Das vergangene Jahr war zweifellos ein wilder Ritt, bei dem der rasante Aufstieg der künstlichen Intelligenz (KI) viele IT-Bereiche beeinflusste und die Fantasie (sowie die Ängste) zahlreicher Menschen beflügelte. IT-Führungskräfte können sich auf noch mehr Überraschungen, aber auch auf weitere Herausforderungen freuen.
Um alte und neue Prüfungen zu meistern, haben IT-Verantwortliche ihre Business- und Technologiestrategien überprüft und angepasst, damit sie den veränderten Anforderungen gerecht werden. Die folgenden zehn Prioritäten stehen ganz oben auf der Tagesordnung.
Prio 1: Stärkere Kontrolle über Daten
Jae Evans, Global CIO und Executive Vice President bei Oracle, will die Kontrolle über die Daten im Jahr 2024 priorisieren - und CIOs aller Branchen sollten diesem Beispiel folgen. "Als großes Unternehmen verfügen wir über riesige Datenmengen aus unterschiedlichen Quellen", berichtet sie. Die Nutzung von Technologien wie generativer KI und Analytics verspricht, Daten sowohl aussagekräftiger als auch schneller im richtigen Kontext verfügbar zu machen.
Dies erfordere eine umfassende Strategie für das Daten-Management. "Wir sammeln beispielsweise bei unseren internen Support-Anfragen wertvolle Informationen", so Evans. Bis vor kurzem waren solche Informationen nur schwer zu finden, und bestenfalls auch nur ad-hoc. "Aber wir sehen bereits Fortschritte, die Zahl der erfolglosen Self-Service-Fälle und das Anfragevolumen sind deutlich zurückgegangen."
Prio 2: Innovation und operative Exzellenz ausbalancieren
Orla Daly, CIO beim Schulungsanbieter Skillsoft, ist der Ansicht, dass IT-Führungskräfte im Jahr 2024 ein Gleichgewicht zwischen ihren unzähligen Initiativen herstellen sollten. Dies gelinge, indem sie Innovationen und den Basisbetrieb "to keep the lights on" abwechselnd priorisieren. "2024 müssen CIOs und IT-Führungskräfte verstehen, wie Innovation das Geschäft sowohl aus interner als auch aus externer Sicht beeinflussen kann. Darauf lassen sich Entscheidungen mit angemessener Risikobereitschaft und einem starken Fokus auf den Erfolg der Prioritäten treffen."
Prio 3: Doppeltes Engagement für die Cybersicherheit
Wir befinden uns inmitten in einer Cybersecurity-Pandemie, warnt Juan Orlandini, CTO für Nordamerika beim Systemintegrator Insight Enterprises. Er ermutigt CIOs dazu, sich auf die grundlegende Vorbereitung auf Cyberangriffe zu konzentrieren und sicherzustellen, dass sie alles Mögliche dagegen in die Wege geleitet haben. "Angreifer werden immer raffinierter, und es genügt ein einziger Fehler, um in das System einzudringen", so Orlandini. "Gehen Sie davon aus, dass Angriffe unvermeidlich sind."
Weiter rät der CTO, passende Teams für die Cybersicherheit aufzustellen. "Dabei kann es sich um ein internes Team oder vertrauenswürdige Berater handeln, die sicherstellen, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um sich zu schützen." Unter den vielen Sicherheitsdiskussionen, die IT-Führungskräfte führen müssen, hebt Orlandini zudem die Bedeutung einer qualifizierten Gruppe für das Recovery hervor. "Investitionen in Cyber-Recovery fallen oft schwer, weil sie nur selten benötigt werden, aber unsere Erfahrung hat gezeigt, dass ein Mangel an guten Tools und Prozessen für die Wiederherstellung nachteilig sein kann."
Prio 4: Ein neuer Ansatz für die Weiterbildung
Laut Monica Caldas, CIO und Executive Vice President bei Liberty Mutual Insurance, sollte 2024 ein solider Entwicklungsplan für die Kompetenzen von IT-Führungskräften selbstverständlich sein. "Die Technologie entwickelt sich in allen Bereichen immer schneller, und damit ändern sich auch die Fähigkeiten der IT-Fachleute", sagt sie. "Wir brauchen daher einen rigorosen Ansatz, um unsere IT-Mitarbeiter zukunftssicher zu machen."
Ein Entwicklungsplan stelle sicher, dass die Kompetenzen der Mitarbeiter frisch gehalten werden und eine "Hochleistungskultur" entstehe, um in einem kurzlebigen technischen Ökosystem erfolgreich zu sein. "Wir rücken davon ab, Entwicklungspläne allein auf der Grundlage von Stellenprofilen zu erstellen. Inzwischen nehmen wir Pläne auf der Grundlage von Fähigkeiten in den Fokus", erklärt sie.
Prio 5: Tauchen Sie tiefer in die KI ein
Es versteht sich fast von selbst, dass die Nutzung von KI 2024 oberste Priorität haben sollte, um Business-Innovationen und Effizienz voranzutreiben, sagt Ahmed Fessi, Chief Transformation and Information Officer beim US-Unternehmen Medius. "CIOs müssen bei der Förderung des digitalen Wandels an vorderster Front stehen und die Stärken fortschrittlicher Lösungen nutzen", fügt er hinzu. "Aber während sie sich für KI einsetzen, müssen CIOs auch für einen sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie sorgen, insbesondere mit öffentlich zugänglichen Lösungen wie ChatGPT."
Laut Fessi ist KI ein starker Hebel, um die Produktivität in die Höhe zu treiben. Er weist auf eine Amazon-Studie hin, wonach Arbeitgeber glauben, dass KI die Gesamtproduktivität um bis zu 49 Prozent steigern könnte. "Weil sich KI-Lösungen so schnell weiterentwickeln und die Anwendungsfälle für Mitarbeiter zunehmen, ist es absehbar, dass KI unsere Arbeitsprozesse 2024 neu definieren wird."
Prio 6: Den digitalen Scharfsinn fördern
Diane Schwarz, CIO bei Johnson Controls, konzentriert sich darauf, den digitalen Sachverstand im gesamten Unternehmen zu verbessern. "Nur durch Digitalisierung und KI werden wir die Beschleunigung erreichen, die wir brauchen, um unseren Kunden und unserem Unternehmen wichtige Erkenntnisse zu liefern", erklärt Schwarz. Generative KI ist eine entscheidende Komponente in Johnsons Plan, die Digitalisierung vollständig in das Kerngeschäft zu integrieren - insbesondere, wenn das Unternehmen daran arbeitet, Abläufe zu vereinfachen und zu standardisieren.
Prio 7: Mehr KI-Talente auf den Weg bringen
KI-Talente sind Mangelware, wie auch eine aktuelle McKinsey-Studie zeigt. "CIOs müssen über den Tellerrand schauen und kreative Lösungen für die Besetzung dieser Positionen finden", fordert Gaudy Jandron, CIO beim IT-Dienstleister US Signal. Neben der Rekrutierung von Talenten und der Fortbildung der Teammitglieder in KI-Technologien müssen CIOs 2024 enger mit dem Management zusammenarbeiten, um alle Mitarbeiter dabei zu unterstützen, sich auf neue Arbeitsweisen einzustellen. Jandron ist zudem der Ansicht, dass die Kooperation mit externen Partnern wie KI-Anbietern und Forschungseinrichtungen entscheidend sein wird, um Zugang zu den erforderlichen Fachkenntnissen und Ressourcen zu erhalten.
Prio 8: Stärken der Daten-Governance
Durch die Absicherung der Unternehmensdaten sowie den Aufbau einer sauberen und aktuellen Sicht auf interne Prozesse können CIOs 2024 Technologieteams bei der Entwicklung von Lösungen für transformative Prozessverbesserungen unterstützen, sagt Mike Shanko. Der CTO der Supply-Chain-Plattform Blue Yonder empfiehlt nach einem ersten Schritt mit strengeren Governance-Praktiken für die gesamte Datenlandschaft drei weitere Punkte: die Entwicklung von Richtlinien, Teamschulungen sowie eine sichere Umgebung für den Betrieb. "Im Jahr 2024 wird es für Unternehmen und Mitarbeiter von Vorteil sein, die Prioritäten aus einer langfristigen Geschäftsperspektive zu betrachten und nicht nur aus Sicht der Technologie."
Prio 9: Mehr Wertbeitrag der IT anstreben
Eine Herausforderung für viele IT-Führungskräfte ist es, Initiativen zur digitalen Transformation in Angriff zu nehmen und gleichzeitig mit Budgetbeschränkungen zurechtzukommen. Deshalb sollte der Wertbeitrag im Jahr 2024 ein Hauptziel für IT-Führungskräfte sein, fordert Jeremy Rafuse, IT-Manager beim Anbieter der Collaboration- und IT-Management-Plattformen GoTo. Wenn es um effektive IT geht, sei weniger mehr, und zu viele Tools können die Kosten in die Höhe treiben, technische Schulden anhäufen oder zu einer fragmentierten User Experience führen. "Ein wichtiger Teil der Arbeit ist das Aufräumen des IT-Werkzeugkastens." Der IT-Manager ist davon überzeugt, dass proaktive Maßnahmen zur Rationalisierung von Geschäftsprozessen nicht nur langfristig Kosten sparen, sondern auch den Gesamtwert der IT steigern. "Unternehmen sollten immer Qualität vor Quantität anstreben, und die Kostenoptimierung wird folgen."
Prio 10: Kostenoptimierung zur Priorität machen
Kostenoptimierung steht bei den meisten CIOs ganz oben auf der Liste, beobachtet Ola Chowning, Partner beim Technologieforschungs- und Beratungsunternehmen ISG. "Viele Unternehmen schrecken vor einer umfassenden Umgestaltung zurück, wenn diese nicht durch Flexibilität - also geringere Ausgaben mit schnelleren Ergebnissen - und ein gewisses Maß an Eigenfinanzierung untermauert ist", sagt sie. Dieser pragmatische Ansatz geht davon aus, dass die laufenden IT-Kosten zumindest konstant bleiben und dass die Kostenbasis im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung optimiert wird. "Dabei geht es weniger um die Reduzierung als vielmehr um eine vorhersehbare, vernünftige Kostenbasis - ein optimiertes Betriebsvermögen."
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com