"Deutschland steht eine Welle von Restrukturierungen bevor", teilte Deloitte am Montag in München mit. Betroffen seien vor allem Autozulieferer, Baufirmen, Einzelhändler und Krankenhäuser.
Die Transformation zu E-Mobilität und Digitalisierung in der Automobilindustrie könnten nicht alle Zulieferer überleben. Die Verschuldung sei durch höhere Kosten und Zinsen deutlich gewachsen. "Mittelfristig sehen die Experten den Automobilsektor als den kritischsten Bereich", heißt es in dem Deloitte-Report.
Die Bauwirtschaft leide unter Auftragsmangel, weil komplette Käuferschichten weggebrochen seien. Höhere Zinsen und Kosten sowie sinkenden Immobilienpreise belasteten die Branche. "Die zunehmende Unsicherheit bei Investitionsentscheidungen verschärft die Lage." Der stationäre Einzelhandel müsse sich an veränderte Kundenwünsche anpassen. Aber "viele Händler verfügen nicht über ausreichende finanzielle Ressourcen, um bestehende Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln".
Die Lage deutscher Krankenhäuser hat sich laut Deloitte ebenfalls verschärft, es gebe viele Insolvenzen. "Ob eine Reform hier gegensteuern kann, ist zweifelhaft." Die Rahmenbedingungen und die Finanzierung seien unklar. Der Sanierungsbedarf sei hoch. Steigende Energie-, Sach- oder Personalkosten könnten nicht einfach an die Krankenkassen weitergegeben werden. Auch Pflegeheime seien von einer immer weiter auseinanderlaufenden Kosten-Erlös-Spirale betroffen.
Deloitte hatte für seinen aktuellen Restructuring Report rund 190 Insolvenzberater, Insolvenzverwalter, Management- und Rechtsberater, Finanzierer und Interimsmanager von Unternehmen und andere Experten befragt. Dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge ist Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im Februar gestiegen und lag 43 Prozent höher als vor einem Jahr und 28 Prozent über dem Februar-Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019. Das IWH erwartet auch für März und April hohe Insolvenzzahlen, aber keine "dramatische Insolvenzwelle". (dpa/ad)