Der Ton der Schlagzeilen ist momentan nicht ganz so düster wie bisherin diesem Jahr: Gartner Dataquest zufolge zog der weltweite PC-Absatz,rückläufig seit Mitte 2001, im dritten Quartal erstmals wieder an, undzwar um knapp 6 Prozent. Ganz so viel haben die Kollegen von IDC zwarnicht zu bieten, aber auch sie zählen im positiven Bereich: plus 3,8Prozent. Von "guten Zeichen" und einem "Hoffnungsschimmer" ist in dendie Statistiken begleitenden Texten der Marktforscher die Rede. An soetwas saugt man wie an der Orange beim Marathonlauf. Und dann nochdas: Die Geschäftsergebnisse von Microsoft aus dem ersten Quartal deslaufenden Geschäftsjahres (per 30. September) haben ebenfalls positivüberrascht und schickten die Börsenkurse weltweit auf einenzwischenzeitlichen Höhenflug.
Weil jedoch die Gründe für Microsofts Quartalserfolg im Nachhinein soeinfach zu erklären sind, überwiegen die Zweifel, ob der Markführermit seinen Zahlen das Signal zur Wende am IT-Markt gegeben hat.
Die Gründe: Microsoft hat unter vernehmlichem Murren vieler Kundensein neues Lizenzmodell (mieten statt kaufen) letztlich doch aufziemlich breiter Front durchsetzen können. Die Zahl der Abschlüssereichte immerhin dafür aus, dass CEO Steve Ballmer nunmehr einräumenkonnte, für einige Kunden werde es künftig wohl teurer als zuvor,Betriebssoftware und Anwendungen des Weltmarktführers einzusetzen. Dievorab zu zahlenden Lizenz- und Wartungsgebühren waren imBerichtsquartal fällig und trieben den Umsatz auf 7,75 MillardenDollar hoch, mehr als eine halbe Millarde über den Erwartungen derAnalysten. Auch der Gewinn (netto 2,73 Milliarden Dollar) übertraf dieErwartungen deutlich.
Die Zweifel: Die Leistung für diese Einnahmen muss Microsoft in denkommenden Qurtalen und Jahren erbringen - ohne damit Umsatz zu machen,geschweige denn Profit. Das Quartalsergebnis war also, mit den Wortenvon Finanzchef John Connors, "wirklich einmalig". Also kein Präjudizfür bessere Zeiten, kein Signal zum Aufbruch, kein Krisenabpfiff durchden Marktführer.
Gartner bemüht sich jedoch unverdrossen, den Ball hochzuhalten: Lautdem "Business Confidence Index" des Analystenhauses zeugt es vonunternehmerischer Weitsicht, in Krisenzeiten die knappen Mittelzusammenzukratzen, um nicht auf IT-Investitionen und -Innovationenverzichten zu müssen. Befragungen in 1000 europäischen Unternehmenhätten ergeben, dass Unternehmen mit hohen IT-Ausgaben im vergangenenJahr im Durchschnitt 2,4 Prozent mehr Gewinn gemacht hätten alsOrganisationen, in denen der Rotstift regierte. Diese sind im ÜbrigenGartner zufolge in Deutschland deutlich zahlreicher als etwa inSpanien oder England.
Das sind starke Argumente für IT-Investitionen. Dennoch dürften CIOs,die den Gartner-Steilpass aufzunehmen versuchen, im Unternehmen einenschweren Stand gegen die Defensivkräfte haben. Ein Beleg: DasMarktforschungsunternehmen Ovum erklärt seine negative Prognose fürden europäischen Softwaremarkt damit, dass es gegenwärtig eben keineArgumente für IT-Investitionen gebe, jedoch jede Menge fürs Sparen.Neue Techniken, etwa Funknetze, haben laut Ovum daran bislang nichtsändern können.
Wer letzte Woche auf der Systems war, wird zweifeln, ob von hier neueImpulse ausgehen. Es kamen nur 80 000 Besucher statt der erwarteten100 000 (und diese Schätzung hatte vorher schon als sehr bescheidengegolten). Da war es eine weise Entscheidung der Messemacher, dieAusstellungsfläche um zwei Hallen zu verringern. Auf die Weiseentstand zumindest gelegentlich so etwas wie messetypische Enge in denGängen. Die Messeveranstalter und Aussteller haben das Beste aus demzweitgrößten deutschen IT-Branchen-Event gemacht, so dass man sich imAbschluss-Kommunique immerhin von einem "Stimmungswandel" zu berichtentraute.
Mehr noch: "Optimismus liegt in der Luft" hieß es in dem Bericht. Dasklingt nach frischer Brise und ist jedenfalls besser als Krisenmief.Aber leider hält sich dicke Luft oft länger.