Viele Unternehmen scheitern daran, agile Arbeitsweisen in ihr althergebrachtes Organisationsmodell zu integrieren und die nötige Akzeptanz dafür bei ihren Mitarbeitern in Entwicklung und IT-Betrieb zu finden. Wie die Capgemini-Studie IT-Trends 2017weiter zeigt, tun sich die Betriebe mit demDevOps-Modell schwer, das eine bereichsübergreifende, unternehmensweite Zusammenarbeit von Entwicklern, Testern und Administratoren unter Einbeziehung der Kunden vorsieht. Den erforderlichen Wandel in der Unternehmenskultur wollen oder können nicht alle Mitarbeiter mitgehen.
Die Entwickler haben heute kaum noch Probleme mit der agilen Denkweise, oft haben sie ja schon lange damit zu tun. Ihnen stehen auch jede Menge Tools und Prozesse für den Aufbau einer Continuous Delivery Pipeline zur Verfügung. Beim IT-Betrieb sieht das anders aus: Es fehlt oftmals an der nötigen Denkweise, und auch an den entsprechenden Hilfsmitteln. Dafür haben die Operations-Mitarbeiter wenig Probleme mit einer offenen, bereichsübergreifenden Zusammenarbeit - ein Stolperstein für viele Entwickler, die oft mit kulturellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Fachkräfte fehlen an allen Ecken und Enden
Laut Studie bremst aber auch der chronische Mangel an qualifizierten Fachkräften den DevOps-Ansatz aus. Fast drei Viertel der Befragten klagen, für Entwicklung und Betrieb keine Mitarbeiter mit ausreichend Know-how und Erfahrung zu finden. Entsprechend zögerlich erfolgt der Einstieg in das neue Modell: Nur rund sechs Prozent der Befragten nutzen die Chance, auf agile DevOps-Konzepte umzustellen, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet. Das ist vor allem der Fall, wenn bestimmte Vorhaben an externe Partner herausgegeben werden, so dass einerseits Entlastung, andererseits aber eine intensive Berührung mit den neuen Themen entsteht.
Unterm Strich stellt sich somit in vielen Unternehmen die erwünschte Verkürzung der Software-Release-Zyklen nicht wie gewünscht ein. Ein Drittel der Teilnehmer stellt nach wie vor nur ein- bis dreimal im Jahr Updates für Individualanwendungen bereit. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier auseinander, verfolgen die Firmen doch überwiegend das Ziel schneller zu werden und ihre Anwendungen monatlich oder gar wöchentlich anzupassen. Auffällig ist, dass große Konzerne schneller sind als der Durchschnitt, vermutlich, weil sie meistens schon gezielt und weitreichend agile Methoden einsetzen.
Positiv aus Sicht der IT-Verantwortlichen ist, dass die Einhaltung der Service-Level seit drei Jahren kontinuierlich besser wird. 85,1 Prozent der befragten Unternehmen erreichen heute im Schnitt die vereinbarten Ziele, was wohl vor allem auf die steigende Automatisierung zurückzuführen ist. Geht es aber um die Abdeckung der von der Fachseite geforderten Funktionen, ist der Trend leicht rückläufig. Das dürfte zum einen an den gestiegenen Anforderungen liegen, zum anderen aber auch an der langsamen Etablierung agiler Methoden. Die Studienautoren schließen nicht aus, dass sich diese Kennzahl in einem oder zwei Jahren verbessern wird, weil die IT dann mit agilen Prozessen schneller und flexibler auf Anforderungen reagieren könne als heute.