Der Verkauf von Standard-Software läuft in Deutschland – trotz der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise – derzeit erstaunlich gut. Nach Prognosen des Branchenverbandes Bitkom soll der Markt in diesem Jahr um rund fünf Prozent wachsen.
Als Anbieter von Standard-Software spielen auf dem deutschen Markt aber nicht nur international tätige Software-Konzerne wie Computer Associates, Microsoft, Oracle oder SAP eine wichtige Rolle, sondern auch zahlreiche mittelständische Software-Hersteller.
Compugroup löst Mensch und Maschine ab
Das Beratungs- und Marktforschungsfirma Lünendonk aus Kaufbeuren hat in einer aktuellen Analyse die zehn umsatzstärksten mittelständischen Standard-Software-Unternehmen ermittelt und daraus eine Rangfolge erstellt. Deren Gesamtumsatz lag im Jahr 2008 bei 1,1 Milliarden Euro.
Platz eins belegte die Compugroup Holding mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 229,2 Millionen Euro. Sie verdrängte damit den „Vorjahressieger“ Mensch und Maschine Software, die 223,1 Millionen Euro umsetzte, auf Platz zwei. Auf den Plätzen drei und vier rangieren die Nemetschek AG und die PSI AG mit 150,4 beziehungsweise 128,9 Millionen Euro Umsatz.
Auf Platz fünf folgt mit der Beta Systems Software AG (Umsatz 2008: 90,4 Millionen Euro) der erste Hersteller mit weniger als 100 Millionen Euro Umsatz. Die Plätze sechs bis acht belegen die Addison Software und Service GmbH (70,3 Millionen Euro), die FJA AG (63,6 Millionen Euro) und die P&I Personal & Informatik AG (59,4 Millionen Euro). Die letzten beiden Plätze gehen an die COR AG Financial Technologies und die SoftM Software und Beratung AG mit 58,8 sowie 56,6 Millionen Euro Umsatz.
Internationalität bedeutet Wachstum
Gegenüber dem Vorjahr konnten neun der zehn Firmen ihren Umsatz gegenüber 2007 steigern – allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Den größten Umsatzsprung machte die Compugroup von 180,2 auf 229,2 Millionen Euro. Im Durchschnitt erhöhten die Top Ten ihren Umsatz im Jahr 2008 gegenüber dem Vorjahr um 9,7 Prozent. Als einziger Anbieter musste SoftM einen Rückgang von rund drei Millionen Euro hinnehmen.
Vor allem international sind die zehn führenden mittelständischen Software-Unternehmen im letzten Jahr stark gewachsen. Mehr als ein Drittel ihrer Gesamtumsätze machten sie im Schnitt mit Kunden im Ausland (2007: 31,2 Prozent). Überdurchschnittliche Zuwächse erzielten vor allem die Compugroup, unter anderem durch Zukäufe, die PSI sowie die FJA.
Trotz dieser Erfolge herrscht bei den Unternehmen eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr. Die durchschnittliche Wachstumsprognose für 2009 liegt bei unter vier Prozent, einige Anbieter hüllen sich einige diesbezüglich in Schweigen.
40 Prozent Umsatz mit Herstellung und Vertrieb
Den Marktforschern zufolge erzielen die Unternehmen im Schnitt 40 Prozent der Gesamtumsätze mit der Herstellung und dem Vertrieb von Software und 28 Prozent durch das Wartungsgeschäft. Acht Prozent des Umsatzes entfallen auf die Software-Implementierung und sechs Prozent auf System-Integration.
Die Hersteller zwar in allen Software-Bereichen aktiv, doch betriebswirtschaftliche Applikationen dominieren mit einem Umsatzanteil von 58 Prozent, gefolgt von technischen Anwendungen (24 Prozent) und Software für den Gesundheitsbereich (zehn Prozent).
Rangliste basiert auf Selbstauskünften und Schätzungen
Die Ergebnisse der Marktanalyse „Top 10 der mittelständischen deutschen Standard-Software-Unternehmen“ basieren auf der Auswertung kontrollierter Selbstauskünfte der Unternehmen sowie Schätzungen über die in Deutschland beziehungsweise von hier aus erwirtschafteten und bilanzierten Umsätze.
Voraussetzung für die Aufnahme in Rangliste war, dass die Firmen mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze mit der Produktion, dem Vertrieb und der Wartung von Standard-Software erwirtschaften, ihren Hauptsitz in Deutschland haben und jeweils unter 500 Millionen Euro Gesamtumsatz erzielen. Die Analyse ist Teil der Lünendonk-Studie „Führende IT-Beratungs- und IT-Service-Unternehmen in Deutschland“, die Anfang August 2009 erscheinen soll.