Internet of Things

Die 10 wichtigsten IoT-Anwendungsfälle

08.10.2024 von Tristan  Fincken
Einer Studie von IoT Analytics zufolge ist die Menge der IoT-Projekte in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – genauso wie die Erfolgsquote. Die wichtigsten Use Cases.

Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) revolutioniert die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Prozesse gestalten, optimieren und überwachen. Das ist soweit alles bekannt, doch welche Anwendungsfälle stechen besonders hervor? Und wer sind die Vorreiter im Kampf gegen hohe Misserfolgsquoten bei IoT-Projekten?

Die Zahl der IoT Use Cases steigt und zugleich auch ihr Rate of Investment.
Foto: IoT Analytics

Der aktuelle IoT Use Case Adoption Report 2024 von IoT Analytics zeigt, wo es beeindruckende Fortschritte gibt: So berichten 92 Prozent der befragten Unternehmen von einem positiven RoI aus ihren IoT-Implementierungen.

Zudem ist die Zahl der IoT-Projekte seit 2021, als das Analystenhaus eine erste Erhebung vornahm, um 53 Prozent gestiegen. Ein möglicher Grund für diesen Anstieg ist die Verringerung der Komplexität bei der Einführung von IoT-Anwendungsfällen. Diese Erleichterung könnte erklären, warum sowohl die Anzahl der Implementierungen als auch die Erfolgschancen deutlich zugenommen haben. Davon offensichtlich motiviert, plant die Hälfte der Unternehmen, ihre IoT-Ausgaben im Jahr 2024 zu erhöhen, wenn auch nur im Schnitt um zwei Prozent, verglichen mit mehr als acht Prozent im Jahr 2023.

Die wichtigsten IoT-Anwendungsfälle bleiben dabei, so ein weiteres Studienergebnis

Intelligente Prozesse dominieren hierbei weiterhin.

Top 10 IoT-Anwendungsfälle

Alle IoT Use Cases haben global deutlich zugelegt – und bei einigen ist das Wachstum wohl noch lange nicht zu Ende.
Foto: IoT Analytics

Die Top 10 Anwendungsfällen und deren Auswirkungen auf KPIs sowie Implementierungsbeispiele lauten wie folgt:

1) Prozessautomatisierung

Prozessautomatisierung, wie von IoT Analytics definiert, bezieht sich auf die Nutzung des IoT zur Automatisierung von Routineaufgaben, um Produktivität und Genauigkeit zu verbessern. Dies ist mit knapp 58 Prozent der häufigste IoT-Anwendungsfall, verglichen mit 33 Prozent im Jahr 2021. Vernetzte Geräte und Sensoren optimieren Prozesse, reduzieren manuelle Eingriffe und steigern Effizienz sowie Sicherheit.

Technologien wie IoT-Sensoren und Edge Computing ermöglichen Echtzeitanalysen und vorausschauende Wartung, wobei die Arbeitseffizienz im Durchschnitt um gut acht Prozent steigt.

2) Qualitätskontrolle und -management

IoT-gestützte Qualitätskontrolle und -management verbessern die Qualitätsprozesse in Unternehmen durch Technologien wie maschinelles Sehen (Computer Vision). Seit 2021 ist deren Einsatz in der Beliebtheit laut IoT Analytics um fünf Plätze nach oben geklettert. Das liegt daran, dass satte 55 Prozent der befragten Unternehmen diese Technologie eingeführt haben. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 30 Prozent.

Ein wichtiger Grund für den Anstieg ist die schnelle Amortisation: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erzielt innerhalb von 24 Monaten einen RoI. Das liegt vor allem daran, dass IoT-Lösungen die Überwachung kritischer Produktionsfaktoren in Echtzeit ermöglichen. Dadurch sind die Anwender in der Lage, Qualitätsabweichungen sofort zu korrigieren. Der wichtigste KPI, die Produktqualität, verbessert sich dadurch um durchschnittlich fast fünf Prozent.

3) Energie-Überwachung

Energiemonitoring mittels IoT ermöglicht eine genaue Überwachung des Energieverbrauchs einzelner Anlagen. Seit 2021 ist die Akzeptanz von einem Fünftel aller teilnehmenden Unternehmen auf 55 Prozent gestiegen.

Der Grund, so IoT Analytics: Neue Nachhaltigkeitsstrategien und hohe Strompreise, insbesondere in Europa, treiben diese Entwicklung voran. Aus diesem Grund planen die Unternehmen auch mehr Investitionen in das Energiemonitoring als in andere Smart Operations-Anwendungsfälle.

Zwischen 2023 und 2024 wird hier der höchste Investitionsanstieg von 3,5 Prozent erwartet. Der wichtigste betroffene KPI sind die Kosten, die durch eine umfassende Einführung um durchschnittlich gut acht Prozent gesenkt werden können.

4) Bestandsverwaltung in Echtzeit

Das Echtzeit-Bestandsmanagement nutzt IoT, um Lagerbestände zu optimieren und Fehl- oder Überbestände zu reduzieren. Laut Erhebung haben 54 Prozent der Unternehmen diesen Anwendungsfall bereits implementiert oder planen dies. Nach COVID-19 stieg die Akzeptanz aufgrund von Lieferkettenproblemen und Unsicherheiten um 35 Prozentpunkte.

Der größte Investitionsanstieg wird mit fast sechs Prozent in der Smart Supply Chain erwartet, wobei der Return on Equity (ROE) und Return on Capital Employed (ROCE) im Durchschnitt um mehr als acht Prozent steigen sollen. So setzte etwa der US-amerikanische Lebensmittelkonzern Tyson Foods 2022 ein IoT-basiertes System ein, das mithilfe von maschinellem Lernen Inventuren automatisiert und somit 15.000 Arbeitsstunden pro Jahr einspart. Die größten Herausforderungen bei der Implementierung waren die Integration in Altsysteme sowie Datenschutz- und Sicherheitsbedenken.

5) Verfolgung und Rückverfolgung in der Lieferkette

Beim Tracking und Tracing in der Lieferkette nutzen Unternehmen IoT-Technologien wie Sensoren, GPS und Satellitensysteme, um den Standort und Zustand von Produkten in Echtzeit zu überwachen. Laut Studie haben 54 Prozent der befragten Unternehmen diesen Anwendungsfall implementiert, und sechs von zehn erzielten innerhalb von 24 Monaten einen ROI.

Diese IoT-Lösungen optimieren Lieferketten durch Störungsprognosen und Routenoptimierung, was Verluste reduziert und die Einhaltung von Vorschriften verbessert. Der KPI der pünktlichen Lieferung wird durchschnittlich um 8,5 Prozent verbessert.

6) Betriebsplanung und Terminierung

Bei der betrieblichen Planung und Steuerung kommt IoT zum Einsatz, um die betriebliche Effizienz durch Echtzeitplanung zu steigern. Von den Studienteilnehmern haben 53 Prozent diesen Anwendungsfall bereits implementiert oder sind dabei, dies zu tun. So planen 75 Prozent der Unternehmen im Energiesektor, ihre Investitionen in diesem Bereich in 2024 um durchschnittlich 5,5 Prozent zu erhöhen.

Der Vorteil von IoT hierbei: Die Technologie bietet minutengenaue Einblicke in den Produktionsstatus, die Maschinenverfügbarkeit und die Personalkapazität. Dies ermöglicht dynamische Anpassungen und reduziert Ausfallzeiten. Der wichtigste KPI, der davon betroffen ist, ist die Arbeitseffizienz, die sich im Durchschnitt um sieben Prozent verbessern soll.

7) Verfolgung und Rückverfolgung von Anlagen vor Ort

Die Anlagenverfolgung und -rückverfolgung vor Ort nutzt IoT, um Anlagen und Produkte in Echtzeit an Standorten wie Fabriken oder Lagern zu überwachen. 50 Prozent der Unternehmen haben diese Technologie bereits implementiert. Besonders im Groß- und Einzelhandel sowie im Gesundheitswesen werden steigende Investitionen erwartet, mit einem Anstieg von durchschnittlich 13 Prozent im Handel.

Diese Technologie verbessert vor allem die pünktliche Lieferung, den wichtigsten KPI, der um fast acht Prozent steigt. Anwendern zufolge hilft Track & Trace aber auch dabei, Risiken zu minimieren, Rückrufe zu erleichtern und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden.

8) Optimierung der Anlagenleistung

Ein weiteres Einsatzgebiet von IoT ist die Verbesserung der betrieblichen Effizienz und Effektivität von Anlagen. Dabei werden mithilfe von IoT unterschiedlichste Daten gesammelt, integriert, visualisiert und analysiert, was die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit von Anlagen steigert.

Die Technologie wird weltweit von 48 Prozent der Unternehmen zur Optimierung der Anlagenleistung eingesetzt, wobei besonders Unternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum hervorstechen. So planen diese im Schnitt, ihre Investitionen in diesem Jahr um fünf Prozent zu steigern, während weltweit betrachtet ein Rückgang erwartet wird. Der wichtigste KPI von diesem Anwendungsfall ist die Gesamtanlageneffektivität (OEE) - sie wird um durchschnittlich 9,5 Prozent verbessert. Als Beispiel für eine erfolgreiche Nutzung verweist IoT Analytics auf Longroad Energy. Der in den USA ansässiger Entwickler, Eigentümer und Betreiber erneuerbarer Energien analysiert mithilfe des Swarm-Systems von WindESCo seine Turbinendaten und steigert dadurch seine jährliche Energieproduktion um 2,5 Prozent und den Umsatz um 430.000 Dollar.

9) Fernüberwachung von Anlagen

Die Fernüberwachung von Anlagen mit Hilfe von IoT wird laut Untersuchung mittlerweile von fast der Hälfte der Unternehmen genutzt, verglichen mit etwas über einem Drittel (34 Prozent) in 2021. Damals stellten die Analysten fest, dass Remote Asset Monitoring im Vergleich zu anderen IoT-Use-Cases besonders günstig und einfach zu implementieren sei. Inzwischen hätten die Unternehmen aber die Vorteile von komplexeren Anwendungsfällen erkannt und investierten stärker in diese, so IoT Analytics.

Der wichtigste KPI sind die Kosten, die durch die Fernüberwachung durchschnittlich um fast sieben Prozent gesenkt werden. Ein Beispiel ist Shell, einer der weltweit größten Mineralöl- und Erdgasunternehmen, das Millionen von Sensoren zur Überwachung seiner Anlagen installiert hat, um Anomalien rund um die Uhr zu erkennen und Ingenieure zu informieren.

10) Standortverfolgung

Standortverfolgung durch IoT ermöglicht die Echtzeit-Überwachung von Produkten, Anlagen und Geräten. Etwa 45 Prozent der befragten Unternehmen haben diese Technologie eingeführt. Sie ist der einzige Anwendungsfall für vernetzte Produkte, der zu den 10 wichtigsten IoT-Anwendungsfällen gehört. Die gewonnenen Standortdaten helfen,

Der wichtigste betroffene KPI ist der Umsatz, der im Durchschnitt um 1,6 Prozent steigt.

Die Methodologie der Studie im Überblick.
Foto: IoT Analytics