Technik-Patente können die Welt verändern. Das weiß wohl jeder seit Alexander Graham Bell. Die meisten unserer beliebtesten Technik-Spielereien haben das jedoch nicht geschafft - oder besser gesagt noch nicht.
Wir stellen Ihnen deshalb zehn Patente vor, die sowohl von namhaften Konzernen als auch von echten Freigeistern entwickelt wurden. Wir garantieren natürlich nicht, dass eben diese Technologien die Welt maßgeblich verändern würden, wenn man sie baute. Wir mögen sie einfach.
Flieg mit mir
Stellen Sie sich dieses Gerät wie eine Art Segway vor, also eines dieser zweirädrigen, elektrischen Fortbewegungsmittel, das in die Richtung fährt, in die sich der Fahrer neigt. Dieses Ding fährt aber nicht nur nach rechts, links, vorne und hinten, sondern erhebt sich auch in die Luft. Ein Fluggerät für den Alltagseinsatz quasi. Es benutzt volumenverändernde Platten und ein Ionen-Gerät, um den Fahrer sanft in die Luft zu befördern. Raketen oder Propeller werden nicht benötigt – gut so, denn das Patent weist dezent darauf hin, dass diese Gerätschaften das Abtrennen von Körperteilen oder sogar den Tod verursachen können.
Wenn man dem Gesichtsausdruck des Probanden im Patent-Bild Glauben schenken darf, ist dieses Gerät nicht nur absolut fantastisch, sondern hat auch einen beruhigenden Effekt auf den Fahrer. Es wäre das ideale Mittel, die Luftwege im Sturm zu erobern – zumindest bis die ersten fliegenden Autos marktreif sind.
3D ohne Brille
Mit ziemlicher Sicherheit hat dieses unglaubliche Patent von Apple noch in keinem Mac oder iPhone Verwendung gefunden. Es handelt sich um ein Projektionssystem für 3D-Darstellungen, dass echten 3D-Effekt ohne spezielle Brille verspricht. Wie das funktioniert? Ein leistungsstarker Computer projiziert zwei Bilder - eines für das linke, das andere für das rechte Auge - auf einen Bildschirm, der eigentlich ein programmierbarer Spiegel ist. Gleichzeitig überprüft ein kastenartiges 3D-Gerät die Position Ihres Kopfes und optimiert so das projizierte 3D-Bild in Klar- und Echtheit. 3D-Darstellungen ohne lästige Brille wären tatsächlich eine wünschenswerte Technologie, die hoffentlich irgendwann marktreif wird. Wahrscheinlich wird Apple das Patent irgendwann mit Pauken und Trompeten auf einer Veröffentlichungs-Veranstaltung präsentieren.
Virtuelle Buh-Rufe
Seit Jahrhunderten drückt ein Publikum seine Missgunst gegenüber einer langweiligen Darbietung mit Buh-Rufen, lautem Gezische oder Gepfeife aus. Dieses Patent von Sony geht hingegen einen Schritt weiter. Mit einer Art Spiel-Controller können Zuschauer Avatare, also kleine, comicartige Abbilder ihrer selbst, direkt ins langweilige Fernsehprogramm schicken und die öden Darsteller mit virtuellen, faulen Tomaten bewerfen. Auch kleine Tritte in den Allerwertesten sind möglich. Natürlich müssen Filme und TV-Sendungen für diese Art der Anwendung speziell hergestellt worden sein. Nun ist es aber nicht so, dass Studios so viel Geld in gute Skripte investieren würden, dass am Ende für einen solchen Schabernack nichts mehr übrig wäre.
Wie das duftet
1959 und 1960 gab es zwei im Wettstreit liegende Technologien namens AromaRama und Smell-O-Vision. Beide verfolgten das gleiche Ziel: Die Zuschauer sollten in einem Kinofilm alles wahrnehmen, auch den Geruch von brennendem Pfeifentabak oder die Explosion eines Silvesterkrachers – mit ihrer Nase. Doch die Technik floppte und wurde bislang nicht wieder ausgegraben. Jetzt, wo die 3D-Technologie immer stärker Einzug in die Kinosäle findet, denken einige Firmen jedoch wieder, dass man den Zuschauern auch ein geruchliches Erlebnis bieten solle. Das Patent liegt derzeit bei IBM und seinem "computergesteuerten, olfaktorischen Mischer und Zerstäuber". Das Gerät benutzt Kassetten, die mit verschiedenen Düften gefüllt sind und mischt die Nuancen, wie ein Tintenstrahldrucker seine Tinte. Die Misch-Gerüche sollen die visuellen Effekte eines Films noch verstärken. Das Patent zeigt bislang Kassetten mit den eher unkonventionellen Düften Banane, Mandel und Vanille.
Emotional
Viele Digitalkameras besitzen mittlerweile die Funktion der Gesichtserkennung. Auch Controller-freie Bewegungssteuerung kommt mit Projekt Natal schon sehr bald auf eine Spielkonsole. Das Gefühls-Erkennungs-Patent von Sony kombiniert hingegen beide Ideen in einer Webkamera mit Mikrophon. Die soll der Playstation 3 helfen zu erkennen, ob Sie gerade in schallendes Gelächter ausbrechen, gleich vor Wut platzen oder sich zu Tode langweilen. Aller Voraussicht nach werden kommende Playstation-3-Titel also Wert darauf legen, auf die Gefühle ihrer Spieler zu reagieren. Wie das genau aussieht, kann sich bislang aber noch niemand so recht vorstellen.
Der Lego-Supercomputer
Normalerweise ist nicht viel Besonderes an einem IBM-Patent, das Daten-Zentren hilft, Platz und Energie zu sparen. Dieses Modell hier hat es uns allerdings angetan. Es beinhaltet Computer, Lagerräume und andere Elektronik in Lego-Klötzchen-Form, die perfekt ineinander einratsen und so meterhoch gestapelt werden können. Wenn eine Firma also mehr Rechenleistung benötigte, müsste sie lediglich ein paar neue Klötzchen kaufen und sie türmchenartig anbauen. Das Patent erklärt, dass die Klätzchen wahlweise in Kastenform, Mauer-Form, Turm-Form oder L-Form aufgebaur werden können. Da wird selbst der IT-Fachmann noch kreativ.
Gut ausgerüstet
Kennen Sie Roomba, den Staubsaugroboter? Nehmen Sie den und fügen Sie das eiskalte Händchen der "Addam's Family" hinzu – dann haben Sie in etwa eine Vorstellung von diesem Roboter-Patent von Panasonic. Im Wesentlichen ist es ein Arm auf Rädern, der im Haus für Ordnung sorgt – herumliegende Sachen aufhebt und wegräumt zum Beispiel. Laut Patent ist der Arm sogar clever genug, die einzelnen Objekte zu erkennen und sie dementsprechend zu behandeln. Also keine Angst, dass Sie Ihre Katze demnächst in der Wäschetruhe wiederfinden. Leere Gläser räumt der Roboter-Arm beispielsweise in Windeseile weg. Ein noch mit Flüssigkeit gefülltes Glas hingegen wird behände in die Küche transportiert, ohne auch nur einen Tropfen Wasser zu verschütten.
Das Hamsterrad für Menschen
Es gibt zwar spezielle Brillen, die eine virtuelle Realität erzeugen sollen. Und auch mit Sensoren vollgestopfte Ganzkörperanzüge sollen dabei helfen, in virtuelle Welten abzutauchen. Doch real wirkt das Ganze bislang noch nicht, denn man kann sich nun einmal nicht frei bewegen. Die Lösung des problems hat ein russischer Erfinder: In einer großen, Baseball-ähnlichen Kugel auf Rollen sollen die Anwender das Gefühl bekommen, als würden sie sich frei in der virtuellen Realität bewegen - dabei rühren sie sich in Wirklichkeit nicht vom Fleck. Aber mal ehrlich: Selbst, wenn sich diese Technologie irgendwann einmal jemand leisten könnte; die Riesenkugel würde nie und nimmer Platz in normalen Wohnzimmern finden. Geschweige denn durch die Haustür passen. Vielleicht nochmal überdenken, ob das Patent nicht eher als kleineres, handliches Wii-Zubehör taugt.
Das Reißverschluss-Netzwerk
Ihnen ist die "eVest"-Jacke von Scott mit ihren zig Tausend Täschchen und Staufächern für elektronisches gerät noch nicht nerdig genug? Dann könnte diese von Nokia patentierte Jacke was für Sie sein. Genau wie die eVest hat das Modell von Nokia Taschen im Überfluss - für all die wichtigen Geräte, die man so im Alltag braucht. Dank eines neuartigen Reißverschlusses sind alle ihre Geräte aber auch gleichzeitig miteinander vernetzt. Um die Verbindung zwischen den Geräten zu wechseln müssen Sie nur den Reißverschluss aus Fiberglas an eine andere Position ziehen. Wie gut, dass Nokia dieses Patent für Jacken eingeplant hat - nicht für Jeans.
iRemote
Logitechs Harmony-Reihe für Universal-Fernbedienungen ist schon beeindruckend. Aber es gibt scheinbar noch genug Potential, um etwas noch Besseres zu entwickeln. Diese Aufgabe hat sich zumindest Apple gestellt und spielt seither mit der Idee, eine Universal-Fernbedienung auf den Markt zu bringen. Das Patent von 2002 zeigt eine Fernbedienung, die sehr stark Apples iPhone ähnelt - inklusive Touch-Bildschirm. Die raffinierteste Funktion: Die Fernbedienung ist kompatibel mit anderen Elektro-Geräten, die per Knopfdruck ihre Konfiguration auf die Fernbedienung aufspielen. Ob es dafür wirklich ein eigenständiges Gerät braucht, ist jedoch fraglich. Viel cooler wäre das Ganze doch als Funktion für eines des zukünftigen iPhones oder iPods.
Dieser Artikel stammt von Harry McCracken von der PC World. Redakteuren der PC-Welt haben den Beitrag übersetzt.