Der Report des Software-Herstellers RedHat und des Georgia Institutes of Technology (Georgia Tech) ermittelt in einer komplexen Methodik aus rund 700 Variablen die Verbreitung von Open Source anhand der Messgrößen "Activity" und "Environment". Zuwächse gibt es in beiden Bereichen gleichermaßen in der Privatwirtschaft, im öffentlichen Sektor und bei Einzelpersonen.
Die Ergebnisse der Erhebung fasst RedHat in zwei interaktiven Weltkarten zusammen: die Activity-Map und die Environment Map. Im Aktivitäten-Ranking belegt Deutschland hinter Frankreich und Spanien den dritten Platz im Activity-Ranking, während in der Environment-Tabelle Schweden führt. Hier schafft Deutschland nur einen durchschnittlichen 16. Rang.
Die USA belegen im Activity-Index einen wenig erbaulichen neunten Rang, weil dort Open Source Software keine nennenswerte Rolle zu spielen scheint. Die bessere Platzierung im Environment-Ranking (Platz 2) dürfte auf die großen technologischen Potentiale - dokumentiert etwa durch die hohe Zahl von Patenten - zurück zu führen sein, die aber offensichtlich eher im Closed Source-Market realisiert werden.
Der Activity-Index misst die tatsächliche Verbreitung von Open Source-Entwicklern, -Communities und -Anwendungen in einzelnen Ländern. Er ist dann aussagekräftig, wenn es tatsächlich messbare Aktivitäten vor Ort gibt.
Der Environment-Index berücksichtigt dagegen für Länder ohne aussagekräftige Daten allgemeine Faktoren, die Open Source begünstigen, etwa die Zahl von Internet-Usern oder die Anzahl von Patenten aus dem IT-Umfeld. Er erlaubt zumindest vorsichtige Aussagen über die Entwicklung in Ländern ohne nennenswerte Open Source-Aktivitäten.
Open Source Software gedeiht weltweit
Warum nun genau ein Land einen bestimmten Platz im Ranking einnimmt, erschließt sich weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick. Angesichts der Komplexität der Aufgabenstellung erschöpfen sich denn auch die Autoren in allgemeinen Aussagen über den Stand der Dinge: Die Studie zeige, dass Open Source Software "weitverbreitet" ist und auch ansonsten "gut gedeihe". Allerdings, das wissen die Autoren auch, gibt die Studie nur wenig Material für eine Erklärung an die Hand, warum OSS in manchen Gegenden der Welt so erfolgreich ist und in anderen noch nicht.
So dünn das Datenmaterial auf der einen Seite und so komplex die Variablen auf der anderen Seite der Studie auch sein mögen. Die Autoren verstehen die Untersuchung "als Instrument für die Community, um das Bild des Open-Source-Modells zu vervollständigen und seine weitere Ausbreitung zu begleiten", wie Dr. Paul M. A. Baker, Director of Research im Center for Advanced Communications Policy (CACP) der Georgia Tech, feststellt. Insofern ist damit zu rechnen, dass in späteren Wiederholungen der Erhebung das Bild der Verbreitung von Open Source Software weltweit noch schärfer zu sehen sein wird.
Linux knackt die Ein-Prozent-Marke
Für den Erfolg von quelloffener Software künden auch die aktuellen Marktzahlen zur Verbreitung von Linux: Das kalifornische Unternehmen NetApplications hat erstmals einen Linux-Anteil von 1,02 Prozent an den Desktop-Betriebssystemen gemessen. Auf Mac-OS entfallen demnach 9,73 Prozent, die unterschiedlichen Windows-Versionen laufen auf 87,9 Prozent der ausgewerteten Desktop-PCs.