Aufsteiger
Christine Lagarde: Die Französin ist seit November die erste Frau an der Spitze der Europäischen Zentralbank. Die Juristin ist keine Ökonomin und sammelte auch keine Erfahrung in der Führung einer nationalen Notenbank. Doch Lagarde navigierte vor einem Jahrzehnt als französische Finanzministerin durch die globale Finanzkrise und spielte danach an der Spitze des Internationalen Währungsfonds eine Schlüsselrolle bei den Rettungsbemühungen für Griechenland. Den neuen Job übernimmt die 63-Jährige in einer schwierigen Zeit: Die Zinspolitik der EZB ist umstritten, genauso wie der Kurs, in großem Stil Staatsanleihen aufzukaufen.
Satya Nadella: Als der Börsenwert von Microsoft im Sommer 2019 eine Billion Dollar überschritt und der Software-Konzern zumindest zeitweise zum teuersten Unternehmen der Welt wurde, war das die symbolische Krönung des Neuanfangs beim einstigen Windows-Dino. Microsoft hat den Erfolg dem Kurswechsel unter Nadella zu verdanken: Er richtete den Konzern auf das Cloud-Geschäft aus und löste ihn aus der Abhängigkeit vom Geschäft mit Windows und Office.
Jennifer Morgan: Mit der Amerikanerin als Co-Chefin von SAP rückte im November erstmals eine Frau an die Spitze eines DAX-Unternehmens vor. Zusammen mit Christian Klein will die 48-Jährige Europas größten Softwarekonzern mit Effizienzsteigerungen, Sparmaßnahmen und noch mehr Fokus auf das Cloud-Geschäft auf Kurs halten. Morgan ist seit 2004 bei SAP und seit 2017 im Vorstand, sie war zuletzt für die Cloud-Geschäftsbereiche verantwortlich. Frei wurde der SAP-Chefposten durch den Wechsel von Bill McDermott zum Cloud-Anbieter ServiceNow.
Hildegard Müller: Die ehemalige CDU-Politikerin soll das Image der deutschen Autobranche wieder aufpolieren. Als neue Chefin des zuletzt glücklos agierenden Lobbyverbandes VDA wird sie auch die Risse im Verhältnis der Autoriesen kitten müssen, unter anderem, wenn es um das Tempo beim Wandel zur E-Mobilität geht. Müller war bis Oktober Netzchefin des Energiekonzerns Innogy, eines großen Betreibers von Ladesäulen für Elektroautos in Deutschland.
Michael Lohscheller: Der 51-Jährige hat den Autobauer Opel aus der Dauerkrise gelenkt. Unter der harten Ägide der französischen Konzernmutter PSA wurden in den deutschen Werken Tausende Stellen gestrichen und Produktionskosten gesenkt, ohne Leute entlassen zu müssen. Zum Halbjahr wies Opel einen operativen Rekordgewinn von 700 Millionen Euro aus. Zum Dank wurde Marathonläufer Lohscheller als erster Deutscher in den PSA-Vorstand berufen.
Absteiger
Werner Baumann: Als Bayer im Mai 2016 zur Übernahme von Monsanto ansetzte, zeigte sich der Chef des deutschen Pharma-Riesen überzeugt, dass der mehr als 60 Milliarden Euro schwere Deal "erheblichen Wert" für die Aktionäre schaffen würde. Doch die US-Klagen, in denen Krebspatienten Monsanto vorwerfen, sie mit dem glyphosat-haltigen Unkrautvernichter Roundup krank gemacht zu haben, machten den Deal zu einem Debakel. Der Aktienkurs halbierte sich im Vergleich zu 2015, die Aktionäre verweigerten Baumann (57) und dem restlichen Bayer-Vorstand bei der Hauptversammlung im April die Entlastung.
Adam Neumann: Der 40-Jährige Gründer des Büroraum-Anbieters WeWork sah sich bereits als Chef als eines börsennotierten Unternehmens, das Dutzende Milliarden Dollar wert ist. Doch der Börsengang wurde abgesagt, nachdem bei US-Börsenaufsicht und Anlegern massive Zweifel am Geschäftsmodell aufkamen. Neumann musste gehen, unter anderem nachdem bekannt wurde, dass er den Markennamen We für mehrere Millionen Dollar an seine eigene Firma verkaufte. Für ihn gibt es trotz des Debakels ein dickes finanzielles Polster: Während 2400 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, wurde ihm der Abschied von der Firmenspitze mit einem mehr als einer Milliarde Dollar versüßt.
Dennis Muilenburg: Der Boeing-Chef steht massiv unter Druck, nachdem bei zwei Abstürzen des vielgenutzten Flugzeugtyps 737 Max 346 Menschen starben. Als Auslöser gilt die Fehlfunktion eines Assistenzsystems und Boeing wird unter anderem vorgeworfen, Airlines und Regulierern nicht ausreichend dessen Funktionsweise erklärt zu haben. Muilenburg muss den Vorsitz im Boeing-Verwaltungsrat aufgeben und wird bei einer Anhörung im US-Kongress mit Kritik überzogen. Er habe auch über einen Rücktritt nachgedacht, gibt er im Herbst zu.
James Dyson: Der britische Erfinder, der die Firma Dyson mit beutellosen Staubsaugern groß machte, wollte den Automarkt mit einem eigenen Elektroauto aufmischen. Doch der 72-Jährige warf im Oktober nach jahrelanger Entwicklungsarbeit und gewaltigen Investitionen das Handtuch. Das Auto sei "fantastisch", aber man sehe keine Möglichkeit, das Produkt kommerziell gewinnbringend zu vertreiben". Dyson hatte 2,5 Milliarden Pfund für das Projekt zurückgestellt, scheint aber das Ausmaß der Herausforderung unterschätzt zu haben.
Bettina Volkens: Die Lufthansa-Arbeitsdirektorin hat im Dauer-Tarifkonflikt mit den Flugbegleitern eine unglückliche Figur gemacht. Nach einem zweitägigen Streik mit rund 1500 Flugausfällen handelte die 56-Jährige mit der Gewerkschaft Ufo eine Schlichtungsvereinbarung aus - die nur wenige Tage hielt. Vorstandschef Carsten Spohr selbst verlangte weitere Garantien der Gewerkschaft, nicht zu streiken. Mit der Umsetzung beauftragte Spohr schließlich Organisationsvorstand Detlef Kayser. Im Dezember trennte sich die Lufthansa von Volkens. (dpa/ad)