World Robotics Report

Deutschland führt bei Roboter-Einsatz

24.10.2016 von Christiane Pütter
In Deutschland ist die Roboterdichte am höchsten. Das stärkste Wachstum verzeichnet China. Laut der International Federation of Robotics werden bis 2019 weltweit mehr als 1,4 Millionen neue Industrie-Roboter installiert werden.
  • In Deutschland kommen auf 10.000 Arbeitnehmer 301 Roboter
  • China will bis 2020 eine Roboterdichte von 150 Einheiten erreichen, derzeit liegt sie bei 49
  • Robotor-Einsatz hat einen positiven Einfluss auf die Beschäftigung
Jedenfalls in der deutschen Automobilindustrie vernichten Roboter keine Jobs, erklärt die International Federation of Robotics (IFR).
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Zunehmend setzen neben Konzernen auch kleinere und mittelständische Firmen auf Automation, beobachtet Joe Gemma, Präsident der International Federation of Robotics (IFR). Im World Robotics Report 2016 rechnet das IFR vor, dass bis 2019 mehr als 1,4 Millionen neuer Industrie-Roboter zum Einsatz kommen. Damit wären es dann 2,6 Millionen insgesamt.

Industrie-Roboter

Das IFR klassifiziert die Geräte nach Industrie- und Service-Robotern. Einen Industrie-Roboter beschreibt Gablers Wirtschaftslexikon als "universell einsetzbaren, mit mehreren Achsen versehenen Bewegungsautomat, dessen Bewegungen hinsichtlich Bewegungsfolge, Wegen und Winkeln frei programmierbar sind. Ein Industrieroboter ist mit Greifern, Werkzeugen oder anderen Fertigungsmitteln ausgerüstet und kann Handhabungs- und/oder Fertigungsaufgaben ausführen."

Das IFR spezifiziert, ein Industrial Robot sei wiederprogrammierbar und verfüge über mindestens drei Achsen. Er stehe entweder fixiert an einem Platz oder bewege sich. Laut IFR setzen heute 16 verschiedene Branchen Industrie-Roboter ein, von der Landwirtschaft über Automotive bis zu Metall, Chemie und Elektronik.

Service-Roboter

Service-Roboter unterstützen den Menschen beispielsweise in seinem persönlichen Umfeld. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung definiert: "Ein Serviceroboter ist eine frei programmierbare Bewegungseinrichtung, die teil- oder vollautomatisch Dienstleistungen verrichtet. Dienstleistungen sind dabei Tätigkeiten, die nicht der direkten industriellen Erzeugung von Sachgütern, sondern der Verrichtung von Leistungen für Menschen und Einrichtungen dienen."

Das IFR unterscheidet zwischen Service-Robotern für den persönlichen Gebrauch, hier geht es um Nicht-Kommerzielles wie etwa einen automatischen Rollstuhl oder einen Roboter, der Hunde trainiert. Im professionellen Bereich setzen zum Beispiel Krankenhäuser Service-Roboter ein, die Gegenstände hin- und hertragen oder bei Operationen unterstützen. Stadtverwaltungen lassen öffentliche Plätze von Service-Robotern putzen.

Accenture über "Machine dreams: Making the most of the connected industrial workforce"
Connected Industrial Workforce
Der Berater Accenture in seiner Studie „Machine dreams: Making the most of the connected industrial workforce“ bereits von Cobots, vernetzten Robotern. Die Studie basiert auf Angaben von rund 500 Entscheidern aus Europa, den USA und Asien. Tenor: Die Erwartungen sind hoch, die Umsetzung ist schwierig. Die Berater geben sechs Tipps.
Die Möglichkeiten erkennen
Das Ausschöpfen des neuen Potenzials beginnt damit, sich alle Möglichkeiten der nahtlosen Mensch-Maschine-Interaktion bewusst zu machen. Diese beziehen sich nicht nur auf Effizienz und Produktivität, sondern beispielsweise auch auf transparentere Abläufe und verbesserte Kollaboration über die Firmengrenzen hinaus.
Das Potenzial für die eigene Firma erkennen
Für die eine Firma liegen neue Chancen vor allem im Bereich Analystics, für die andere im Erschließen breiterer Ecosysteme. Überdurchschnittlich erfolgreiche Unternehmen sehen sich laut Accenture sehr genau an, wo sie profitieren können.
Hemmnisse identifizieren
Hemmnisse für das Umsetzen einer connected industrial workforce mögen in der Integration mit Legacys liegen. Oder in mangelnder Datenqualität. Oder bei der Sicherheit. Solche Fragen müssen geklärt sein.
Investieren
Besonders erfolgreiche Firmen zeichnen sich durch hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung aus. Das sei vorbildhaft, so Accenture.
Eine Roadmap festlegen
Die Umsetzung funktioniert nicht ohne stabile Governance, betont Accenture. Rollen, Verantwortlichkeiten und Interessen müssen definiert sein. Entscheider sollten alle Stakeholder informieren, alle Ziele identifizieren und die Ergebnisse tracken.
Neue Job-Profile erkennen
Programmierer, Analysten, Data-Scientists sowie Experten für die Koordination der Cobots und ihre Wartung – die Liste der nötigen Experten ist lang. Entscheider müssen diese Job-Profile identifizieren und festlegen, welche Mitarbeiter intern entwickelt werden können und welche neu eingestellt werden müssen.

Roboter-Dichte in Großbritannien am niedrigsten

Der World Robotics Report konzentriert sich auf Industrie-Roboter. Dazu ein paar Zahlen: Rund zwei von drei Ländern (65 Prozent) mit einer überdurchschnittlichen Anzahl solcher Roboter pro 10.000 Mitarbeiter gehören zur EU. Firmen aus dieser Region haben im vergangenen Jahr ein Viertel mehr Roboter gekauft als 2014. Für die Jahre 2017 bis 2019 rechnet das IFR mit jährlichen Wachstumsraten von 14 Prozent.

In Deutschland ist die Roboterdichte am höchsten. Hier kommen 301 Einheiten auf 10.000 Arbeitnehmer. Aktuell legen Tschechien und Polen am Stärksten zu. Die niedrigste Dichte weist mit 71 Einheiten pro 10.000 Arbeitnehmer Großbritannien auf.

China, Südkorea und Japan holen wachsen am stärksten

Weltweit gesehen zeigt China die stärkste Dynamik, gefolgt von Südkorea und Japan. Das "Reich der Mitte" hat einen Zehn-Jahres-Plan mit dem Titel "Made-in-China 2025" aufgesetzt. Einer der Punkte: Bis 2020 soll eine Roboterdichte von 150 Einheiten pro 10.000 Mitarbeiter erreicht werden - derzeit sind es 49. Das IFR schreibt, dafür müssten chinesische Unternehmen in diesem Zeitraum allerdings 600.000 bis 650.000 neue Industrie-Roboter installieren. Zum Vergleich: 2015 wurden weltweit 254.000 Einheiten verkauft.

Automobilbranche führend

Ein Blick auf die Branchen zeigt Automotive als einen der wichtigsten Anwender von Automation und Robotik. In dieser Branche spielen die USA eine führende Rolle. US-amerikanische, aber auch europäische und asiatische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren restrukturiert. Im Zuge dessen wurden zwischen 2010 und 2015 rund 80.000 Industrie-Roboter installiert.

Roboter wirken sich positiv auf Beschäftigung aus

Die IFR stellt einen positiven Einfluss von Robotern auf die Beschäftigung fest. Beispiel Deutschland: In der Automobilindustrie ging der operative Roboterbestand in den Jahren 2010 bis 2015 im Schnitt um drei Prozent nach oben. Die Zahl der Beschäftigten wuchs im gleichen Zeitraum um 2,5 Prozent. Für die Erklärung dessen zieht die IFR Forschungen der Universität Utrecht heran. Deren These: Sinkende Produktionskosten führen zu günstigeren Marktpreisen. Diese lassen wiederum die Nachfrage steigen - und das schafft neue Stellen.

BMW und Mercedes kündigen Investitionen an

Die deutsche Robotik- und Automationsindustrie besteht aus etwa 500 Firmen, schreibt das IFR. Dazu zählen einige wenige Großkonzerne, einige Mittelständler und eine große Menge kleiner Spezialisten mit teils eng abgestecktem Portfolio. 2015 haben deutsche Hersteller 16.175 Einheiten verkauft, das sind sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Als Anwender brauchen deutsche Unternehmen Roboter vor allem für die Materialhandhabung in der Automobilindustrie. Die IFR sieht in der Bundesrepublik auch für das laufende Jahr und darüber hinaus Bedarf. Die Autoren des Reports schreiben, es bleibe abzuwarten, ob sich die aktuellen Probleme von VW negativ auswirken. BMW und Mercedes jedenfalls hätten Investitionen angekündigt.