„Ich wette, dass die Rolle des CIOs in zehn Jahren obsolet ist“, wettete Peter Lempp von Capgemini in unserem im Herbst erschienenen CIO-Jahrbuch. Es werde künftig nicht mehr genügen, dass der CIO der Einzige ist, der technische Zusammenhänge versteht, ist Lempp überzeugt. Die Besucher der IT-Strategietage 2012 denken da anders. Per Handzeichen unterstützen nur wenige Anwesende die These von Peter Lempp, die große Mehrheit der Zuhörer wettet dagegen: Auch in zehn Jahren gibt es noch einen CIO.
Doch was muss ein erfolgreicher CIO können? Vier, die das wissen müssen, sind Jan Cron von Russell Reynolds Associates, Edgar Kirchmann von SUP Societät für Unternehmensplanung, Sven Michaelis von Egon Zehnder International GmbH und Sven Schatteburg von Kienbaum. Gemeinsam mit CIO-Chefredakteur Horst Ellermann und Professor Helmut Krcmar von der TU München diskutierten die Headhunter, auf welche Skills sie bei der Besetzung eines CIO-Postens achten.
Jan Cron von Russell Reynolds Associates glaubt, dass ein CIO es schwer haben wird, wenn er des Englischen nicht mächtig ist. „Internationale Parkettsicherheit ist für einen CIO unabdingbar“, sagt er. Für Cron braucht ein CIO die folgenden fünf Eigenschaften:
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Unternehmerischer Scharfsinn
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Strategische Fähigkeiten und Weitsicht
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Kommunikations- und Moderationskompetenz
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Internationale Teamführungsfähigkeit
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Verstärkte Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
Fünf Eigenschaften braucht ein CIO
Wenn Edgar Kirchmann von SUP Societät für Unternehmensplanung Gespräche mit Kandidaten führt, achtet er besonders auf die Person selbst: „Die Hard Facts gehen doch bereits aus dem Lebenslauf hervor“, sagt Kirchmann. Für ihn braucht ein CIO vor allem die folgenden fünf Eigenschaften:
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Loyalität: Ein CIO sollte treu sein, nicht gleich jedem Lockruf verfallen und Verbesserungen nachhaltig realisieren.
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Motivation (intrinsisch und extrinsisch)
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Analytik/Intelligenz: Ein CIO braucht eine gewisse Intelligenz, um komplexe Problemstellungen zu durchdringen und Lösungsvarianten zu entwickeln.
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Innovation: Ein CIO muss die Bereitschaft mitbringen, Strukturen infrage zu stellen und neue Technologien für das Unternehmen zu bewerten.
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Zuverlässigkeit/Zielorientierung sind weitere wichtige CIO-Fähigkeiten. An ihm liegt es darauf zu achten, dass am Anfang eines Projekts gegebene Commitments eingehalten werden.
Für Sven Michaelis von Egon Zehnder International kommt es darauf an, dass ein CIO General Management Fähigkeiten beherrscht: „IT ist die Basis, aber es geht viel mehr um General Management Fähigkeiten. Dafür werden CIOs bezahlt“, sagt er. Für ihn sind die folgenden fünf CIO-Fähigkeiten besonders wichtig:
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Team Leadership: Ein CIO muss seine Mannschaft führen können. Dazu gehört auch, die eigenen Mitarbeiter zu beobachten und zu überlegen, wie man sie weiterentwickeln kann.
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Collaboration and Influencing: Ein CIO sollte die Beziehung zu den Business-Kollegen auf Augenhöhe managen. Sich mit anderen Bereichen auszutauschen, ist eine elementare Aufgabe für einen CIO.
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Kundenorientierung: Von einem CIO erwartet Michaelis ein extrem gutes Verständnis für das Business-Umfeld und die Kundenbedürfnisse.
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Strategisch: Ein CIO muss die Gesamtunternehmung im Fokus behalten und daraus Implikationen für die IT abzuleiten.
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Change Management: Zu den Fähigkeiten eines CIOs gehört es auch, Business-Prozesse mit dem Team und den Businesskollegen zu gestalten und mit der IT umzusetzen.
Die fünf wichtigsten Eigenschaften eines CIOs
Ein CIO in einem mittelständischen Unternehmen begleitet oft 40 bis 60 Projekte gleichzeitig. Sven Schatteburg von Kienbaum Management Consultants achtet in Gesprächen darauf, ob CIOs bereits Projekte erfolgreich umgesetzt haben und diese Umsetzung im Unternehmen dann auch entsprechend kommuniziert haben. Die fünf wichtigsten Eigenschaften eines CIOs sind für ihn:
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Leadership-Mentalität: Die Entscheidungen eines CIOs sollten nachhaltig sein.
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Unternehmerisches Denken im Sinne der Geschäftsziele
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Bereichsübergreifendes Denken: Ein CIO muss bereisübergreifend denken, nicht in Silos.
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Prozess-Affinität: Die CPO-Rolle wird für CIOs immer wichtiger. Schatteburg glaubt, dass es den CIO in zehn Jahren noch gibt. Er wird dann entweder auch die Aufgabe eines CPOs übernehmen oder eng mit einem Kollegen zusammenarbeiten, der diese Position übernimmt.
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Kommunikativer Charakter gegenüber dem Team, den Fachbereichen und der Geschäftsführung: CIOs müssen auch bei der Geschäftsführung ihre Leistung demonstrieren.
Einig waren die vier Experten für die CIO-Karriere sich in der Frage, ob ein CIO auch einmal über den Tellerrand der IT hinausgesehen haben sollte. „Wer das tut, hat den Business-Bezug kennengelernt und kann das dann in der IT umsetzen“, sagt Sven Michaelis. Sven Schatteburg findet auch einen MBA hilfreich für die Entwicklung eines CIOs. In dieser Zeit lernt man die andere Seite kennen und nimmt dabei eine Beobachterposition ein. Jan Cron befürwortet einen Auslandsaufenthalt für die CIO-Karriere: „Es gibt keine Gründe, weshalb man eine internationalen Karriereschritt ausschlagen sollte. In der Regel ist das karrierefördernd“ sagt Cron.
Einen Beitrag zur CIO-Karriere soll auch die im vergangenen Herbst ins Leben gerufene CIO-Stiftung leisten. Hier haben wir sie vorgestellt.