Deutschland sei Exportweltmeister und habe durch die Digitalisierung einen einzigartigen Zugang zu Maschinendaten, sagte der Mitgründer und langjährige Leiter des Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), Wolfgang Wahlster, am Dienstag vor dem Start des KI-Expertenrats in Berlin. Im Geschäft mit Konsumenten sei der Vorsprung etwa der USA oder Chinas dagegen kaum mehr aufholbar.
Bei der Auswertung von Daten gehe es inzwischen immer mehr um Qualität als um Quantität. "Die Masse an Daten - Big Data - zählt nicht mehr allein, das hat sich als falsch herausgestellt." So sei zum Beispiel auch Google bei seinem Übersetzungsangebot Translate von DeepL ausgestochen worden. Das Start-up aus Köln verfüge über qualitativ bessere Daten unter anderem von Übersetzern aus der Europäischen Union und habe damit Google mit seiner schieren Daten-Masse übertrumpft.
Zweite Welle der Digitalisierung
"Ich bin überzeugt, dass wir heute die zweite Welle der Digitalisierung erleben", sagte Wahlster. "Jeder, der jetzt noch nicht digitalisiert hat, kann seinen Betrieb eigentlich schließen." Die zweite Welle komme aktuell "wie ein Tsunami" auf uns zu. Es gehe jetzt darum, digitale Daten auch zu verstehen und sie so einer Wertschöpfung zuzuführen. Die Frage sei nun, welche KI-Technologien jetzt schon realisierbar seien.
Wenn etwa eine Maschine die andere nicht verstehe, sei nichts gewonnen. Es gehe aktuell vor allem auch darum, überprüfbare zertifizierte Standards zu erstellen. "Wenn Deutschland das schafft, entsprechende Normen zu erstellen, wäre das der Knüller."
Wahlster war am Dienstag als "Impulsgeber" beim KI-Expertenrat in Berlin geladen. Der Rat versteht sich als interdisziplinär ausgerichtetes Gremium, das sich intensiv mit den politischen, ethischen und rechtlichen Herausforderungen Künstlicher Intelligenz aus unternehmenerischer Sicht auseinandersetzen will. (dpa/rs)