Wenn man IT-Leistungen so einfach beziehen kann wie Strom aus der Steckdose, führt das nicht nur zu einer radikalen Veränderung in den IT-Abteilungen der Unternehmen, sondern löst zwangsläufig einen ebenso tiefgreifenden Wandel der Anbieterlandschaft aus. Was wird in diesem Szenario aus den klassischen Outsourcern, die seit Jahrzehnten den Markt bestimmt haben? Werden sie gleichsam von der Entwicklung überrollt, oder werden sie als intime Kenner der Unternehmens-IT und verlässliche, langfristige Partner sogar wichtiger?
Klassische Outsourcer sind als Integrationspartner unverzichtbar
Die Accenture-Experten Gavin Michael und Jimmy Harris gehen davon aus, dass der klassische Outsourcing-Anbieter nach wie vor unverzichtbarer Bestandteil der Outsourcing-Landschaft bleiben und möglicherweise sogar an Bedeutung gewinnen werde – wenn er seine neue Rolle in einer zunehmend Cloud-geprägten IT-Welt annimmt. Eine Hinwendung in Richtung Cloud Computing mache dagegen für diese Outsourcing-Spezialisten in den meisten Fällen keinen Sinn.
Im Gegenteil: Gerade vor dem Hintergrund zunehmend verfügbarer Cloud-Services sollten sich die klassischen Outsourcer auf ihre Kompetenz als Integratoren, strategische Berater und Dienstleister besinnen. Dabei werde ihr Aufgabenfeld keineswegs einfacher. In einer zunehmend Cloud-geprägten IT-Welt fiele ihnen die Rolle zu, nicht nur die IT des Kunden und eigene Services zu integrieren, zu planen und strategisch fortzuentwickeln, sondern vermehrt auch Cloud Services anderer Anbieter in IT-Landschaften zu integrieren.
Die Accenture-Manager sagen voraus, dass sich im Zuge des Cloud Computing drei unterschiedliche Kategorien von Dienstleistern entwickeln werden:
Drei Kategorien von Service-Providern
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Kategorie 1: Anbieter von Basisdiensten und einfachen Business-Prozessen (Utility Provider)
In diese Kategorie fallen vor allem die typischen IaaS-Angebote wie etwa Rechenleistung oder Storage aus der Cloud. Als wesentliche Erfolgskriterien gelten in diesem Segment einfache Implementierung, hohe Verfügbarkeit, Ausfallsicherheit und geringe Kosten. Diese Kategorie kommt dem Bild von der „IT aus der Steckdose“ am nächsten. -
Kategorie 2: Anbieter von spezialisierten Business-Prozessen (Business Function Provider)
In dieser Kategorie geht es um Anbieter mit umfassendem Know-how in speziellen Branchen oder Anwendungsbereichen wie beispielsweise HR, CRM, BI oder Logistik, die typischerweise in Form von SaaS-Modellen angeboten werden. Wesentliche Erfolgsfaktoren sind tiefgreifende Kenntnisse der Branche oder des Anwendungsbereichs, einfache Installation und Integration in die IT des Anwenders sowie die kontinuierliche Fortentwicklung der Anwendungen. In der „IT aus der Steckdose“-Analogie entsprechen diese Anbieter den Herstellern von Kühlschränken, Waschmaschinen, Fernsehern oder Audio-Anlagen. -
Kategorie 3: Anbieter von Business-Design sowie Integrations- und Mehrwert-Diensten (Integrators and value-added business designers)
In diese Kategorie fallen die klassischen Full-Service-Outsourcer. Für ihren zukünftigen Erfolg ist es nach Einschätzung der Accenture-Experten notwendig, dass sie mehr bieten als IT-Services und Beratungsleistungen. Vor allem – und im Gegensatz zu reinen Cloud-Providern – gehe es um ihre Erfahrung und Expertise im Bereich von Technologien und Business-Prozessen.
Dabei werde ihre Rolle zusehends anspruchsvoller: In immer komplexeren, hybriden Umgebungen falle ihnen die Rolle zu, gleichsam als Vermittler und Integrator die Interoperabilität und Sicherheit von Cloud-Services, eigenen IT-Dienstleistungen und Unternehmens-IT gewährleisten.Entscheidender Erfolgsfaktor für diese Anbieter ist eine ganzheitliche Sicht und ein strategischer Blickwinkel: Wenn es ihnen gelingt, die neuen Herausforderungen zu meistern und das Potenzial von Cloud-Services dahingehend auszuschöpfen, dass die Unternehmens-IT insgesamt agiler, flexibler und kostengünstiger wird, werden sie auch im Cloud-Zeitalter ihre Bedeutung als Business- und Innovation-Partner bewahren, wenn nicht sogar ausbauen können.
Auch wenn die Accenture-Manager die „IT aus der Steckdose“-Analogie für diese Kategorie nicht explizit fortführen: In diesem Bild würde den klassischen Outsourcern wohl die Rolle des Chefplaners- und Architekten (des Leitungsnetzes und der Geräteausstattung) ebenso zufallen wie die des Ingenieurs und Konstrukteurs, der sowohl das Gesamtkonzept plant als auch einzelne Geräte selbst entwickelt und die problemlose Zusammenarbeit der einzelnen Geräte sicherstellt.
Für die Accenture-Autoren steht es dabei völlig außer Zweifel, dass Cloud Computing die Outsourcing-Landschaft bereichert und in einigen Bereichen sogar revolutioniert. Allerdings könnten die unbestreitbaren Vorteile, die Cloud Computing in vielen Bereichen der Enterprise-IT bringen, nicht das komplexere Angebot klassischer Outsourcer ersetzen. Denn Cloud Services zögen ihre Vorteile eben aus standardisierten, industrialisierten Services für punktuelle Einsatzbereiche – und bildeten genau deshalb keine strategische Alternative zu Full-Service-Outsourcern.
Die Outsourcer müssen ihre neue Rolle annehmen
Allerdings stünden diese vor der Herausforderung, für ihre Kunden ganzheitliche Strategien und Konzepte zu entwickeln, die Cloud Services einbeziehen. „Outsourcer sollten die Chance nutzen, als wirklicher Innovations- und Business-Partner ein Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden aufzubauen“, schreiben die Accenture-Manager. Dabei sei nicht zuletzt eine Vertragsgestaltung entscheidend, die Chancen und Risiken der Zusammenarbeit fair aufteilt. Diese Position unterscheide sie deutlich von einem Cloud-Anbieter, der typischerweise standardisierte Services liefert und dem der Einblick in die Unternehmensprozesse fehle.
Trotz einiger Unsicherheit darüber, wie sich Cloud Computing und die Outsourcing-Landschaft entwickeln werden, resümieren die Accenture-Experten: „Wenn Outsourcer diese Herausforderung annehmen, brauchen sie sich keine Sorgen um ihre Zukunft zu machen, sondern werden gefragter sein denn je.“
Den vollständigen Accenture-Artikel finden Sie hier.