Alltime-Fails

Die 7 schlechtesten IT-Produkte

Kommentar  von Florian Maier
Bestenlisten gibt's schließlich genug.
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Man mag es kaum glauben - diese IT-Produkte gab es wirklich.
Foto: Svyatoslav Balan - shutterstock.com

Die folgende - höchst subjektive - Auswahl präsentiert Ihnen sieben der abgründigsten Auswürfe, die die Technologiewelt bislang hervorgebracht hat. Warum diese IT-Produkte verschmäht, gehasst oder ihre Macher vor den Kadi gezerrt wurden, variiert dabei: Vom simplen Scam über PR-Peinlichkeiten und scheinbar böswillig sabotierte User Experiences bis hin zur realen Gefahr für Leib und Leben ist alles dabei. Viel Vergnügen!

IBM PCjr

IBM wollte mit dem PCjr im Jahr 1984 seinen Footprint im Markt für Heimcomputer ausbauen. Wer den Apple-II-, Commodore-64- und später Macintosh-Konkurrenten benutzen wollte, erlebte allerdings oft sein persönliches Big-Blue-Wunder.

Als Business-Gerät nicht potent genug, als Spielerechner zu teuer: IBMs PCjr.
Foto: Von Rik Myslewski - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31428981

Die anfangs standardmäßig verbauten 128 KB RAM waren zu schwach für die meisten IBM-PC-Programme. Das limitierte die verfügbare Software - vor allem auf Videospiele. Die liefen auf dem Commodore 64 allerdings in der Regel besser, was schlecht war, weil dieser auch wesentlich günstiger zu haben war. Der Einführungspreis des PCjr von knapp 1.300 Dollar ließ schon bei der ersten Präsentation Ende 1983 die Alarmglocken bei den Analysten schrillen - und gilt auch als finaler Sargnagel für das Device.

Vor allem aber war das Keyboard eine Ausgeburt der (Design-)Hölle. Die Funktionsbeschriftung der Tasten findet sich nämlich auf dem Gehäuse (über den Keys). Da nutzte es dann auch nichts mehr, dass die Tastatur mit einer "fancy" Infrarot-Wireless-Funktionalität ausgestattet war.

Auf Bildern lässt sich nur erahnen, welche User Experience diese Chiclet-Monstrosität in die Waagschale geworfen hat.
Foto: Von Jason Scott - IMG_0034, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92421025

Den Scope der wahnwitzigen IBM-Designentscheidungen beim PCjr fassen die Kollegen von "The Register" sehr treffend zusammen. Die Briten haben - schmerzfrei wie man sie kennt - bereits im Jahr 2014 freiwillig einen PCjr für einen ausführlichen Test in seine Bestandteile zerlegt. Der bezeichnende Titel: "We tear down the machine Big Blue would rather you forgot".

Nicht umsonst killte IBM den PCjr nur knapp ein Jahr nach der Markteinführung kurzfristig - und überraschte mit diesem Move auch zahlreiche Hard- und Softwareentwickler, die sich dediziert IBMs Heimcomputer mit der Donkey-Kong-Nomenklatur verschrieben hatten. Erst im Jahr 1990 hatte sich Big Blue einigermaßen von der PCjr-Schmach erholt und wagte mit dem PS/1 einen neuen Heimcomputer-Versuch (der dann auch besser lief).

Syncronys SoftRAM

Die guten alten Neunziger Jahre: Als Fußball noch ansatzweise spannend war, die Reputation von Alfons Schuhbeck noch lebte und inflationäre Preise für lebensnotwendige Dinge kein Thema waren - (Arbeits-)Speicher ausgenommen. Weil die Anforderungen für Windows-95-Programme unaufhörlich stiegen, klang das Angebot der Softwareschmiede Syncronys, den Arbeitsspeicher für knapp 30 Dollar per Software zu verdoppeln, für einige User sehr verlockend - genauer gesagt für rund 700.000.

Das Problem daran: Es handelte sich um einen Scam, den unsere US-Kollegen von der PC World bereits im Jahr 2006 zu einem der drei schlechtesten Tech-Produkte aller Zeiten kürten. Und zwar vollkommen zu Recht:

Es stellte sich heraus, dass SoftRAM lediglich die Cache-Größe der Festplatte von Windows-Systemen vergrößerte - etwas, das User bereits mit moderaten Fähigkeiten völlig ohne spezifische Software in circa einer Minute bewerkstelligen konnten. Und selbst dann war der Performance-Vorteil vernachlässigbar. Die Federal Trade Commission bezeichnete das Marketing-Gebahren von Syncronys als 'unwahr und irreführend', das Unternehmen wurde letztlich dazu gezwungen, das Produkt vom Markt zu nehmen und Käufer zu entschädigen. Nachdem sie noch eine Handvoll weiterer, schlechter Windows Utilities veröffentlichten, war Syncronys im Jahr 1999 bankrott. Wir werden die Company nicht vermissen.

Apple Mac Portable

"Man fragt sich nur, wie viele Menschen wohl bereit sein werden, 8.000 Dollar für etwas auszugeben, das im Grunde ein Zweitrechner ist", zitierte die Los Angeles Times den Gartner-Analysten David Cearley anlässlich der Präsentation von Apples portablem Macintosh im Jahr 1989. Ganz generell sahen Analysten der Publikation zufolge den Portable Mac als "zu groß, zu schwer und zu teuer" an. Der Einführungspreis lag bei mehr als 7.000 Dollar, dazu brachte der Mac Portable mehr als 7 Kilogramm auf die Waage (was vor allem den verbauten Bleisäure-Akkus geschuldet war).

Qualitativ gab es am ersten tragbaren Mac hingegen wenig auszusetzen. Entsprechend enthusiastisch zeigte sich Apple-Manager Jean-Louis Gassée, der das Laptop-Monster nicht nur vor Publikum auf der Bühne präsentierte, sondern ihn bei dieser Gelegenheit gleich zusammenbaute:

Knapp zwei Jahre nach seinem Launch ereilte den Mac Portable im Jahr 1991 ein früher Tod, nachdem die Absatzzahlen weit hinter den Erwartungen von Apple zurückblieben. Er wurde von der Powerbook-Familie beerbt. Immerhin hat das portable Schwergewicht zu Lebzeiten noch einen Ort gefunden, an dem sein Gewicht keine Rolle spielt - das Weltall:

Microsoft Bob

Microsoft hat in seiner langen Historie einige Böcke geschossen - man erinnere sich nur an das Chatbot-Desaster um Tay, die Betriebssystem-GAUs mit Windows Millenium Edition, Vista und 8 oder den vernichtend langwierigen Sterbeprozess von Windows Mobile beziehungsweise Phone.

Doch auch wenn es um Redmonder Fehlgriffe geht, lohnt sich ein Blick in die Nische: Dann fällt schnell auf, dass ein kleines Stück Microsoft-Software unter Nerds ganz besonders verhasst scheint: Bob. Bevor der Baumeister diesen Namen mit Sinnhaftigkeit und Frohsinn füllte, erzeugte Microsofts Bob bei den Benutzern nämlich vor allem eines - innere Leere. Wir zitieren ein weiteres Mal unsere US-Kollegen von der PC World:

Bob war als 'Social Interface' für Windows 3.1 gedacht und versetzte die Benutzer in ein virtuelles Wohnzimmer mit klickbaren Objekten und einer Reihe von Zeichentrick-Helfern wie 'Chaos the Cat' und 'Scuzz the Rat', die durch eine überschaubare Reihe von Applikationen führten. Glücklicherweise wurde Bob unter dem Hype rund um den Start von Windows 95 begraben - auch wenn einige Elemente weiterlebten, um Microsoft-Office- und Windows-XP-Nutzer zu belästigen … Vor allem aber warf Bob mehr Fragen auf, als er beantworten konnte: Hat irgendjemand bei Microsoft das Teil einmal benutzt - oder ernsthaft angenommen, jemand anderes würde das tun wollen? Und war es eigentlich Absicht, dass der Bob-Smiley eine frappierende Ähnlichkeit zu Bill Gates aufweist?

Dass Melinda Gates als Projektmanagerin an der Entwicklung von Bob beteiligt war, dürfte die letztgestellte Frage beantworten. Ihre Neugierde auf Bob kennt inzwischen vermutlich keine Grenzen mehr. Glücklicherweise hat sich der auf Retro-Tech spezialisierte YouTube-Kanal "LGR" detailliert mit der Frage auseinandergesetzt, wie infernal die Microsoft-Bob-Experience wirklich war:

Samsung Galaxy Note 7

Im Jahr 2016 setzte Samsung laut Bloomberg alles daran, die nächste Iteration seines erfolgreichen Premium-Phablets vor Apples alljährlichem iPhone-Happening im September auf den Markt zu bringen. Nachdem das Galaxy Note im August 2016 in den Handel kam, häuften sich Berichte von Benutzern über explodierende, brennende und überhitzte Devices. Die Flugaufsichtsbehörden der USA und der EU untersagten daraufhin, das Gerät (auch ausgeschaltet) an Bord eines Flugzeugs zu nehmen.

Zum Dahinschmelzen: Samsungs Galaxy Note 7.

Samsung reagiert zeitnah und beraumt eine großangelegte, weltweite Rückrufaktion an. Rund 2,5 Millionen Exemplare des Galaxy Note 7 werden nur Wochen nach dem Marktstart ausgetauscht. Nur um dann in einigen Fällen ebenfalls in Schall und Rauch aufzugehen. Die unter Umständen lebensgefährlichen Defekte des Galaxy Note 7 zwingen den koreanischen Tech-Konzern schließlich Mitte Oktober 2016, Verkauf und Produktion des Galaxy Note 7 komplett einzustellen.

Allein der Rückruf der Galaxy-Note-7-Geräte dürfte Samsung rund eine Milliarde Dollar gekostet haben. Analysten der Credit Suisse schätzten die Gesamtverluste für Samsung durch das Note-7-Debakel im Jahr 2017 auf 17 Milliarden Dollar. Und auch die Reputation des koreanischen Apple-Konkurrenten erlitt durch (Sammel-)Klagen und eine zweifelhafte Kommunikationsstrategie erheblichen Schaden.

Windows Vista

Dass Vista als Enfant Terrible innerhalb der Windows-Betriebssystemfamilie gilt, ist bekannt. Trotzdem kommt man in einer Auflistung wie dieser nicht drumherum, die Verfehlungen rund um den so gescheiterten wie gehassten XP-Nachfolger noch einmal wiederzukäuen. Schließlich kommt dieses Windows einem zeitlosen Betriebssystemverbrechen gleich.

Vista sollte ursprünglich nur ein kleineres Update für Windows XP werden - ein Zwischenschritt vor dem nächsten OS, Codename "Blackcomb". Weil dessen viele neue Technologien und Features aus Entwicklersicht plötzlich auch für Vista interessant wurden, stürzte das Projekt ins Chaos. Das gestand der ehemalige Windows-Manager Jim Allchin auch öffentlich im Interview mit dem Wall Street Journal - schon ein Jahr, bevor Vista offiziell das Licht der Welt erblickte.

Windows Vista - ein Garant für kaltes Grauen.

Als es dann so weit war, trieb das Betriebssystem seine Benutzer mit Bestätigungsmeldungen bei jeder noch so kleinen Konfigurationsänderung in den Wahnsinn. Wer sich davon nicht beeindrucken ließ, hatte eine weitere Chance für Wutanfälle, wenn er feststellte, dass zahllose Peripheriegeräte wie Drucker mit dem neuen Windows nicht kompatibel waren. Sollte selbst das die Halsschlagader noch nicht dazu gebracht haben, ausgiebig zu pulsieren, konnte es zur Krönung auch sein, dass Vista grundsätzlich nicht oder nur sehr schlecht auf dem Rechner lief. Und zwar auch auf Neugeräten, auf denen das Betriebssystem vorinstalliert war.

Und Microsoft setzte sogar noch einen obendrauf: Um den Kunden einen Anreiz zu geben, trotz der nahenden Vista-Veröffentlichung XP-Rechner zu kaufen, entschied man sich dazu, diese als "Windows Vista Capable" zu vermarkten. Dass das nicht der Wahrheit entsprach und den Microsoft-Verantwortlichen auch bewusst war, wurde im Rahmen einer Sammelklage bekannt und warf ein weiteres Mal kein günstiges Licht auf den Konzern.

WeTab

Es sollte im Jahr 2010 die deutsche Antwort auf Apples iPad sein - eine Art neues Wirtschaftswunder in Device-Form: das WeTab. Allerdings verwandelte sich das Gründermärchen schnell in eine (PR-)Horrorstory. Weil auch uns manchmal die Schreibfaulheit plagt, überlassen wir es den Kollegen von 3Sat, dieses Kapitel der deutschen IT-Geschichte zu erzählen, welches man in Jugendsprache auch mit nur einem Wort zusammenfassen könnte: Cringe.