Zunächst die Fakten: Das Beratungshaus Accenture, das auch im Outsourcing-Geschäft aktiv ist, hat im Januar 2011 zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Forsa über 3.000 Personen in Deutschland befragt, wie sie es mit dem Internet und ihren Smartphones halten. Laut der Untersuchung "Mobile Web Watch 2011" wissen wir nun, dass der Anteil aller Internet-Nutzer, die mit ihren Mobiltelefonen E-Mail und Community-Dienste wie Facebook nutzen oder online einkaufen, auf 28 Prozent gestiegen ist. Im Januar 2010 waren es erst 17 Prozent. Das entspricht, wie Accenture berichtet, knapp 14 Millionen Menschen und einem absoluten Zuwachs von rund sechs Millionen Nutzern.
Ein weiteres Resultat der Befragung: "Sogar 35 Prozent der 14- bis 19-jährigen Internet-Nutzer in Deutschland gehen auch mit ihrem Handy ins Internet. Anfang 2010 waren erst zehn Prozent der Teenager mobil im Netz, das zeigt die jährlich durchgeführte Erhebung. Jugendliche nutzen zum Beispiel dreimal so häufig ortsbezogene Dienste wie Qype und Facebook Places. Ein Drittel (34 Prozent) halten die so genannten Location-based Services für unverzichtbar."
Nach einer Phase der Stagnation im Jahr 2010, bedingt durch die Auswirkungen der Rezession, ging es im Januar 2011 wieder aufwärts mit der Nutzung mobiler Dienste. Eine etwas nüchternere Betrachtung, die nicht nur auf die gar nicht so kaufkräftigen Jugendlichen abstellt, sieht so aus: ?
Das mobile Retailing zieht nach Ansicht von Accenture stark an. Als Beleg gilt vor allem die Nutzung von Diensten wie Preisvergleichen, Ticketbuchungen, Online-Shopping und Online-Banking. Bei diesen Angeboten haben sich die Nutzerzahlen im Schnitt verdreifacht, verglichen mit dem Jahr davor. ?
Bedenken der Anwender gegen Online-Shopping
Die große Masse der Aktivitäten mit den Smartphones sind aber nach wie vor mehr im Bereich von Communities, Unterhaltung und Informationen zu sehen. Hinzu kommt natürlich, dass die schicken Geräte mit ihren vielen Möglichkeiten immer noch hauptsächlich zum Telefonieren benützt werden.
Accenture schränkt selbst die ansonsten hoch gelobten Umfragewerte ein: Trotz komfortabler Geräte und kalkulierbarer Kosten dank Flatrates hätten viele Menschen immer noch Vorbehalte, was die Nutzung über das Telefonieren hinaus betrifft. Es blieben "Hürden in den Köpfen".
Die Marktforscher schreiben: "Seit Jahren unverändert bleiben die Gründe der Befragten, für die mobiles Internet derzeit nicht in Frage kommt: Internet über den PC wird als ausreichend empfunden, und die möglichen Kosten für mobiles Internet werden immer noch als zu hoch eingeschätzt. Gegenüber 2010 haben sich die Werte nicht statistisch signifikant verändert."
Die "Hürden in den Köpfen" haben also mehr damit zu tun, dass die Portemonnaies nicht unendlich groß sind. Selbst wenn man gerne dies und das konsumieren möchte, gibt es "natürliche" Grenzen. Retailer sollten überlegen, mit welchen Vorteilen für den Nutzer sie argumentieren, wenn sie mehr Anteile ihres Umsatzes über Online-Aktivitäten der Konsumenten erzielen wollen. Reine Beschwörungsformeln werden nicht ausreichen.
Was Retailer beachten sollten
So sollten sie besonders die Angst der Handy-Nutzer vor Datenmissbrauch in Betracht ziehen und zur Aufklärung und zur Installation von Sicherheitsmechanismen beitragen. Denn die Sicherheitsbedenken der Nutzer sind im Vergleich zum Vorjahr erneut angestiegen: "Sie befürchten in erster Linie das Ausspionieren von Zugangsdaten (2011: 48 Prozent; 2010: 40 Prozent) und anderen persönlichen Daten (2011: 47 Prozent; 2010: 40 Prozent)."
Nimmt man noch die Bedenken gegen das Bezahlen mit Kreditkarte, die in Deutschland nach wie vor sehr hoch sind, hinzu, dann haben die Retailer noch ein Stückchen Arbeit vor sich, bevor sich die gestiegene Internet- und Smartphone-Nutzung auch für sie richtig rentiert.