Zum zweiten Mal haben die Initiative D21 und das Institut für Public Information Management (ipima) den „E-Government Monitor“ vorgestellt. Dabei werden Nutzung und Akzeptanz von elektronischen Bürgerdiensten im internationalen Vergleich vorgestellt. Für die Studie wurden 1.000 Interviews in Deutschland, Österreich und Schweden sowie 1.001 Interviews in Großbritannien und Nordirland durchgeführt. Das Ergebnis überrascht Experten nicht: Deutschland liegt bei der Nutzung von elektronischen Bürgerdiensten im Vergleich zu Großbritannien, Österreich und Schweden zurück. Dabei sind die Online-Informationsangebote der Behörden in Deutschland bereits 40 Prozent der Onliner bekannt.
Zentrales Ergebnis im Vergleich zur Studie von 2010: Zwar sind die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland mit den Online-Angeboten ihrer Verwaltung heute zufriedener als noch vor einem Jahr. Allerdings sind die Vorbehalte, die einer intensiveren Nutzung von E-Government-Angeboten entgegenstehen, heute deutlich ausgeprägter als noch vor Jahresfrist.
Die Studienergebnisse von D21 und ipima zeigen aber auch, so beschreiben es die Autoren in der Zusammenfassung ihrer Auswertung, dass Bürger mit E-Government-Nutzungserfahrung das Online-Angebot der Behörden und dessen Vorteile positiver und gleichzeitig Nutzungshemmnisse als weniger bedeutsam einschätzen. In den Vergleichsländern werden durch beschleunigte Bearbeitungszeiten oder auch spätere Abgabefristen bei der Online-Abwicklung bis hin zur Schaffung von Hürden für die Papierabwicklung deutlichere Anreize für E-Government und damit das Sammeln von Nutzungserfahrung geschaffen.
Wesentlich für die E-Government-Nutzung über alle Länder hinweg sind der Studie zufolge: Sicherheit, Zuverlässigkeit, Verständlichkeit und Aktualität der E-Government-Angebote. Grundsätzlich zeigte sich, dass jüngere Befragte ein besonders großes Risikobewusstsein hinsichtlich der technischen Sicherheitsfragen haben, während besonders für ältere Onliner der Umgang mit personenbezogenen Daten auf Seiten der Behörden einen Unsicherheitsfaktor darstellt.
Allerdings sollte man, so meinen die Autoren, auch bedenken: Bürger haben zu Behörden deutlich seltener Kontakt als beispielsweise zu ihrer Bank. Somit fehle auch die Routine und Erfahrung im Umgang mit Verwaltungsverfahren. Dies schlage sich auch in den Anforderungen bezüglich Einfachheit und Hilfestellung für die Online-Abwicklung von Behördengängen nieder.
Online-Beteiligungsmöglichkeiten zu aktuellen politischen Vorhaben und Entscheidungen werden laut der Studie vor allem von jungen Onlinern als zunehmend wichtiges Informations-und Partizipationsmedium gesehen.
"Geringe Präsenz des Themas auf der Tagesordnung deutscher Politik"
Neben Deutschland wurden bei der zweiten Ausgabe der E-Government-Umfrage erstmals auch Großbritannien, Österreich und Schweden einbezogen. Denn ein Blick über die Grenzen lohnt sich. Deutschlands Nachbarn haben bei der Nutzung und bei der Akzeptanz von E-Government-Angeboten in vielen Belangen gegenüber Deutschland einen deutlichen Vorsprung. Besonders in Österreich und Schweden gilt: Wer Internetnutzer ist, kommuniziert zum Großteil (knapp 70 Prozent) bereits digital mit den zuständigen Behörden.
Ursache für Deutschlands schlechtes Abschneiden ist „ist auch die geringe Präsenz des Themas auf der Tagesordnung deutscher Politik und Behörden. Entsprechend ist für viele Bürgerinnen und Bürger der Nutzen von E-Government-Angeboten über die elektronische Steuerklärung hinaus kaum erkennbar", tadelt York von Heimburg, Vorstand der IDG Communications Media AG, die die Studie "E-Government-Monitor 2011" unterstützt hat, in einem Vorwort (auch "CIO Magazin" und "Computerwoche" erscheinen bei IDG).
Schon die Ergebnisse des ersten "E-Government Monitor" im vergangenen Jahr hätten, so von Heimburg, nur einen Schluss zugelassen: „Die Möglichkeiten für eine schnellere und gezieltere Kommunikation zwischen Bürger und Staat sind in Deutschland bei weitem nicht ausgeschöpft."
Die Länderergebnisse im Überblick: Im Vierländervergleich bildet Deutschland mit 40 Prozent E-Government-Nutzern das Schlusslicht. Jeder zweite Anwender nutzt die Angebote seit weniger als zwei Jahren. Jeder Dritte hat bereits zwei bis fünf Jahre Erfahrung.
Obwohl bereits jeder zweite Internetnutzer auf E-Government-Dienste zurückgreift, landet Großbritannien derzeit nur auf dem dritten Platz. Obwohl, wie die Autoren bemerken, das Angebot in den letzten Jahren deutlich gewachsen ist.
Die Plätze: Schweden, Österreich, Großbritannien, Deutschland
Mit 68 Prozent Nutzeranteil steht Österreich knapp auf dem zweiten Platz. Dieses Ergebnis sei, so schreiben die Autoren, nicht überraschend, da Österreich bereits seit Jahren zu den führenden E-Government-Nationen zählt. In Schweden nutzen 69 Prozent bereits der Onliner E-Government-Dienste. Damit sind die Schweden Spitzenreiter im Vierländervergleich 2011. Auch in anderen internationalen Rankings liegt Schweden stets auf den vorderen Plätzen.
Die Studie zeigt aber eben auch, dass die Zufriedenheit mit dem derzeitigen Angebot an E-Government-Diensten durch die Nutzungserfahrung beeinflusst wird: In Großbritannien geben über 90 Prozent der E-Government-Nutzer an, mit dem aktuellen Angebot durchweg zufrieden zu sein – rund 45 Prozent sind dabei äußerst oder sehr zufrieden. Diese Ergebnisse werden in Österreich noch übertroffen: Über 95 Prozent der E-Government-Nutzer sind mit dem derzeitigen Angebot durchweg zufrieden. Jeder Zweite gibt dabei an, sehr oder äußerst zufrieden zu sein. Auch 84 Prozent der schwedischen E-Government-Nutzer sind durchweg zufrieden.
Bei den Nichtnutzern ist ein ganz anderes Bild zu erkennen: Lediglich zwei Drittel der Nichtnutzer von E-Government sind derzeit mit den aktuellen Online-Angeboten zufrieden. In Deutschland zeichnet sich ein insgesamt positiver Trend bei der Gesamtzufriedenheit ab. Während 2010 71 Prozent der Internetnutzer mit den angebotenen E-Government-Diensten zufrieden waren, sind es 2011 bereits 80 Prozent. Bei Befragten, die bereits Erfahrungen mit E-Government haben, ist eine noch höhere Zufriedenheit zu attestieren: Über 90 Prozent der Nutzer sind mit den bisherigen Angeboten zufrieden; jedoch nur 72 Prozent der Nichtnutzer.
Fast zwei Drittel der Deutschen sind davon überzeugt, dass die mobile Internetnutzung via Smartphone oder Tablet-Computer künftig immer größere Bedeutung bei der Information und bei der Abwicklung von Behördengängen im Internet haben wird. Dies stelle in Zukunft ganz neue Herausforderungen an die Anbieter von E-Government-Angeboten, schreiben die Autoren. Jeder Dritte ab 14 Jahren verfügt inzwischen in Deutschland über ein mobiles Endgerät.
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Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.