So mancher PC-Nutzer der ersten Stunde kann sich erinnern: Per Akustikkoppler stellte man eine Verbindung zu anderen Rechnern her. Dazu wurde der Telefonhörer an das Gerät angeschlossen. "Datenfön" nannte man die Akustikkoppler in dieser Zeit mehr oder weniger liebevoll. Und vom Chaos Computer Club kam der erste Selbstbau-Akustikkoppler: Datenklo.
Akustikkoppler waren umständlich zu nutzen, ihre Entwicklung entstand aber aus der Not, weil ein Unternehmen ein Monopol auf Modems hielt, die direkt an das Telefonnetz angeschlossen werden durften. Wieso? Weshalb? Warum? Werfen Sie mit uns einen Blick zurück auf die bewegte Geschichte der Modems.
Die 60jährige Geschichte der Modems
Am Anfang war der Funkfernschreiber
Funkfernschreiber waren die ersten Geräte, mit denen Informationen digital über Funk oder Telefonleitungen übertragen wurden. Erste Modelle waren bereits im Zweiten Weltkrieg im Einsatz. Ende der 1950er Jahre brachte AT&T das erste kommerzielle Geräte auf den Markt. Die Übertragungsrate lag bei rund 110 bit pro Sekunde.
300 Bit pro Sekunde
Das Bell 103 Data Phone von AT&T aus dem Jahre 1962 übertrug Daten mit 300 baud (ca. 300 Bit pro Sekunde) und war ein Full-duplex Modem. Bis 1984 hielt AT&T in den USA ein Monopol für solche Telefonsysteme, so konnte bis dahin auch nur AT&T solche Modems für sein Netzwerk anbieten.
Der Akustikkoppler kommt
Aufgrund des Monopols von AT&T durfte auch nur AT&T Modems entwickeln und anbieten, die direkt an das Telefon-Netzwerk angeschlossen werden durften. Die Konkurrenz kam auf eine pfiffige Idee, um dieses Verbot zum Umgehen: Der Akustikkoppler ward geboren. Der Trick: Die Verbindung zum Telefon-Anschluss erfolgte nicht direkt, sondern über den Telefonhörer. Auf diese Weise war auch eine Beschädigung des Telefonnetzwerks ausgeschlossen, von der AT&T immer warnte. Die ersten Akustikkoppler kamen auf eine Übertragungsrate von ca. 300 Bit/s bis 2400 Bit/s (genauer: zwischen 300 Baud und 2400 Baud). Spätere Modelle erreichten sogar eine Geschwindigkeit von bis zu 33.600 Bit/s.
Ab in den Massenmarkt
Nach dem Ende des AT&T-Monopols begannen auch andere Unternehmen Modems zu bauen. Das erste Modem für einen PC trug den Namen "Hayes 80-103A". Das 300-Baud-Modem war kompatibel zum Bell 103A und wurde von Dale Heatherington (auf dem Bild zu sehen) und Dennic C. Hayes für S-100 Bus Computer entwickelt, zu denen der Altair 8800 und der IMSAI 8080 gehörten.
Bitte melden
1981 stellte Hayes Associates das Hayes Stack Smartmodem vor. Es handelte sich um das erste 300-Baud-Modem mit einem eigenem Befehlssatz, der später zum Standard wurde. Über eine Reihe von Ascii-Strings konnte der Anwender dem Modem über den RS-232 Serial-Port Befehle erteilen. Vorher musste der Anwender zunächst eine Telefonnummer manuell wählen und anschließend das Modem anschließen, sobald er eine Antwort vom anderen Ende der Leitung hörte.
80er und 90er Jahre
Der Amerikaner Dave Dunfield besitzt eine große Sammlung an Modems, die zwischen 1980 und 1990 auf den Markt kamen. Die Modems hatten unterschiedliche Größen, Aussehen, Farben und Formen.
IBM dominiert
Ab Mitte der 1980er Jahre dominierten IBM PC und kompatible Rechner den PC-Markt. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten internen Modems, die einen ISA- und später einen PCI-Steckplatz benötigten. Beliebter blieben die externen Modems, die in dieser Zeit eine Geschwindigkeit von 2400 Bits pro Sekunde erreichten. Später stieg die Geschwindigkeit auf 4800, 9600, 14400, 28800 Bit pro Sekunde und schneller. In dieser Zeit kamen übrigens auch die ersten Modelle auf den Markt, mit denen man Fax-Nachrichten empfangen und versenden konnte.
Modems werden Commodity
Mitter der 1990er Jahre kamen die ersten Modems auf den Markt, die Geschwindigkeiten von 28,8 kbps bis zu 33,6 kbps erreichten. Das Preis für die Modems sanken und vielfach kamen nun auch interne PCI-Modems zum Einsatz, die die PC-Hersteller standardmäßig in die PCs einbauten. In dieser Zeit kamen auch die ersten "Winmodems" auf den Markt, bei denen einige Hardware-Prozesse von Software übernommen wurden, wwas Geld sparte. Ebenfalls in dieser Zeit kamen auch die ersten "Voicemodems" auf den Markt, die die Übertragungen von Sprache erlaubten.
Neuer Standard 56K
Ende der 1990er Jahre schafften es die Modem-Hersteller die theoretische maximale Übertragungsgeschwindigkeit von analogen Telefonleitungen zu "knacken". Die neuen Modems erreichten durch technische Tricks eine Geschwindigkeit von bis zu 56 kpbs.
Schneller mit ISDN
Nachdem analoge Modems an die technischen Grenzen gestoßen waren, nutzten die Hersteller Modems für immer schnellere Verbindungsarten. Anfang der 2000er Jahre kamen beispielsweise die ersten Kabel- und ISDN-Modems auf den Markt. Ökonomischer ließen sich digitale Daten per ADSL-Verfahren übertragen.
DSL - noch lange nicht das Ende
Modems wählten sich früher in das Telefonnetz ein, um eine Übertragung herzustellen. Mit Einführung des Breitband-Internets (DSL) gehört dies der Vergangenheit an. Der Anschluss erfolgt nun über ein Netzwerkkabel. Ist immer noch eine Einwahl notwendig, kommen beispielsweise diese kleinen USB-Modems (von Apple und Zoom) zum Einsatz.
Quelle: PC-Welt