Das Marktvolumen von Standardanwendungen, Systemsoftware und Tools ist 2010 in Deutschland um 2,4 Prozent auf 14,6 Milliarden Euro gestiegen. Das belegen Erhebungen des Branchenverbands Bitkom und der EITO. Im Jahr 2009 betrug die Summe der Ausgaben 14,2 Milliarden Euro.
Wer die größten Stücke vom letztjährigen Umsatzkuchen bekam, zeigt die Lünendonk-Liste der Standard-Software-Unternehmen. Sie führt die 25 Top-Unternehmen in Deutschland auf, die rund 60 Prozent ihrer Umsätze mit Standard-Anwendungen machen. Diese 25 Firmen kamen demnach 2010 auf Umsätze von fast 8,6 Milliarden Euro. Das entspricht einem inländischen Marktanteil von 59 Prozent (2009: 55 Prozent).
Branchenführer Microsoft konnte im Jahr 2010 seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 300 Millionen auf geschätzte 2,8 Milliarden Euro steigern. Das Unternehmen liegt damit um rund 600 Millionen Euro vor dem ärgsten Konkurrenten SAP. Im Unterschied zu dem Mitbewerber aus Walldorf konnte Microsoft auch die Anzahl der Mitarbeiter von 2.700 auf 2.800 leicht steigern, während die Zahl der SAP-Mitarbeiter von gut 14.900 auf rund 14.500 sank.
Auf den Plätzen folgen - allerdings nach Umsatzzahlen weit abgeschlagen - Oracle (839 Millionen Euro) und Datev (knapp 700 Millionen Euro). Beide Unternehmen konnten wie der Tabellenführer die Zahl der Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr 2009 ebenfalls steigern.
Das erste Mal in der Liste und mit Platz 13 ansehnlich vertreten ist die Agfa HealthCare in Bonn, ein Hersteller von Software für das Gesundheitswesen. Wieder zurück in der Liste sind Mensch und Maschine Software aus Wesseling, und die Schleupen AG aus Ettlingen, wogegen die Esri Deutschland Group aus Kranzberg und die CBS-System AG aus Geilenkirchen nicht mehr unter den Top 25 vertreten sind.
Das Leistungsspektrum der Top 25 aus dem Bereich Standard-Software konzentriert sich den Lünendonk-Marktforschern zufolge "eindeutig auf die beiden Kernkategorien Standard-Software-Vertrieb (34%) und Software-Wartung (35%)". Die Einführung von Software und die Systemintegration machen im Schnitt zusammen 15 Prozent der Umsätze aus. Outsourcing, inklusive Application Service Providing (ASP) und Software as a Service (SaaS), erreicht im Durchschnitt ganze 3,3 Prozent der Umsätze. Die fehlenden Prozentpunkte verteilen sich auf IT-Beratung (4,5%), Schulung (2,5%), Individual-Software-Entwicklung (1,8%), Hardware-Vertrieb (2,8%) und sonstige Leistungen (1,8%).
Künftig mehr Umsätze mit IT-Beratung und Systemintegration
Die Anbieter selber erwarten aber, dass es in der Umsatzverteilung zu deutlichen Verschiebungen kommen könnte: So halten es zwei Drittel der Top 25 fu?r "sehr wahrscheinlich" oder "wahrscheinlich", dass sie im Jahr 2020 jeden dritten Euro mit IT-Beratung und Systemintegration erlösen werden.
Die zwölf Anbieter von Standard-Software, die ihren Hauptsitz in Deutschland haben, verkauften 2010 für rund 11,7 Milliarden Euro Software-Produkte ins Ausland. Daraus ergibt sich für diese Unternehmen gemessen am Gesamtumsatz ein Exportanteil von satten 75,4 Prozent (2009: 73,9 Prozent).
Für das Wachstum im Markt für Standard-Software sind aber auch die positiven Zahlen aus Deutschland verantwortlich: Hier stiegen die Umsätze der Top 25 um durchschnittlich 10,9 Prozent. Allerdings gibt es hier, bedingt durch Fusionen und Übernahmen, im Detail große Schwankungen von plus 95 bis minus zehn Prozent.
Auch das gute Gesamtergebnis der Top 25 verdient eine differenzierte Betrachtung. So mussten immerhin sieben der 25 besten Unternehmen auch 2010 Umsatzrückgänge hinnehmen, während sieben andere Unternehmen gleich zweistellige Zuwachsraten erzielten.
Optimismus übertrifft reale Raten
Dennoch zeigen sich die meisten der 25 umsatzstärksten Software-Anbieter optimistisch: Für das laufende Jahr 2011 erwarten die kühnsten unter ihnen Wachstumsraten von sieben, für den Zeitraum von 2011 bis 2016 sogar acht Prozent pro Jahr. Diese Erwartungen liegen damit weit über den tatsächlichen Raten des Jahres 2010.