Insgesamt 68 Prozent der Europäer mit Internetzugang nutzen soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook, Linkedin oder Xing mindestens einmal im Monat. Damit steigt die Verbreitung sozialer Medien im Vergleich zum Jahr 2009 um sieben Prozent.
Zugleich hat sich auch das Kommunikationsverhalten erheblich verändert, denn mit dem Mikroblogging-Dienst Twitter hat sich die Form der schnellen Konversation etabliert. Zu diesem Ergebnis kommen das US-Marktforschungsinstitut Forrester in der Studie "European Social Technographics 2010".
Sieben Nutzerkategorien im Social Web
In der seit 2008 durchgeführte Benchmark-Studie teilten die Analysten Social-Media-Nutzer bisher in sechs Gruppen ein: Creators (Schöpfer), Critics (Kritiker), Collectors (Sammler), Joiners (Mitglieder), Spectators (Zuschauer) und Inactives (keine Aktivitäten im Social Web). Für die aktuelle Untersuchung haben die Marktforscher das Modell um die Gruppe der Conversationalists (Unterhalter) erweitert.
Der Grund: Immer mehr Social-Media-Nutzer veröffentlichen im Web Inhalte via Twitter oder Facebook und kommunizieren auf diese Weise. Anders als Schöpfer oder Kritiker erstellen die Unterhalter ihren Content sehr schnell und ohne groß zu überlegen. Auch bestehen die Nachrichten nur aus wenigen Wörtern.
Die Gruppe der Unterhalter aus dem Stand auf 31 Prozent Anteil bei der Nutzung von Web-2.0-Angeboten. Europaweit gibt es damit mehr als doppelt so viele Unterhalter wie Schöpfer. Zum Vergleich: Zur Kategorie der Schöpfer gehören aktuell 14 Prozent der Onliner in Europa. Deren Anzahl ist im Vergleich zu 2009 (15 Prozent) leicht rückläufig.
Zwei Arten von Unterhaltern
Es gibt zwei Arten von Unterhaltern: Die einen posten Kurznachrichten auf Twitter, während die anderen durch schnelle Updates ihren Status in sozialen Netzwerken aktualisieren. Allerdings kommunizieren im Schnitt erst zwei Prozent der Europäer via Twitter, während 97 Prozent ihren Status in Online-Netzwerken mindestens einmal pro Woche auf den neuesten Stand bringen.
Am häufigsten zwitschern noch die Niederländer (vier Prozent), gefolgt von Briten und Spaniern (je drei Prozent). Die meisten Update-Verrückten gibt es in Italien, nämlich 48 Prozent, gefolgt von den Schweden (41 Prozent).
Immer weniger Inaktive
Im Vergleich der einzelnen Gruppen sind die Mitglieder am meisten gewachsen, von 18 Prozent im Jahr 2008 auf 41 Prozent im Jahr 2010. Die größte Gruppe hingegen bilden mit aktuell 54 Prozent die Zuschauer. Seit 2008 stieg deren Anzahl europaweit um vier Prozent. Während diese Gruppe in Deutschland, Italien und Spanien zulegte, sanken die Zahlen in anderen Märkten, wie etwa in Großbritannien oder Frankreich, leicht.
Die Zahl der Inaktiven verringerte sich in den letzten beiden Jahren kontinuierlich - von 43 Prozent (2008) auf 32 Prozent im Jahr 2010. Dagegen stieg die Anzahl der Kritiker leicht, von 19 Prozent im Jahr 2008 auf derzeit 21 Prozent.
Eine Vergleichsstudie für die USA zeigt auf, dass dort der Anteil der Schöpfer (23 Prozent), Kritiker (33 Prozent), Sammler (19 Prozent) und Mitglieder (59 Prozent) jeweils deutlich höher liegt als in Europa. Es gibt zudem mit 19 Prozent erheblich weniger Nicht-Aktive. Gleich ist die Anzahl der Unterhalter.
Deutsche hinken bei Social Media hinterher
Im europäischen Vergleich sind Italiener die ungekrönten Social-Media-Könige. 83 Prozent nutzen soziale Medien in irgendeiner Form. Die rasanteste Entwicklung gab es in Italien im Bereich der Mitglieder. Deren Anteil stieg von 11 Prozent (2008) auf jetzt 48 Prozent. Auf Platz im Länderranking schaffen es die Niederländer.
Von diesen nutzen 79 Prozent soziale Netzwerke mindestens einmal im Monat. Jedoch machen Holländer eher einen Bogen um Facebook. Sie nutzen lieber das lokale Netzwerk Hyves, das fünfmal mehr User hat. Platz drei belegen die Schweden mit 78 Prozent. Dort stieg die Anzahl der Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr um satte 20 Prozent - von 38 auf 58 Prozent. Verantwortlich dafür war in erster Linie die Einführung einer Facebook-Webseite in schwedischer Sprache im Jahr 2009.
Schlusslicht bei der Nutzung sozialer Netzwerke in Europa sind immer noch die Deutschen. Jedoch stellen die Marktforscher in der aktuellen Untersuchung fest, dass die Nachzügler aus Deutschland sich allmählich für das Social Web erwärmen. Immerhin 52 Prozent engagieren sich inzwischen einmal pro Monat. Vor allem beim Posting Status und bei Tweets hinken Deutsche hinterher: Im Vergleich zu anderen Märkten in Europa gibt es in Deutschland weniger als halb so viele Unterhalter.
Für den Marktbericht werteten die Analysten die Antworten von mehr als 25.000 Personen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien und Schweden aus. Die Befragten waren mindestens 16 Jahre alt. Im Rahmen der US-Studie werteten die Marktforscher die Antworten von mehr als 27.000 Personen aus.