstleistungen, die häufiger an indische (40 Prozent des Umsatzes in 2003) als an russische Anbieter (neun Prozent) vergeben werden.
Abschließend hätte der "Offshore Readiness Test" ergeben, dass die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Offshoring hinsichtlich Kultur und IT-Prozessen in Deutschland noch nicht vorhanden ist. Große und mittelständische Unternehmen konnten keine Erfahrungen mit Offshore Outsourcing vorweisen. Laut der Studie werden sich diese mittelfristig auf ein begrenztes Offshoring mit dem bestehenden, internen Personal konzentrieren und etablierte IT-Dienstleister durch Offshore-Anbieter ersetzen. Aus diesen Gründen werde sich die Auslagerung in Deutschland langsamer durchsetzen als erwartet. Firmen, die die Potenziale des Outsourcing realisieren wollen, müssten sich intensiv auf eine internationale Zusammenarbeit vorbereiten.
Die Studie basiert auf Interviews mit IT-Vertretern deutscher Unternehmen, indischen und russischen Offshore-Anbietern und Projekterfahrungen von Arthur D. Little. Insgesamt wurden 75 Firmen befragt.
Weitere Meldungen:
Outsourcing – jetzt auch auf der Cebit
Einmal Indien und zurück
Outsourcing rückt ins Zentrum der Unternehmensstrategien
Bücher zu diesem Thema:
Outsourcing realisieren
Chefsache IT-Kosten
Studie zu diesem Thema: