An sich soll Cloud-Computing es Unternehmen ermöglichen, die Kosten zu senken. Aber erbringt die Umstellung auf Cloud-Dienste tatsächlich immer die gewünschten finanziellen Einsparungen? Oberflächlich betrachtet lässt sich das Potenzial für Kostensenkungen bei 99 Dollar pro Mitarbeiter für SaaS-Anwendungen und 0,08 Dollar pro Stunde für virtuelle Server nur schwer widerlegen.
Jedoch sind nach Aussage von Joe Weinman von HP die Unit-Kosten allein nicht maßgeblich für die Kosten von Public Clouds. In erster Linie spielt das Ressourcen-Verbrauchsmuster ihrer Arbeitslasten eine Rolle.
In Wirklichkeit steigen die Kosten für die Cloud nämlich rasch an, sobald eine zunehmende Anzahl von Personen den Dienst in Anspruch nimmt oder wenn mehr Elemente verbraucht werden. So verstecken sich zum Beispiel hinter den niedrigen Kosten pro Mitarbeiter oft hohe laufende Verbrauchskosten, so dass die Gesamtrechnung letztendlich viel höher ausfallen kann. Hinzu kommt, dass im Preis für die Cloud die operativen Kosten für die Nutzung nicht enthalten sind und dass das Unternehmen mit weiteren Ausgaben für die Verwaltung, Sicherung, Überwachung und die Bereitstellung von Cloud-Backups konfrontiert wird.
Wann ist ein Preis von 0,08 Dollar pro Server und Stunde also günstig? Dann, wenn Dienste nicht ständig genutzt werden und wenn der Ressourcenverbrauch der Anwendungen pro-aktiv beherrscht werden kann, so dass die Cloud-Rechnung niedrig bleibt. Der Schlüssel zu Cloud Economics ist die optimale Nutzung von Cloud-Computing bei gleichzeitigem Verständnis des Verhaltens der von dem Unternehmen bereitgestellten Anwendungen und Dienste.
Obwohl der blinde Erwerb von Cloud-Services sicher nicht zu erheblichen Einsparungen führt, können durch Verständnis des Geschäftsmodells Cloud Economics nicht nur als Mittel zur Kostensenkung, sondern als Erlöserzeuger dienen. Während Unternehmenseinkäufer die Cloud-Services selbst beschaffen können, sind zur Aktivierung der Infrastruktur und der Cloud-Service-Plattform Entwickler und IT-Administratoren erforderlich, und es bleibt dem CIO die wichtige Aufgabe überlassen, eine Brücke zwischen IT und Business zu schlagen.
Forrester hat bezüglich des Einsatzes von Cloud-Plattformen drei Stufen des wirtschaftlichen Denkens identifiziert, die jeweils zunehmende geschäftliche Vorteile bieten. Das sequenzielle Durchlaufen dieser Stufen und die Anwendung der daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen dem Unternehmen, die Wertschöpfung der Cloud zu verfolgen (siehe Abbildung).
Stufe 1: Scale Up - Die Cloud als eine Art Kinderspiel für Transient- und Elastic-Anwendungen
Jedes Unternehmen sollte zunächst feststellen, welche Anwendungen und Dienste für Cloud Economics in Betracht kommen. Beispielsweise sollten Anwendungen, die kürzer als 12 Monate im Einsatz sind, in die Cloud aufgenommen werden, so dass die Infrastruktur nach Beendigung der Betriebsdauer des Programms keine Kosten erzeugt.
Ideale Anwärter sind auch kurzlebige Anwendungen wie Test- und Entwicklungsprojekte, temporäre Werbe-Webseiten oder Anwendungen zur Unterstützung von Saisonaktivitäten.
Außerdem ist jede auszubauende Anwendung sehr für Cloud- Plattformen geeignet, weil sie auf kleiner Ebene beschafft und bei zunehmendem Netzwerkverkehr aufgerüstet werden kann. Je mehr der Ressourcenbedarf einer Anwendung schwankt, desto besser ist sie für Cloud-Modelle geeignet.
Stufe 2: Scala Down - Die Verwendung von Schwellenwerten zur Kostenbeseitigung
Cloud Economics zahlt sich am meisten aus, wenn die Rechnung auf Null zurückgeschraubt wird. Das kann durch die Überwachung von Netzwerkverkehrsmustern zur Minimierung des Verbrauchs und zur Senkung der Kosten erfolgen. Die Einstellung strenger Schwellenwerte für den Ressourcenverbrauch und die Herabsetzung der Automation Control Applikation tragen dazu bei, dass Anwendungen nur wenn nötig eingesetzt werden.
Da jedoch die meisten Applikationen eine solche automatische Ressourcen-Drosselung nicht sehr gut vertragen, sind einige Code- und Konfigurationsverfeinerungen erforderlich, um diese Stufe der Cloud Economics für das Geschäft zu erschließen.
Stufe 3: Profit Center - Erschließung neuer Erlösströme auf der Basis von Cloud Economics
Wenn CIOs die ersten beiden Stufen gemeistert haben, kann die Cloud statt nur als Mittel zu Kosteneinsparungen auch als Erlöserzeuger betrachtet werden. Indem CIOs daran mitwirken, vorhandene Dienste wieder aufzubauen oder neue zu erstellen, um die Vorteile von Cloud-Plattformen zu nutzen, schaffen sie für das Unternehmen neue Einnahme- und Gewinnmöglichkeiten.
Der Übergang von einer Stufe der Cloud Economics zur nächsten erfordert mehrere Schritte. Der Schlüssel zum Übergang von Stufe 1 auf Stufe 2 ist die Leistungsanalyse, da die CIOs erlernen müssen, wie sie die Nutzung der Infrastruktur des Rechenzentrums jederzeit ausschalten können. Dies erfordert ein neues Denken im gesamten Unternehmen unter Einsatz von Leistungsüberwachungs-Tools zur Festsetzung von Scale-Down-Schwellenwerten.
Um die dritte Stufe zu erreichen und Cloud Economics von kostensparend auf einträglich umzustellen, muss die IT ein Verständnis dafür entwickeln, wie das Unternehmen Gewinn erzielt und wie diese Handlungen mit den IT-Ausgaben verbunden sind.
CIOs sollten mit dem Tracking der IT-Investitionen beginnen: Lassen Sie die Enterprise-Architekten die IT-Investitionen auf die geschäftlichen Bedürfnisse zuschneiden und heben Sie diejenigen Modelle hervor, die für Cloud-Services geeignet sind. CIOs können diesen Prozess durch den Aufbau einer neuen Anwendungsklasse ermöglichen, die nur minimale Kosten mit sich bringt, Hybrid-Beschaffungen ausgleicht und Kernfunktionen zu neuen Cloud-Modellen verschiebt.
Während historisch gesehen jede IT-Investition langfristiger Natur ist, werden IT-Ausgaben durch Cloud Economics so umgewandelt, dass sie je nach Bedarf des Unternehmens erhöht oder gesenkt werden können. Um diesen Vorteil optimal zu nutzen, müssen CIOs bei Cloud Services nicht nur ihr Wissen vorantreiben, sondern auch eine Art Bewusstsein dafür entwickeln und ihre Mitarbeiter dazu befähigen, mit Anwendungen zu experimentieren.
Um diese Experimente unter Kontrolle zu halten, ist unbedingt eine Grenze zu ziehen, wo Cloud Services angewendet werden können und wo dies nicht empfehlenswert ist. Nur durch Erfahrung mit der Cloud lässt sich erlernen, wo diese Grenze gezogen werden sollte und wie sie mit der Zeit verlagert werden kann.
James Staten ist VP und Principal Analyst bei Forrester Research.
Er schreibt auch Beiträge im Forrester-Blog für Infrastructure & Operations Professionals.