Zu den Trends im deutschen Gesundheitswesen, wie sie die Deloitte-Studie nahelegt, gehört die positive Einstellung zu e-Health. Für 40 Prozent der befragten Deutschen bietet das Internet neue Möglichkeiten zur Gestaltung der medizinischen Versorgung. Sie fordern deshalb mehr internet-basierte Systeme wie die elektronische Patientenakte oder Lösungen zur Verwaltung von Arztterminen und Medikamentenbestellungen.
Über die Hälfte zeigt laut Studie Interesse, telemedizinische Lösungen zur Kommunikation mit den Ärzten zu nutzen. Online-Hilfsmittel, um Preise und Qualität von medizinischen Produkten und Dienstleistungen zu vergleichen, zu bewerten und die Meinungen anderer Patienten zu hören, nehmen außerdem einen hohen Stellenwert ein. Generell möchte man gesundheitsbezogene Informationen mehr über das Internet und seine interaktiven Möglichkeiten beziehen.
Zu den Ergebnissen der Studie zählt auch, dass deutsche Patienten bisher solche Dienste noch wenig nutzen. Als Hauptgrund dafür nennt Deloitte, 52 Prozent hätten Bedenken bezüglich des Datenschutzes in Deutschland. Gleichzeitig geben 20 Prozent der Befragten an, eine allgemeine Verfügbarkeit der elektronischen Gesundheitskarte als Träger dieser Mehrwertdienste würde ihre Unsicherheit bezüglich des Datenschutzes reduzieren.
Wie Deloitte ermittelt hat, belegt Deutschland im internationalen Vergleich die hinteren Ränge, wenn es um den persönlichen Gesundheitszustand, die Patienten- und Systemzufriedenheit sowie die Offenheit für neue Services geht. Folgt man der Selbsteinschätzung der Befragten in Deutschland, steht es um ihren Gesundheitszustand insgesamt nicht zum Besten.
Kritische Haltung der Deutschen zum Gesundheitswesen?
Laut Studie beurteilen die Deutschen zwar ihre persönliche Gesundheit mehrheitlich als gut (39 Prozent) bis ausreichend (31 Prozent), aber die Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren schätzt ihren Gesundheitszustand nur als ausreichend oder sogar schlecht ein (48 Prozent). Über die Hälfte gibt sogar an, eine oder mehrere chronische Krankheiten zu haben - im internationalen Vergleich ist dies der höchste Anteil an der Bevölkerung.
Die Mehrheit der Deutschen fordert, so die Studie, finanzielle Anreize oder Prämienabschläge beim Besuch strukturierter Behandlungsprogramme für chronische Krankheiten - dies würde die Teilnahmebereitschaft um rund 84 Prozent erhöhen.
Kritisch wird auch die finanzielle Situation des deutschen Gesundheitswesens beurteilt. 44 Prozent der Teilnehmer geben an, 2009 mehr für medizinische Produkte und Dienstleistungen gezahlt zu haben als in den vergangenen Jahren. 51 Prozent fordern sinkende Kosten für medizinische Grundversorgung und Medikamente.
Laut Deloitte äußern sich die Umfrageteilnehmer auch kritisch zum derzeit stattfindenden Umbau des deutschen Gesundheitssystems und den damit verbundenen Kosten. Nur 30 Prozent sind bereit, mehr für eine zusätzliche Leistungserbringung in privater Trägerschaft zu zahlen. Doch gerade hier könnte eine Erhöhung der IT-Investitionen im Gesundheitswesen zu einer spürbaren Entlastung beitragen.
Die Studie von Deloitte steht hier zum kostenlosen Download bereit: 2010 Survey of Health Care Consumers