Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat die Politik aufgefordert, Risiken für die Gesundheit durch digitale Arbeit einzudämmen. Die Digitalisierung der Arbeitswelt könne zwar für Entlastungen bei körperlicher Arbeit genutzt werden, sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Es besteht aber die Gefahr, dass psychische Belastungen weiter zunehmen", sagte Buntenbach.
Denn Arbeitstempo und Leistungsdruck könnten steigen, die Möglichkeiten zur Kontrolle von Beschäftigten würden einfacher, und die Zusammenarbeit mit smarten Maschinen könne zu Überforderungen führen, sagte Buntenbach. "Auch entgrenzte Arbeitszeiten können in psychische Belastungen münden."
An diesem Dienstag wird in Berlin eine Studie vorgestellt über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Im Auftrag der Zeitung "Bild am Sonntag" und der Krankenkasse Barmer GEK hat die Universität St. Gallen die Frage untersucht. Auch Arbeitsministerin Andrea Nahles wird an einer Diskussionsrunde zum Thema teilnehmen. Die SPD-Politikerin will im November ein Weißbuch zum Thema Arbeiten 4.0 vorlegen, also zum Arbeiten in der Digitalära. Geplant sind unter anderem Vorschläge zu Gestaltung der Arbeitszeit.
Buntenbach sagte: "Das A und O ist, dass Beschäftigte an der Gestaltung digitaler Arbeit beteiligt sind und mitbestimmen können." Das gelte für neue technische Systeme, Datenschutz und die Nutzung neuer Flexibilitätsspielräume. "Beschäftigte brauchen mehr Arbeitszeitsouveränität, auch um Arbeitsverdichtung und Stress zu vermeiden", so Buntenbach. Das betreffe die Frage, wann gearbeitet werde und ob Ziele realistisch zu erreichen seien.
"Deshalb braucht die Digitalisierung der Arbeit auch einen politischen Gestaltungsrahmen, der neue Freiheiten ermöglicht und gleichzeitig ausreichend Schutz für die Gesundheit bietet", forderte Buntenbach. (dpa/ad)