Die Deutsche Post hat das zweite Corona-Jahr mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Alle fünf Bereiche trugen zur besten Geschäftsentwicklung der Unternehmensgeschichte bei, wie der Dax-Konzern am Mittwoch mitteilte. Stärkste Treiber waren der starke Welthandel und der Online-Boom mit weiter gewachsenen Sendungsmengen. Die Post-Aktie legte bis zur Mittagszeit um fast neun Prozent auf 43,26 Euro zu und belegte damit den zweiten Platz im deutschen Leitindex.
Ihr Kurs hatte sich bereits am Dienstag etwas stabilisiert, nachdem er zu Wochenbeginn bis auf 38,49 Euro und damit den tiefsten Stand seit November 2020 abgerutscht war. Seit Jahresbeginn steht indes immer noch ein Minus von fast einem Viertel zu Buche, während der Dax in diesem Zeitraum um gut 15 Prozent nachgegeben hat.
Zwei Drittel mehr Gewinn als 2020
Vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieb der Post 2021 ein operativer Gewinn von knapp acht Milliarden Euro und damit zwei Drittel mehr als im Jahr zuvor. Für 2022 peilt der Konzern ein ähnliches Ergebnis an - in einer Spanne von fünf Prozent nach oben und unten. Mindestens 6,7 Milliarden Euro sollen davon aus dem traditionell starken Segment DHL kommen. Dazu gehören die zeitkritischen Express-Sendungen, das Frachtgeschäft, die Lieferkettenlogistik und das internationale Paketgeschäft.
Sollte der Ukraine-Krieg weiter eskalieren und womöglich eine Weltrezession nach sich ziehen, sei diese Prognose allerdings natürlich nicht zu halten, sagte Konzernchef Frank Appel am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Auswirkungen des Kriegs auf das operative Geschäft seien nach aktuellem Stand aber überschaubar. In Russland erziele der Konzern weniger als ein Prozent seines Gesamtumsatzes, sagte Appel.
Großteil des Russlandgeschäfts eingestellt
Laut Finanzchefin Melanie Kreis müssen die Frachtjets des Konzerns wegen des Flugverbots über Russland momentan zwar weitere Routen fliegen, mehr Kerosin tanken und weniger Fracht laden. Ähnliche Situationen seien aber bereits aus der Vergangenheit bekannt. Für die Bewertung eines möglichen Abschreibungsbedarfs sei es noch zu früh, sagte Kreis. Sollte es so weit kommen, sei dieser aber überschaubar. Der Konzern hat wegen der Sanktionen einen großen Teil seines Russlandgeschäfts eingestellt. Die Gehälter ihrer rund 3.500 russischen Angestellten zahlt die Post weiter.
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern bereits in den ersten neun Monaten ein Fünftel mehr verdient als im gesamten Jahr 2020. Im Schlussquartal erreichten zudem die Sendungsmengen im Geschäft zwischen Unternehmens- und Privatkunden etwa das Rekordvolumen, das die Post während des Lockdowns im vierten Quartal 2020 erreicht hatte. Die durch die Pandemie ausgelöste Beschleunigung habe den Online-Handel auf ein neues, höheres Niveau geführt, erklärte Finanzchefin Kreis.
Die Post profitiert unter anderem davon, dass viele seit der Corona-Krise mehr im Internet bestellen. Im vergangenen Jahr stiegen die Volumina in der Luft- und Seefracht deutlich, und die Frachtmengen auf der Straße wuchsen. Außerdem herrscht wegen der engen Lieferketten ein starker Wettbewerb um die knappen Transportkapazitäten. Die Post profitiert dabei von einem Anstieg der Preise und Margen. Mit einer Entspannung bei den Transportkapazitäten zwischen den Kontinenten rechnet der Logistikkonzern frühestens im zweiten Halbjahr 2022.
Gewinne sollen in den nächsten Jahren steigen
Auch darüber hinaus erwartet das Management um Vorstandschef Appel anhaltend gute Geschäfte. Im Jahr 2024 soll der operative Gewinn auf rund 8,5 Milliarden Euro steigen. Der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) soll sich von 2022 bis 2024 auf 11 Milliarden Euro summieren. Mindestens 3,4 Milliarden Euro sollen davon auf dieses Jahr entfallen. Das Geld will die Post sowohl in organisches Wachstum stecken, als auch ihren Aktionären zufließen lassen.
Das Management werde der Hauptversammlung eine Dividende von 1,80 Euro je Anteil vorschlagen, teilte die Post mit. Dies sind 45 Cent mehr als im Jahr zuvor. Gemessen an ihrer Ausschüttungsquote von 40 bis 60 Prozent bewegt sich die Post dabei aber am unteren Ende der Spanne. Unterm Strich blieb dem Konzern 2021 ein Gewinn von gut fünf Milliarden Euro.
Zudem will die Deutsche Post erneut eigene Aktien zurückkaufen. Das neue Programm hat ein Volumen von bis zu zwei Milliarden Euro und läuft bis 2024.
Übernahmen sind hingegen bei der Verwendung des Geldes nicht berücksichtigt. Aktuell will die Post für rund 1,5 Milliarden Euro den Mainzer Seefrachtspezialisten J.F. Hillebrand übernehmen, wie der Konzern im August bekannt gab. Der Abschluss sei in den kommenden Wochen zu erwarten, sagte Kreis. Insgesamt prognostiziert die Post bis 2024 Investitionen von rund 12 Milliarden Euro, rund 4,2 Milliarden davon im laufenden Jahr. (dpa/rw)