Auf der Straße, in der Familie, am Telefon mit Freunden: Es gibt kein anderes Thema. Schritt für Schritt schließen Läden, Spielplätze und Einrichtungen aller Art. "Das sind Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat" - so drückte es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aus. Ein Überblick über die Lage in Deutschland:
Kinder
Für 11 Millionen Schüler und 3,7 Millionen Kita-Kinder gilt: Ihre Einrichtungen, in denen sie sich jeden Tag treffen, in denen sie lernen, die ihr Leben strukturiert, sind zu. Lehrer verschicken E-Mails mit Aufgaben. Daheim versuchen Eltern, oft neben dem Home Office, einen geordneten Alltag aufrecht zu erhalten. Denn auch Sportvereine haben ihren Betrieb eingestellt, Schwimm- und Spaßbäder sind zu. In manchen Bundesländern wie etwa Nordrhein-Westfalen sind auch Spielplätze bereits geschlossen.
"Betreten des Gartens aufgrund des Coronavirus zur Zeit leider verboten" - so heißt es an einem Zaun eines Hamburger Spielplatzes. "Das ist echt voll blöd", jammert der neunjährige Malte, der gerade mit seinem Vater vorbeikommt. "Was soll ich denn jetzt die ganze Zeit machen?" In Hannover hängt bereits weiß-rotes Absperrband an Spielplätzen - andernorts sind die Rutschen und Klettergerüste noch zugänglich.
Für Minderjährige mit Eltern etwa im Gesundheitswesen gibt es eine Notbetreuung. Millionenfach beraten Eltern aber: Sollen die Kinder sich privat treffen? Welche Alternativen gibt es zu Smartphone und Onlinespielen? Familien sind im Stresstest.
Geschäfte
Viele Geschäfte bleiben offen - vor allem der Lebensmitteleinzelhandel, aber unter anderem auch Getränkemärkte, Drogerien, Tankstellen und Banken. In und vor vielen Apotheken bildeten sich angesichts von Arzneimittelengpässen Menschenschlangen, obwohl auch sie offen bleiben. Doch Deutschlands Einkaufsstraßen haben sich geleert, ein ödes Gefühl kehrt ein und die bange Frage - mit was soll man sich noch rechtzeitig versorgen?
Auf dem Berliner Kurfürstendamm ist wenig Betrieb, aber die Läden sind noch offen - die Standardfrage an der Kasse: "Wollen Sie nicht lieber mit Karte zahlen?" Egal ob in der schwäbischen Kleinstadt, in München oder Rostock: Meterweise sind Supermarktregale leergekauft.
Unsicherheit ist verbreitet: In einem Berliner Spielwarenladen mit Puzzlespielen, Bällen und anderem für die vielleicht lange Zeit daheim sagt die Verkäuferin: "Wir wissen, nicht ob wir morgen noch öffnen." Kleinere Modegeschäfte, Juweliere oder Handyläden etwa in Hannover haben Hinweisschilder an ihre Türen geklebt: "Kurzzeitige Schließung bei mehr als zwei Personen im Laden". Generell gilt: Fahrradwerkstätten sollen offen bleiben, bei Optikern ist es zunächst unklar.
In der Fußgängerzone von Bretten im Kreis Karlsruhe sagt die Angestellte einer Eisdiele: "Es ist wie einer Geisterstadt." Eis gebe es nur noch zum Mitnehmen. "Aber es kommt eh' keiner."
Kultur und Freizeit
Ob Bars, Clubs, Diskotheken oder Kneipen, ob Kinos, Freizeitparks, Theater, Opern, Konzerthäuser oder Museen - alles das, was den Menschen jenseits von Arbeit und Ausruhen Spaß macht, was entspannt, was den Horizont erweitert oder schlicht gute Stunden mit anderen ermöglicht, ist geschlossen. Für die Betreiber ein Horrorszenario - für die Besucher ein heftiger Einschnitt.
Selbst wenn man es bisher nicht so mit Cocooning hatte, also dem Zurückziehen in die eigenen vier Wände - jetzt ist eigentlich jeder ein Stück weit dazu gezwungen. Viele trösten sich damit, dass es draußen auch schön ist. Die Stadt Frankfurt empfiehlt die Rad- und Wanderwege im Grüngürtel rund um die City. Die städtischen Parks, das Mainufer und der Stadtwald blieben vorerst für Erholungssuchende offen. Aber auch dort gilt: Abstand halten!
Restaurants
Um 18 Uhr sollen sie schließen - und es soll Abstandsregeln für Tische geben. Wie lange ist es den Menschen unter den Umständen noch angenehm, essen zu gehen? Auf der anderen Seite: Nur zu Hause einigeln wollen sich viele auch nicht. Die nächsten Tage werden zeigen, wie die Restaurants mit der Lage zurecht kommen. Zumal sich die Lage von Tag zu Tag verschärfen kann. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel sollen Restaurants schon um 15 Uhr schließen, in Bayern müssen von diesem Mittwoch an auch Biergärten und Außenterrassen von Restaurants um 15.00 Uhr dichtmachen.
Profisport
Die Bundesligen sind bis mindestens zum 2. April ausgesetzt - damit fällt für Millionen Fans eine Gewohnheit, für viele eine Passion weg. Keine Spiele, kein Torjubel, keine Enttäuschung bei Niederlagen, kein Fussballsmalltalk am Montagmorgen im Büro.
Kontakt zu Kollegen
Aber was heißt schon Smalltalk im Büro? Da immer mehr Unternehmen auf Home Office umstellen, beschränkt sich der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen für immer mehr Menschen auf Telefon, auf Videoschalten und Chatrooms.
Der Küchentisch wird zum Schreibtisch, die Kinder sind auch in der Wohnung, Mutter und Vater teilen sich vielfach die Betreuung, so gut es eben planbar ist. Schon an diesem Mittwoch könnte es neue Versprechungen der Regierung geben, was die Lohnfortzahlung bei Kinderbetreuung anbelangt. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) treffen sich mit Arbeitgebern und Gewerkschaften.
Urlaub
Die größte Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik steht an: Zehntausende Urlauber sollen zurückgebracht werden. Noch mehr als 100 000 Personen sind vor allem in den Hauptreisegebieten für diese Jahreszeit unterwegs: in Ägypten, der Dominikanischen Republik, Marokko, auf Malta und auf den Philippinen und in Argentinien.
Klar ist, dass Urlaubsreisen in den Osterferien massenhaft ausfallen müssen. Veranstalter und Fluggesellschaften stellen den Betrieb ein. Übernachtungsangebote in Deutschland soll es nur noch zu notwendigen und nicht zu touristischen Zwecken geben.
Pflege
Besonders Senioren in Pflegeheimen, aber auch Kranke und Menschen in Vorsorge- und Rehaeinrichtungen trifft die Ausnahmesituation hart. Die Einrichtungen können Besuch etwa einmal am Tag für eine Stunde zulassen, aber nicht von Menschen mit Atemwegserkrankungen.
Es gibt Berichte aus Pflegeeinrichtungen mit ausbleibendem Besuch von Angehörigen, nach denen etwa schwer dementiell Erkrankten die Lage nicht erklärt werden kann - dass ihre Nächsten sie nicht besuchen, merken sie aber trotzdem. Das mag sich in auffälligem Verhalten bis hin zu Aggressionen zeigen.
Gottesdienste
Gottesdienste sind vorerst verboten - Kirchen haben aber teilweise alternative Ideen: So läuten im Erzbistum Köln jetzt jeden Abend um 19.30 Uhr die Glocken aller Kirchen. Das Läuten gilt als Zeichen dafür, dass die Gebetsgemeinschaft der Gläubigen weiter bestehen bleibe. (dpa/rs)